Lustiges Passagierwiegen bei Uzbekistan Airways 

Uzbekistan Airways will seine Passagiere vor dem Betreten der Maschine verwiegen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Uzbekistan Airways will seine Passagiere vor dem Betreten der Maschine verwiegen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Mit seinen Palästen, Minaretten, Moscheen, steinalten Festungen, Karawansereien und Oasen schwingt sich Usbekistan mehr und mehr zu einem beliebten Reiseziel an der legendären Seidenstraße auf. Wobei allein der Klang der Namen von Oasenstädten wie Chiwa, Bukhara oder Samarkand unweigerlich Träume aus 1001 Nacht weckt. Gerne wird angesichts des Charmes solcher Städte von den Reisenden die Tatsache verdrängt, dass die ehemalige Sowjetrepublik seit Jahr und Tag von einem diktatorischen Regime regiert wird. Wohl auch, weil der gemeine Touristen mit Ausnahme der etwas umständlichen Einreisekontrolle kaum etwas davon mitbekommt.

Dabei erhält das Reisen nach und in Usbekistan nun ein besonderes Geschmäckle. Zumindest dann, wenn man mit Uzbekistan Airways unterwegs ist. Die staatliche Airline, die unter anderem die Hauptstadt Taschkent mit Frankfurt am Main verbindet, geht nämlich dazu über, nicht nur die Koffer und das Handgepäck, sondern gleich auch den gesamten Fluggast mit zu verwiegen.

Vor dem Abflug sollten die Passagiere am Flughafen in Taschkent nicht zu viel shoppen und essen, damit sie nicht zu viel auf die Waage bringen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Vor dem Abflug sollten die Passagiere am Flughafen in Taschkent nicht zu viel shoppen und essen, damit sie nicht zu viel auf die Waage bringen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Klar, ist es mit Blick auf den einen oder anderen Passagier durchaus mal interessant, zu erfahren, was der oder die so auf die Waage bringt. Schließlich lassen sich auch ungemeldete Massendemonstrationen auf zwei Beinen gerne mal durch die Lüfte transportieren, zumal sie ob ihrer Leibesfülle in der Regel schlecht zu Fuß sind. Dann gibt es unter den Fluggästen natürlich auch jene dürren Bohnenstangen, die eigentlich Bleischuhe tragen müssten, um nicht von den Düsen des Flugzeuges über das Rollfeld gepustet zu werden.

Die Fluglinie begründet die ungewöhnliche Maßnahme mit der Sicherheit der Passagiere. Wobei nicht ganz klar ist, wie das Wissen, wie viel der Nebenmann oder die rundliche Frau in Reihe sieben wiegt, die Sicherheit erhöhen soll? Üblicherweise kalkulieren Airlines den Kerosinverbrauch etc. mit einem Durchschnittswert, den sie für alle Fluggäste zugrunde legen.

 Uzbekistan Airways wagt mit der Waage eine ungewöhnliche Aktion, deren Sinn sich auch sehr vage nicht erschließt. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Uzbekistan Airways wagt mit der Waage eine ungewöhnliche Aktion, deren Sinn sich auch sehr vage nicht erschließt. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Um Skeptikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, stellt Uzbekistan Airways klar, dass die so erhobenen Daten vertraulich behandelt würden. In einer Diktatur ist es ja auch ein Leichtes, den Passagieren, die hinter einem in der Schlange stehen, zu verbieten, auf die Anzeige der Waage zu starren. Das sollte mal einer wagen. Dann wird sich die Waage in Justizias Hand zu seinen Ungunsten senken.

Da sich das individuelle Gewicht auch nicht im Flugpreis niederschlagen soll, bleibt offen, was das Ganze überhaupt soll. Will der Staat vielleicht ermitteln, ob der geneigte Urlauber während seines Usbekistan-Aufenthalts zu- oder abgenommen hat? Oder will man so sicherstellen, dass sich nicht drei dicke Wombel nebeneinander in eine Sitzreihe quetschen müssen.

Quietschschwarz-kleinVielleicht geht es aber auch darum, dass Flugzeug gleichmäßiger zu beladen. Wir kennen das ja alle von Bootsausflügen. Wenn sich zu viele Menschen beispielsweise gleichzeitig auf der Backbordseite tummeln, könnte das Schlauch- oder Ruderboot kentern. Gut, von Flugzeugen, die wegen einseitiger Sitzplatzverteilung Schlagseite bekommen, haben die meisten bis dato wohl eher selten gehört.

Offen ist auch, wie genau das Wiegen erfolgt. Können die Leute in voller Montur auf die Waage steigen oder wäre es nicht sinnvoller, die Passagiere zu bitten, sich im Adamskostüm wiegen zu lassen? Dann könnte Usbekistan das Geld für die obligatorische Sicherheitskontrolle sparen. Schließlich würde es wohl niemand wagen, nackt mit Waffen eine Waage zu betreten. Aber das ist nur eine vage Vermutung…

Buchtipp: Weitere augenzwinkernde Beiträge von Karsten-Thilo Raab finden sich auch in dem neuen Buch „Quietschschwarz“ (ISBN 978-3-939408-30-7), das für 9,99 Euro im Buchhandel oder versandkostenfrei direkt beim Westflügel Verlag erhältlich ist.