Ostfriesisch-Sahara inmitten der Nordsee

Am Borkumer Nordstrand sieht manch einer den Sand vor lauter Strandkörben nicht. (Foto: Karsten-Thilo Raab)
Am Borkumer Nordstrand sieht manch einer den Sand vor lauter Strandkörben nicht. (Foto: Karsten-Thilo Raab)

Gefühlte 40 Grad im Schatten und da ist kein Schatten. Durstige Verzweifelung! Allein mein eiserner Wille bewahrt mich davor, im Sand zusammenzubrechen. Fuß vor Fuß gesetzt. Schritt um Schritt kämpfe ich mich durch den glühend heißen Sand vorwärts. Kein Wasser in Sicht. Zumindest kein Trinkbares. Zwei Kinder am Rande des Dahinschmelzens und Verdampfens im Schlepptau, ja, so schön kann Urlaub sein! „Ha!“, werden Sie jetzt vielleicht denken, „wie kann man denn auch mit Kindern Wüstenurlaub buchen – muss es denn immer verrückter werden mit den Urlaubsdestinationen?!“

Ähnliche Gedanken schossen auch mir durch den glühenden Schädel. Warum, fragte ich mich, warum nur mussten wir ausgerechnet ins wilde Ostfriesland? Warum auf eine Insel? Warum nach Borkum mit seinem 26 Kilometer großen Strand? Zu Hause ist es doch auch ganz schön. Und vor allem kühl. Die Gefahren so wie die Hausnummern sind berechenbar.

Nicht so in diesem Teil Ostfrieslands, genauer am herrlich breiten Strand der Nordseeinsel Borkum: „Ihr Strandkorb, nö, der hat die Nummer vierundvierzich`, nöch? Unn` der ist mann beige vonne Farbe, nöö, und dann so mit grünen Streifen, kiek mol, da vörn, inne feifte Reihe vorn Waterkant, nöch?“ hatte der emsige Strandkorb-Vermieter mir erklärt, nachdem er mir für nur ein Monatsgehalt den Schlüssel für unseren Strandkorb in die Hand gedrückt hatte.

Ein ums andere Mal zogen wir unsere Runden durch die vierte, dritte, fünfte, sechste, vierte, zweite, siebte, vierte, erste, vierte Reihe – und fanden… so manche Nummer 44. Nur keine beige-grüne. Kurz vor dem Total-Zusammenbruch der gesamten Familien-Karawane sagt die Lütte von 14 Lenzen in pubertärer Coolness: „Blau ist das neue grün!“ – entreißt mir den Schlüssel aus der schweißigen Hand, steckt den ihn ins Schloss eines weiß-blauen Strandkorbes, auf dem abermals die ersehnte Nummer 44 gepinselt ist – und siehe da, er passt!

Wie sie das denn gemacht hat, möchte ich von ihr wissen. Lächelnd zeigt sie auf die seitliche Aufschrift des Schattenspenders: „44 Grün“ steht dort winzig klein geschrieben. Ostfriesische Logik oder das Werk eines Spaßvogels? Wir werden es niemals herausfinden, sind aber froh und dankbar, dieses Wagnis überlebt zu haben und fest entschlossen, im nächsten Jahr nicht wieder einen Abenteuerurlaub zu buchen.

Buchtipp: Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Reisehandbuch Borkum, ISBN 978-3-939408-21-5, Westflügel Verlag. Erhältlich ist der Reiseführer für 13,90 Euro im Buchhandel oder direkt beim Westflügel Verlag.

Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Borkum – Die schönsten Seiten – At its best, ISBN: 978-3-95400-157-6, Sutton Verlag. zum Preis von 14,95 Euro im Buchhandel oder direkt beim Sutton Verlag.

Tipp: Die schönsten Impressionen der Insel Borkum hat Karsten-Thilo Raab unter dem Titel „Borkum“ in einem Wandkalender zusammengestellt. Erhältlich ist dieser in den Formaten A2 bis A5 unter anderem im Kalendershop des Mortimer Reisemagazin und bei Amazon sowie im Buchhandel.

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