Lëtzebuergesch – Zwergensprache aus dem Großherzogtum

Rund 390.000 Menschen weltweit sprechen Luxemburgisch. Oder, wie es richtig heißen muss: Lëtzebuergesch. Diese moselfränkische Sprachvariante des Westmitteldeutschen wurde im Jahre 1984 zur Nationalsprache erhoben und bildet im Großherzogtum Luxemburg neben der deutschen und französischen Sprache die dritte Amtssprache. Man ist stolz auf sein Land und zeigt dies auch durch den häufigen Gebrauch ihrer eigenen Sprechweise. Lëtzebuergesch bildet ein wichtiges Rückrad der nationalen Identität. Deshalb lautet ein beliebtes Motto der Luxemburger auch: „Mir wölle bleiwe wat mir sin!“ – „Wir wollen bleiben, was wir sind!“.

Kinder im Großherzogtum lernen Lëtzebuergesch als Muttersprache, bevor sie Deutsch und schließlich in der Schule Französisch und Englisch hinzulernen. Dass Luxemburg einen Schmelztiegel der Kulturen und einen Mittelpunkt Europas bildet, merkt man eben auch an der Sprachvielfalt der Einwohner. Die luxemburgische Sprache wird dabei weniger schriftlich als vielmehr mündlich verwendet. Gleichwohl kommt der „Wonschziedel“ (Wunschzettel) des Nachwuchses meist auf Lëtzebuergesch daher. Auch viele „Radiosemissioun“ (Radiosendungen) und das Fernsehprogramme werden in Luxemburgisch ausgestrahlt. In den Printmedien überwiegt die deutsche und französische Sprache. Für Lokalnachrichten, Werbung, Glossen und Kommentare verwenden die Medien des Großherzogtums allerdings bevorzugt die luxemburgische Sprache. Außerdem sind die Ortsnamen auf den Verkehrsschildern in Französisch und Luxemburgisch angegeben.

Jugendliche verwenden ihre Landessprache überwiegend für das Verfassen von Emails und SMS, wie neueste Forschungen zeigen. Diese Tatsache dürfte alle freuen, denen am Erhalt dieser besonderen Sprache gelegen ist. Immerhin hat die UNESCO in ihrem im Februar 2009 herausgegebenen Atlas der bedrohten Sprachen das Luxemburgische als „unsichere Sprache“ aufgeführt. Dieses „unsicher“ bildet laut UNESCO die erste von fünf Stufen auf dem Weg zum Aussterben einer Sprache.

Ein wenig verwunderlich wirkt die Tatsache, dass das „Gesetz über den Gebrauch der Sprachen“ von 1984 zwar auf Französisch abgefasst ist, aber als Artikel eins beinhaltet, dass „Die Nationalsprache der Luxemburger (..) Luxemburgisch“ ist.

Ein Blick in die vielversprechenden Speisekarten des Landes kann einem ausländischen Besucher manchmal nicht nur das Wasser im Munde zusammen laufen lassen, sondern auch ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Und das sogar, wenn die Menüs ganz frei von Kichererbsen sind.

Manch einer, der zum ersten Mal mit Lëtzebuergesch in Kontakt kommt, denkt vielleicht im ersten Moment an eine Zwergensprache, könnte doch die Buchstabenfolge für ungeübte Leser kaum ungewöhnlicher sein. Einen „Bettseecheschzalat“ als Vorspeise zu bestellen gelingt sicher mit einem entschlossenen Fingerzeig auf dieses knackige Gericht aus Löwenzahnblättern in der Speisekarte. Gleiches gilt beim Ordern von „Liewerkniddelen“ (Leberknödeln) oder „Schnuddelhong“ (Truthahn mit Maronen).

Vielleicht zeigt sich der Ober aber auch von Beginn an gnädig und händigt einem ein deutsch- oder französischsprachiges Exemplar der Speisekarte aus. Dann entgeht einem zwar der ein oder andere „verwurelt Gedanken“ (verwirrte Gedanken, Name für ein frittiertes Gebäck) und die Freude an solchen Buchstabenkreationen wie „luisgekachtent Ee“ (weichgekochtes Ei). Dafür kann man aber umso zügiger zur „Forschett“ (Gabel) greifen und sich einen „gudden“ (Guten Appetit) wünschen. Gesättigt von einem köstlichen Mahl, beseelt von gutem Wein, kommt den meisten Gästen dann meist schon ganz routiniert ein freundliches „D` Rechnung wenn ech geliftet“ über die Lippen.

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