Livigno – die Ski(r)evolution in Klein-Tibet

Ski(e)evolution
Das Museum Ski(e)evolution wirft einen Blick auf die lange Ski-Historie. – Foto APT Livigno/Fabio Borgo

Livigno ist das schneereichste Sandwich zwischen St. Moritz und Bormio. Dank seiner Höhenlage und Abgeschiedenheit heißt das lombardische Bergdorf auch „Klein-Tibet“. Eine einmalige Ausstellung wirft nun einen Blick auf die lange Ski-Historie des Hochtals und erzählt von Schmugglern, Kriegsveteranen und Olympioniken.

Derzeit hat das Paradies geschlossen. Aber sobald Reisen nach Italien wieder möglich sind, lockt das lombardische Pisten- und Powderdorf Livigno mit allem, was Skifahrer brauchen: Schneesicherheit zwischen 1.800 und 3.000 Meter, zwei Skigebiete mit verschiedenen Hangexpositionen und Charakteren, eine lebhafte Shopping- & Kulinarik-Kultur – und der höchstgelegene Wellness-Tempel Europas.

Ski(e)evolution
Ski(e)evolution befindet sich im ersten Stock des Aquagranda Active You! und kann täglich von 8 bis 22 Uhr bestaunt werden. – Foto APT Livigno/Fabio Borgo

Und genau hier, im „Aquagranda Active You!“, in Spazierentfernung zu den 250 Duty-Free-Läden in der Fußgängerzone, wartet eine weitere Einmaligkeit: das Ski-Museum namens „Ski(R)Evolution“. Mit rund 140 Skimodellen, die alle eine eigene Geschichte zu erzählen haben. Und einem Geschichtenerzähler, der ein echtes Original ist.

Schmuggler-Ski mit Leder-Bindung

„Schmuggler-Ski hatten eine Bindung aus Seilen und Leder, die man schnell an- und ablegen konnte. Wenn ein Schmuggler verfolgt wurde, konnte er die Ski mit dem Messer abtrennen – und entkommen!“ Ski-Geschichte(n) wie diese hat Sandro Mottini mehr als Schneekristalle an Neujahr. Über 500 Paar Ski nennt der 86-Jährige sein Eigen. Seine 140 spannendsten Latten zeigt er in einer Dauerausstellung im Aquagranda. Doch die wahrscheinlich spannendste Geschichte ist seine eigene: Livigno war in den Fünfzigern noch bettelarm. Daher auch die rege Schmuggelei Richtung Engadin und Bormio.

Sandro Mottini mit seinen Kindern auf einem Ski mit fünf Bindungen.- Foto APT Livigno

Sandro Mottini wurde 1934 in dem lombardischen Bergdorf geboren, wurde 29 Jahre später 1953 einer der ersten Skilehrer in seinem Heimatdorf – und Mitbegründer der ersten Skischule. Mit der Winteröffnung des Foscagno-Passes 1952 begann der Wintertourismus in dem abgeschiedenen Bergtal. „Der erste Skilift wurde 1953 von Kriegsveteranen gebaut. Er kostete 30 Lire (umgerechnet etwa 1,5 Cent) pro Bergfahrt und wurde mit einem Lastwagenmotor betrieben“, erinnert sich Sandro.

Ein wandelndes Ski-Lexikon

„Ski waren in den Fünfzigern und Sechzigern sehr lang“, erzählt der 86-jährige Skipionier. „Auf ein Paar, das stolze zwei Meter 63 lang war, montierte ich fünf Paar Bindungen hintereinander. Meine Kinder und ich hatten viel Spaß damit.“ Sandro Mottini arbeitete damals als Bäcker und Konditor. So konnte er nachts arbeiten und tagsüber Ski fahren. Er war so skiverrückt, dass er bis nach Norwegen und Amerika reiste, um zu sehen, wie die Leute dort Ski fuhren.

Mit 86 Jahren immer noch verrückt nach Skifahren: Sandro Mottini. – Foto: APT Livigno

So brachte er in den Achtzigerjahren das Ski-Ballett und das Freestyle-Skifahren mit nach Livigno. Kein Wunder, dass seine Söhne die ersten Buben aus Livigno waren, die als Freestyler bei den Olympischen Winterspielen in Albertville 1992 und Lillehammer 1994 teilnahmen. Und der olympische Traum von Livigno lebt! Denn bei den Olympischen Spielen 2026 in Mailand und Cortina finden die Freestyle-Bewerbe wo statt? Genau, in Livigno! Weitere Informationen unter www.livigno.eu.