Reisekrankheit – das Üble am Reisen

Reisekrankheit
Eine aufkommende Reisekrankheit kann einem die vermeintlich schönsten Tage des Jahres mächtig verleiden.

„Mama, nein, da vorne kommt schon wieder eine Kurve!“ Nicht nur Kinder leiden unter der Reisekrankheit, die einem den Spaß am unterwegs sein – im wahrsten Sinne des Wortes – verübeln kann. Doch was tun, wenn der Magen einfach nicht mitspielt und schon bei kleinsten Bewegungen des Gefährts in Wallung kommt? Wenn feuchte Hände und pochende Kopfschmerzen ein deutliches Signal für ein womöglich langanhaltendes Unwohlsein sind?

Aber warum spielen Körper und Magen eigentlich verrückt? Die Augen und das Gleichgewichtsorgan im Innenohr senden bei schaukelnden Fahrten widersprüchliche Informationen ans zentrale Nervensystem. Das Nervensystem ist die strukturierten Abläufe „an Land“ gewöhnt. Nun interpretiert es die turbulenteren Bewegungen und nicht übereinstimmenden Eindrücke als Alarmsignal, ähnlich wie bei einer Vergiftung. Daher wird das Brechzentrum im Hirnstamm angesteuert und das Ergebnis ist bei manchen Menschen Übelkeit.

Bei einer Reisekrankheit gehen leider oft Übelkeit und Kopfschmerzen Hand in Hand.

Also was tun, wenn jede Reise zur Qual wird? Definitiv sollte vor Antritt nur leichte Kost zu sich genommen werden. Wenn der Magen Schwerstarbeit zu erledigen hat, ist dieser schon angestrengt genug und reagiert noch empfindlicher auf Schwankungen. Sich ganz nüchtern auf die Reise zu begeben, empfiehlt sich aber auch nicht. Die Magensäfte wollen schon ein bisschen beschäftig sein. Gesunde Snacks wie Apfelschnitze, Karottenstifte oder Gurkenscheiben bieten sich als leckerer Reiseproviant an. Tee – ob kalt oder warm – ist ein bewährtes Getränk, mit dessen wohltuenden Wirkstoffen dem unguten Gefühl entgegengewirkt werden kann. Besonders zu empfehlen, ist die Kombination von Anis, Fenchel und Kümmel. Aber auch ein einfacher, klassischer Kamillentee bringt Ruhe in den Bauch.

Tipp: Besonders bewährt sich die antibakterielle und antiemetische, also gegen Erbrechen wirkende Ingwerknolle. Nicht nur in leckeren, scharfen asiatischen Gerichten hilft diese, dem Magen auf die richtige Spur. Der frische Ingwer, etwa ein daumengroßes Stück, wird geschält, in dünne Scheiben geschnitten und mit heißem Wasser aufgegossen. Vorsicht: das Gebräu sollte nicht zu scharf werden, daher immer wieder probieren und dann abgießen. Mit wenig Honig und Zitronenscheiben würzen. Am besten schon vor Fahrtbeginn die eine oder andere Tasse zu sich nehmen. Viele schwören auf die Ingwer-Therapie. Dazu mehrere Tage vor der Reise pro Tag circa zwei Gramm frischen Ingwer verzehren oder mit der Trinkkur beginnen. Egal welches Getränk der persönliche Favorit ist. In einer Thermoskanne kann dieses bequem mit auf die Reise genommen werden.

Nicht wenigen schlägt das Reisen übel auf den Magen.

Die altbewährte Empfehlung, einfach tief durchzuatmen entspannt den ganzen Körper und hilft oft auf die Schnelle. Frische, kühle Luft hat daher definitiv höchste Priorität. So sollten genügend Pausen beim Verreisen von Anfang an eingeplant werden. Sicherlich nicht direkt neben einer Tankstelle bei einer Autofahrt. Ein kurzer Abstecher ins Grüne lohnt da mehr. Dieser kann schon ein Teil des Urlaubs sein und ist mit einem kleinen Picknick zugleich eine willkommene Abwechslung.

Sehr beliebt sind daneben Reisekaugummis. Zum einen helfen Kaubewegungen, die den Speichelfluss anregen, zum anderen enthält die Kaumasse ausgewählte Substanzen, die vor allem die nervösen Magensäfte beruhigen.

Medizinische Unterstützung in Form von Tabletten, Säften oder Sirup, Pflaster oder Zäpfchen müssen vor Antritt der Fahrt verwendet werden. Nur so hat der Körper genügend Zeit, sich auf die schwankenden Bewegungen einzustellen. Die Histaminrezeptoren H1 im Gehirn sollen gehemmt werden. Dadurch kann die Stimulation des Brechzentrums im Gehirn unterdrückt werden. Vorsicht ist allerdings geboten! Viele der hemmenden Helferlein machen sehr müde. Die Reaktionszeit und -geschwindigkeit ist oft eingeschränkt. Daher kann es gerade im Straßenverkehr sehr gefährlich werden. Auch bei Kindern ist Zurückhaltung geboten.

Bei aufkommender Reisekranklheit sollte nur im äußersten Fall auf Medikamente zurückgegriffen werden.

Tipp: Stimulation des Druckpunktes Nei-Kuan, der etwa zwei Zentimeter unterhalb des Handgelenks in den Innenseiten des Unterarms liegt. Dieser ist mit den Fingern zwischen den zwei kräftigsten Sehnen zu finden. Wird er für mindestens eine Minute abwechselnd links und rechts gehalten, hat dies eine beruhigende Wirkung auf den Magen, entspannt und löst die innere Unruhe. Ein spezielles Akupressurband, das wie ein Armband an beiden Handgelenken getragen wird, übt mittels eines Knopfs auf der Innenseite ebenfalls einen leichten Druck auf den Nei-Kuan-Punkt. Diese Methode hilft wohl zuverlässig in wenigen Minuten gegen den Brechreiz.

Ablenkung bringt zusätzlich die Beschallung mit der Lieblingsband oder ein spannendes, mitreisendes Hörbuch. Auf jeden Fall muss der Blick aufs allzeit beliebte Smartphone ausgesetzt werden. Auch Leselektüre aus Papier ruft meist dieselben üblen Reaktionen in der Bauchgegend hervor und das kann dann schnell nach oben losgehen. Der Blick sollte geradeaus in Fahrtrichtung sein. Für die kleinen Mitreisenden empfiehlt sich ein Nackenkissen, damit das Köpfchen nicht hin und her wackelt. Vor allem sollte sich ein Nickerchen ankündigen. So vorbereitet, steht einem entspannten Ankommen am Reiseziel nichts mehr im Wege.