Spukende Politiker & Generäle: Halloween-Fieber in den USA

Halloween steht vor der Tür – die Zeit für Kostüme, Kürbisse und Kinderstreiche, für Geister- und Gruselgeschichten. Hochburg des Festes sind die USA. Hier erleben die Freunde von Geistern und Gespenstern einen ganzen Kontinent voller Sehens- und Merkwürdigkeiten und das Übersinnliche treibt Schabernack. Jedes Jahr Ende Oktober finden zudem auch tagsüber in fast allen Städten Umzüge und Feste in Kostümen statt. Im Folgenden sind einige Gänsehaut-Höhepunkte von Küste zu Küste zusammengestellt, die beweisen, dass der Spuk zwar Vergnügen, aber deshalb noch lange kein Märchen ist. In Deutschland wird das Gespensterfest ebenfalls immer populärer. Vielleicht liegt es auch daran, dass die allererste aufgeschriebene Geistersichtung in der Neuen Welt deutsche Einwanderer zum Thema hat. In Montgomery County – nördlich von Philadelphia – entdeckten 1738 Susanna und Elisabeth Reimer einen verzweifelten Geist auf ihrem Scheunendach, der wegen unbezahlter Schulden bei Frau Steinmann keinen Seelenfrieden finden durfte. In kindlicher Naivität versprachen sie, die stattliche Summe für ihn aufzubringen. Natürlich machte Vater Friedrich Reimer keine Anstalten, sein sauer Verdientes für einen Geist wegzugeben. Im folgenden Winter fand man ihn erfroren vor seinem Haus – angeblich hatte der Geist Rache genommen.

Weniger gefährlich ist der Geist von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der USA. Der 1790 gestorbene Erfinder des Blitzableiters streift nachts durch die Bibliothek der American Philosophical Society in Philadelphia, wo ihn die Putzfrauen immer wieder beobachten – eine hat er sogar niedergeworfen, weil sie im Weg stand. Auch seine Statue vor dem Gebäude soll gelegentlich die Straße auf und ab gehen. Und viele Besucher haben den alten Herrn schon auf dem Weg von dort zur Independence Hall entlang tanzen sehen. Sie schwören, dass es der echte Geist Franklins und kein durchgedrehter Schauspieler ist. Auf der Website www.visitphilly.com/history informiert das Tourismusbüro ausführlich über die historischen Attraktionen der ehemaligen US-Hauptstadt.
Ganz im Norden der Vereinigten Staaten, in North Dakota, ist eine ebenso berühmte Persönlichkeit für Spuk verantwortlich. Der legendäre General George Custer, der von den Indianern während der Schlacht am Little Big Horn 1876 massakriert wurde, lebte mit seiner Frau im heutigen Fort Abraham Lincoln bei Mandan. Custer kehrte vom Little Big Horn nicht zurück und bis heute sehen Besucher bei Nacht eine schwarzgekleidete Frau aus dem Fenster des ehemaligen Custer-Hauses heulen. In den Mannschaftsbaracken werden Stimmen und Jammern gehört, Schatten machen die Verpflegungsstation unsicher und imaginäre Pferde stampfen in den Ställen. Fort Abraham Lincoln gilt deshalb als der spukigste Ort ganz North Dakotas. Ab Mitte Oktober rund um Halloween sind Geistersichtungen und Grusel offiziell garantiert. Dann verwandelt sich die Anlage dank vieler freiwilliger „Gespenster“ für zwei Wochen in eine Touristenattraktionen mit Gänsehautfaktor. Ansonsten ist das Fort heute ein offizieller State Park. Auf dem vier Quadratkilometer großen Gelände finden Besucher auch nachgebaute Erdhütten eines Indianerdorfes und einen Campingplatz mit Holzhäusern für Touristen.

Ob es nun am Alkohol liegt oder tatsächlich spukt, müssen die Besucher der Wein-Hochburg Yakima in Washington State selbst entscheiden. Hier führt das P.A.S.T. (Present Paranormal Investigation Team – Ermittlungsteam Paranormales der Gegenwart) in verhexte historische Gebäude im Stadtzentrum. Auf www.pastispresent.net kann man sich für die nächsten Touren anmelden. Es wimmelt nur so von weißen Frauen, Geistern, die durch Wände gehen und geheimnisvollen Fußstapfen. Mit einfachen Spaziergängen geben sich die Geisterjäger der “Washington State Ghost Society” nicht zufrieden. Wenn sie auf die Pirsch gehen, sind sie mit Nachtsichtgeräten, Infrarotkameras, Magnetfelddetektoren und allerlei anderem Schnickschnack ausgerüstet, der in keinem gutsortierten “Ghostbuster”-Haushalt fehlen darf. Damit haben sie unter anderem versucht, einer Handvoll Geister im Oxford-Saloon von Snohomish auf die Schliche zu kommen. In und um dieses ehemalige Bordell aus Pioniertagen, das rund eine Autostunde nordöstlich von Seattle zu finden ist, sollen diverse Personen einst ein gewaltsames Ende gefunden haben. Die Geister der Opfer halten dem Etablissement aber hartnäckig die Treue und sorgen immer wieder für unerklärte Erscheinungen.

Wer auszieht, das Fürchten zu lernen, kommt an Seattle nicht vorbei. Nach dem letzten großen Stadtbrand 1889 wurden beim Wiederaufbau völlig neue Straßenlevels aufgeworfen, so dass in Seattle mehr Erdreich bewegt wurde als beim Bau des Panamakanals. Dieser gewaltige Umbruch von Häusern, Friedhöfen und Orten hat die Geister natürlich völlig durcheinandergebracht. Zu den populärsten Sichtungen gehört Prinzessin Angeline, die Tochter des Indianerhäuptlings Seattle. Wo Ihre Hütte stand, erstreckt sich heute der extrem populäre Pike Place Market. Die Prinzessin wird immer wieder an einer Holzsäule im Untergeschoss gesehen, wo sie mit einer wechselnden Aura still vor sich hinstrahlt und dann plötzlich verschwindet. Zahlreiche Fotografien der Säule zeigen Bildfehler. Obwohl mehrere indianische Schamanen den Geist mit exorzistischen Riten austreiben wollten, ist Angeline noch immer im Markt unterwegs. Mit etwas Glück sieht man sie ja bei einer paranormalen Touristentour.

Während ein Grusel-Marktbesuch bei Tageslicht auch für zartbesaitete Gemüter ja noch beherrschbar ist, werden an der amerikanischen Ostküste ganz andere Kaliber aufgefahren. In New Bern – der alten Kolonialhauptstadt North Carolinas – können Touristen in nachgewiesenen Spukhäusern übernachten. In der Harvey Mansion von 1797 sollte man dann Besuch einer Dame bekommen, die einfach durch die Wand ins Zimmer kommt – seltener ein fünfjähriges Mädchen, das auch keine Türen öffnen kann. Wer die Übernachtung inklusive nächtlicher Kutschenfahrt durch die alte Stadt bei Ghosts of New Bern bucht, erhält als Bettlektüre auch noch den gleichnamigen Bestseller voller Horrorgeschichten. Das Unternehmen bietet ebenfalls spukige Stadtrundgänge für alle die an, die Hotels ohne Geister bevorzugen.

Richtstätten lassen Besucher immer erschaudern, aber im alten Staatsgefängnis von Idaho hört man sogar noch die Schritte und Stimmen der Verurteilten auf dem Weg zum Galgen. Manche Besucher berichten gar, dass sie von den unfreundlichen Geistern gestoßen wurden. Touristen in der Todeszelle? Ja, das Old Idaho Penitentiary in Boise ist seit 1973 geschlossen, heute ein Museum und kann – an bestimmten Tagen sogar nachts – besichtigt werden. Insgesamt zehn Verbrecher wurden in den hundert Jahren seit 1870 hier hingerichtet, von denen Idahos Jack the Ripper – Raymond Allen Snowden – mit Sicherheit immer noch umherspukt. Bei seiner Exekution 1957 versagte der Galgen und statt sich das Genick zu brechen, kämpfte er eine Viertelstunde mit dem Tod bevor er langsam erstickte. Auch sonst war das Gefängnis für seine Brutalität bekannt – der Sandstein machte es im Sommer zu einem Backofen und im Winter zum Eisfach. Nach mehreren Gefangenenunruhen und 110 Toten wurde es geschlossen. Wer sich daran nicht stört, kann sich zur Halloween-Kostümparty am 26. und 27. Oktober im Zellenblock einfinden.

New Orleans ist über alle Zweifel erhaben die unangefochtene Spuk-Hauptstadt Amerikas. Schon beim Bau der Stadt durch die Franzosen 1718 mussten die ersten Kolonialherren Arbeiter aus den Pariser Gefängnissen zwangsrekrutieren – so kamen Mörder, Räuber und Kleinkriminelle in die damals raue Sumpfgegend , die zuvor eine Begräbnisstätte der Indianer war. Mord und Totschlag, Seuchen und andere Katastrophen waren der Humus für eine Unzahl unglaublicher Spuk- und Geistergeschichten. Später kamen dann noch Voodoo und die Filmindustrie Hollywoods, die alles prächtig in Szene setzte, dazu und die Mischung war perfekt.

So sollen der Bruder eines angeblichen türkischen Sultans und sein kleiner Hofstaat im Gebäude der 716 Dauphine Avenue Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschlachtet worden sein – man fand nur noch zerstückelte Leichen, bis auf den Hausherrn selbst: der wurde lebendig begraben. Selbstverständlich ist das Haus voller Spuk und eine Bewohnerin berichtet sogar, dass der Geist des Sultans samt Turban nächtlich in ihr Bett gestiegen ist, beim Einschalten des Lichts aber verschwand. Andere haben zumindest die Robe des Sultans gesehen. Eine gute Infomationsquelle zur Planung eines Stadtrundgangs ist www.neworleansghosts.com.

Voodoo vermischt römisch-katholische Rituale mit einer Vielfalt afrikanischer Glaubens- und Magie-Elemente. Die wurden von den verschleppten Sklaven nach Haiti mitgebracht. Von dort gelangte Voodoo dann nach New Orleans, das im 19. Jahrhundert zur „Voodoo Capital of the US“ wurde. Nach Jahrhunderten der Verbote ist Voodoo in New Orleans heute akzeptiert und hat viele Anhänger. Wer sich für die Religion interessiert, sollte im Voodoo Museum vorbei schauen, dem einzigen seiner Art in den USA. Eines der meist besuchten Gräber in den Südstaaten steht auf dem St.Louis Cementery und soll die sterblichen Überreste von Madame Laveau enthalten, der berühmten Voodoo-Queen.