Litchfield National Park: Baden mit Kängurus

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Im Litchfield National Park laden die Buley Rockholes zum baden ein. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Ein wenig wie eine löcherige Käseglocke wirkt das Moskitonetz, das mit seinen vier klappbaren Stangen in Sekundenschnelle über dem Schlafsack und der Isomatte aufgestellt ist. Während im Lagerfeuer die letzten Flammen lodern und die glühende Asche eine wohltuende Wärme abstrahlt, kühlt es sich mit Einbruch der Dunkelheit spürbar ab. Der Stern des Südens und viele andere Himmelskörper sind ebenso deutlich zu erkennen, wie die Milchstraße. Derweil sorgen die unzähligen Sternschnuppen schnell dafür, dass einem schon nach zehn Minuten die Wünsche ausgehen.

Die Mount Bundy Station liegt inmitten vom Nichts. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Die Ruhe hier auf dem Areal der Mount Bundy Statio am Rande des Litchfield Nationalparks in Australiens Northern Territory wird nur durch das helle Fipsen der Fledermäuse und das dumpfe Geräusch, das Hunderte von Wallabys mit ihren kleinen Sprüngen produzieren, gestört. Die kleinen Brüder der Kängurus sind vorwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv und hüpfen auf der Suche nach Essbarem bisweilen fast in Greifweite der Schlafsäcke schmatzend durch die Gegend.

Weckruf für die Natur

Neugierig beobachten die Kängurus die Szenerie an der Mount Bundy Station. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Lange bevor ein Hahn für gewöhnlich auch nur daran denkt, seinen morgendlichen Weckruf zu starten, hat Luke das Lagerfeuer wieder entfacht. Es ist 4.50 Uhr. In einem schwarzen Kessel blubbert das Teewasser vor sich hin. Ein wenig schlaftrunken pellt sich einen nach dem anderen aus dem Schlafsack, um dann im Zickzackkurs seinen Weg zwischen den Hinterlassenschaften der Wallabys zum wärmenden Feuer anzutreten.

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Luke ist Fahrer, Guide, Koch und Entertainer in Personalunion. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Hopp, hopp. 20 minutes longer in bed are 20 twenty minutes mist out on gorgeous nature“, trällert Luke der kleinen, achtköpfigen Gruppe bestehend aus Rucksacktouristen aus Irland, Italien, Deutschland und den Niederlanden fröhlich entgegen. Der Tourguide ist hoch motiviert, den bevorstehenden Tag im Litchfield Nationalpark optimal auszunutzen. Da zählt jede Minute. Auch um einige der Naturschönheiten in Ruhe genießen zu können, bevor hier im Laufe des Tages ganze Touristenhorden einfallen.

Von der Kuhfarm zum Nationalpark

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Gigantisch groß sind die Termitenhügel im Litchfield National Park. – Foto Karsten-Thilo Raab

„Früher war Litchfield eine riesige Kuhfarm, heute ist es 1.461 Quadratkilometer kontrollierte Wildnis, die in weiten Teilen leicht zugänglich ist“, weiß der mit einem kakifarbenen Hemd und Schlapphut bekleidete Luke, der als Fahrer, Guide, Koch und Entertainer in Personalunion fungiert. An die ursprüngliche Nutzung des riesigen Areal, das von einer asphaltierten Straße durchzogen wird, erinnert heute in Litchfield lediglich noch das alte Farmhaus Blyth Homestead.

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Die Magnetic Termite Mounds wirken wie altertümliche Grabsteine. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Unweit der kleinen Minenarbeiterstadt Batchelor, dem Tor zum Nationalpark, wartet mit den Magnetic Termite Mounds ein erstes, ganz besonderes Naturphänomen. Die flachen, oft drei oder vier Meter hohen Termitenhügel sind exakt in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet und weltweit nur hier zu finden. Die staatenbildenden Insekten benötigen ganz spezielle Rahmenbedingungen, um überleben zu können. Sie siedeln sich in Überschwemmungsgebieten an und sorgen mit der Bauweise ihres Hügels, der optisch an überdimensionierte Grabsteine erinnert, für einen Lebensraum, in dem ganzjährig exakt 31 Grad Celsius vorherrschen. Einen kaum minder beeindruckenden Kontrast bilden die fast doppelt so hohen kathedralenförmigen Termitenhügel, die sich in nur wenigen Hundert Metern Luftlinie gen Himmel schieben.

Klimatisierte Termitenbauten

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Einfach faszinierend, was die kleinen Termiten für riesige Behausungen bauen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Die Termitenhügel sind wasser- und feuerfest und dazu noch optimal klimatisiert“, verweist Luke auf die Tatsache, dass die Hügel binnen zehn Jahren um etwa einen Meter wachsen. Umso erstaunlicher, dass einige der Giganten locker an die Acht-Meter-Marke reichen, zumal, wie Luke beteuert, pro Termitenhügel nur eine Königin zu finden sei.

Auch putzige Koalas sind in Teilen des Litchfield National Parks anzutreffen

Landschaftlich ist der nach dem Abenteurer und Goldsucher Frederick Henry Litchfield benannte Nationalpark auf den Sandsteinplateaus durch ausgedehnte Waldflächen, in denen vor allem Eukalyptusbäume gedeihen, und in den zahlreichen Schluchten von Monsun-Regenwäldern durchzogen. Ein Areal, in dem sich kleine Kängurus und Beutelmarder ebenso wohl fühlen wie handgroße Seidenspinnen, Feldermäuse, Keilschwanzadler, Kakadus und Sittiche.

Faszination Wasserfall

Ein beliebter Badeort sind die Wangi Falls. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Hauptanlaufpunkt sind aber die faszinierenden Wasserfälle. Während auf die tief in eine enge Schlucht hinabstürzenden Tolmer Falls lediglich ein Blick von einer Aussichtsplattform geworfen werden kann, laden die Florence Falls zu einem erfrischenden Bad ein. 135 Stufen geht es hinunter durch einen Monsun-Regenwald ehe das von der Natur geschaffene Schwimmbecken, in das sich gleich zwei Wasserfälle ergießen, erreicht ist.

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Nicht zu unterschätzen sind die Salties, die in diesem Teil Australiens anzutreffen sind. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Ebenso leicht zugänglich sind die kaum minder populären Wangi Falls. Hier hat das Paradies allerdings einen Stich. Nach starken Regenfällen und während der Wet Seasons, der teils von heftigen Niederschlägen und Stürmen geprägten Jahrszeit zwischen November und April, ist hier das Schwimmen unmöglich. Denn dann kommen die gefährlichen Salzwasserkrokodile landeinwärts und bevölkern auf ihrer Nahrungssuche auch den Bereich des Wasserfalls. Und so checken die Park-Ranger auch während der Dry Season, der trockenen Jahreszeit zwischen Mai und Oktober, vorsichtshalber täglich das Areal ganz gründlich, ehe die Wangi Falls zum Baden freigegeben sind.

Badespaß im Felskrater

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Das Buley Rockhole lädt zu einem Süprung ins kühle Nass ein. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Selbst an solchen Tagen muss dank der vielen anderen, sicheren Bademöglichkeiten niemand auf eine Abkühlung verzichten“, so Luke mit  Blick auf die spektakulären Buley Rockholes. Über eine Länge von mehreren Hundert Metern wechseln hier kleine Wasserfälle und Kaskaden mit tief ausgehöhlten Felskratern im Flusslauf. Ein natürliches Badeparadies, das mit dem glasklaren Wasser des Florence Creek gespeist wird, und zeigt, warum der Litchfield National Park längst mehr als nur ein offener Geheimtipp unter Naturliebhaber ist. Was nicht nur damit zusammenhängt, dass hier die Wallabys von einem sicheren Felsvorsprung aus wie  Voyeure den Besuchern beim Baden zuschauen.

Wissenswertes zum Litchfield National Park

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In den Staustufen lässt sich bei wohlig warmen Wassertemperaturen entspannen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Informationen: www.litchfieldnationalpark.com

Lage: Der Litchfield National Park liegt 130 Kilometer südwestlich von Darwin, der Hauptstadt des Northern Territory, und ist von dort über den Stuart Highway Richtung Batchelor und von dort weiter über die Litchfield National Park Road zu erreichen.

Litchfield Park Touren: Wayoutback Australian Safaris bietet ab Darwin Tagestouren und Zweitagestouren mit Übernachtung an. Informationen unter www.wayoutback.com.