Kitzsteinhorn – Skilegende mit Suchtfaktor

Von den beiden Aussichtsplattformen am Kitzsteinhorn bieten sich famose Ausblicke auf den Nationalpark Hohe Tuaern. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Von den beiden Aussichtsplattformen am Kitzsteinhorn bieten sich famose Ausblicke auf den Nationalpark Hohe Tuaern. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Zugegeben, 41 Pistenkilometer klingen eher mau – vor allem für die Kilometerfresser unter den Abfahrern. Dennoch ist das „Kitz“ absoluter Kult. Und dies seit mehr als fünf Jahrzehnten. Bereits 1965 wurde auf dem Kitzsteinhorn das erste Gletscher-Skigebiet Österreichs in Betrieb genommen. Ein fast schon legendäres Areal auf bis zu über 3.000 Metern über dem Meeresspiegel mit top präparierten Pisten für jede Könnerstufe, einer drei Kilometer lange Langlaufloipe, Funslopes sowie Freeride-Routen und nicht zu vergessen, der „Black Mamba“, einer knapp einen Kilometer lange, schwarzen Piste mit einem Gefälle von 63 Prozent.

„Alles, was im internationalen Skizirkus Rang und Namen hat, war schon hier zum Training“, zeigt sich auch Heli Schneider von den Bedingungen auf dem berühmter Gletscher mehr als angetan. Gleichzeitig räumt der sympathische Skiguide mit einer weit verbreiteten Mär auf: „Ganzjährig lässt sich hier leider nicht mehr Ski fahren“, verweist der passionierte Skifahrer auf die Tatsache, dass selbst hier auf 3.000 Metern die Schneekanonen heutzutage immer häufiger zum Einsatz kommen.

30 Gipfel über 3.000 Metern

Kitzsteinhorn
Das „Kitz“ ist Österreichs ältestes Gletscher-Skigebiet. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Der Klimawandel macht eben auch vor einem der höchsten Gipfel im Salzburger Land nicht Halt. Gleichwohl sind die Bedingungen selbst in schneearmen Wintern um ein Vielfaches besser als an den übrigen Hängen in dem überaus beliebten Skigebiet zwischen Zell am See und Kaprun.

Die An- und Aussichten hoch über dem Gletscher sind faszinierend. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Die An- und Aussichten hoch über dem Gletscher sind faszinierend. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Dabei ist das „Kitz“ beileibe nicht nur für Snowboarder und Skifahrer ein lohnendes Ziel. Allein der famose Panoramablick lohnt die Fahrt hinauf: im Blickfeld erscheinen der je nach Lichteinfall mal türkisgrün, mal tief schwarz wirkende Zeller See, die Pinzgauer Grasberge und sowie der Naturpark Hohe Tauern mit nicht weniger als 30 Gipfeln über 3.000 Metern.

Glückshormon-Ausschüttungs-Garantie am Kitzsteinhorn

Heli Schneider mit einer kleinen Skigruppe am Kitzsteinhorn. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Heli Schneider mit einer kleinen Skigruppe am Kitzsteinhorn. (Foto Karsten-Thilo Raab)

„Bei klarer Sicht kommen hier von der Zugspitze über den Wilden Kaiser und den Watzmann bis hin zum Großglockner, Großvenediger und Hocheiser die höchsten Gipfel Österreichs in den Blick“, gerät Heli Schneider ins Schwärmen. Die An- und Aussichten von den beiden Panorama-Plattformen des Kitzsteinhorns sind derart faszinierend, dass manch ein Skifahrer fast schon vergisst, die Bretter wieder unterzuschnallen. Keine Frage, das Kitzsteinhorn hat Suchtfaktor – garniert mit einer Glückshormon-Ausschüttungs-Garantie.

Pisten und Fun Slopes auf dem Kitzsteinhorn-Gletscher. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Die Gipfelstation auf 3.029 Meter Seehöhe ist der höchste, für jedermann (auch ohne Ski) bequem erreichbare Punkt im Salzburger Land. Die sogenannte „Gipfelwelt 3000“ verfügt nicht nur über das höchst gelegene Restaurant des Bundeslandes, sondern auch über Österreichs höchst gelegenes Kino. Im „Cinema 3000“ flimmert jedoch keine Hollywood-Blockbuster über die Leinwand, sondern (in einer Endlosschleife) ein zehnminütiger Naturfilm von Romy-Preisträger Michael Schlamberger über das Kitzsteinhorn.

Ein Stollen als Ausstellungsfläche

Der höchste „normal“ erreichbare Punkt im Salzburger Land. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Ein wenig schwindelfrei sollte schon sein, wer seinen Fuß auf die 50 Meter über dem Gletscher schwebende Panorama-Plattform „Top of Salzburg“ setzt. Von hier wirken die Skifahrer auf dem Weiß des Kitzsteinhorns fast schon zwergenklein, während sich manch ein im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Gipfel wähnt. Ein weiterer Höhepunkt der Gipfelwelt 3000 ist die Nationalpark Gallery Panorama-Plattform. Am Ende eines gut 360 Meter langen Stollens, der quer durch den Berg führt, ragt sie kühn über die fast senkrecht abfallende Südflanke des Kitz hinaus und fungiert als atemberaubende Blickachse in die unberührte Welt des 1.800 Quadratkilometer großen Nationalparks Hohe Tauern.

Die Kristalle der Alpen und deren Entstehung werden in Ausstellung im Stollen der Gipfelwelt 3000 vorgestellt. (Foto Karsten-Thilo raab)

Der Gang durch den Stollen hilft dabei zugleich, die Faszination Berg besser zu verstehen. An verschiedenen Info-Stationen im Berginneren wird die Geschichte und Entwicklung des Kitzsteinhorns thematisiert. Auch Gold, Silber sowie Kristallschätze der Hohen Tauern rücken in den mystisch beleuchteten Gewölben ebenso anschaulich in den Fokus wie der Permafrost und die Entstehung der Alpen.

Neue Verbindung zum Maiskogel geplant

Mit fast 20 Prozent Gefälle ist der Stollen am Kitz nicht zu unterschätzen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Während im Stollen also das Werk der Natur unter verschiedenen Aspekten beleuchtet wird, wird rund um das Kitzsteinhorn bereits an der Zukunft des Gletschergebiets gebaut.
„Geplant ist eine mehr als 81 Millionen Euro teure Verbindung zum Skigebiet Maiskogel“, weiß Heli Schneider zu berichten. Schon im April 2018 soll der erste Spatenstich für die Verbindungsachse zwischen den beiden „Hausbergen“ von Kaprun erfolgen. Damit wird das Kitz erstmals direkt vom Ortszentrum aus erreichbar sein.

Ausstellung zum Tauern-Gold im Stollen der Gipfelwelt 3000. (Foto Karsten-Thilo Raab)

In einem ersten Schritt soll im Dezember 2018 eine neue Einseilumlaufbahn auf den Maiskogel ihrer Bestimmung übergeben werden. Ein Jahr später nimmt dann gemäß Planung die Kaprun-Kitzsteinhorn-Konnection (3K) vom Maiskogel den Betrieb offiziell auf und verbindet das Ortszentrum mittels einer Kette von sechs Seilbahnen mit dem Kitzsteinhorn.

Schrittweise Einweihung am Winter 2018

Gute Aussichten am Kitz: die Verbindung zum Maiskogel wird ab 2018 gebaut. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Gute Aussichten am Kitz: die Verbindung zum Maiskogel wird ab 2018 gebaut. (Foto Karsten-Thilo Raab)

„Die zwölf Kilometer lange Panoramafahrt wird nicht nur die längste durchgehende Seilbahnachse, mit 2.261 Höhenmeter wird auch die größte Höhendifferenz in den Ostalpen bequem überwunden“, freut sich Gletscherbahnen-Vorstand Norbert Karlsböck über den neuen Superlativ in der Skiregion Zell am See-Kaprun, wohl wissend, dass am Kitzsteinhorn nach mehr als fünf Jahrzehnten die Zukunft längst begonnen hat.

Informationen: www.kitzsteinhorn.at

Die Gletscherbahn-Katastrophe in Kaprun

Die äußerlich schlichte Gedenkstätte an der Talstadtion in Kaprun. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Der 11. November 2000 ging als der schwärzeste Tag in der Geschichte des Wintersportzentrums Kaprun ein. Bei einer verheerenden Brandkatastrophe der Gletscherbahn mussten 155 Menschen – darunter 37 Deutsche – ihr Leben lassen, nachdem ein defekter Heizlüfter während einer Bergfahrt Hydrauliköl und damit auch die Wagons der unterirdischen Standseilbahn in Brand gesetzt hatte. In unmittelbarer Nähe zur Talstation wurde 2004 eine Gedenkstätte für die Opfer eingeweiht. Im Andachtsraum des Baus aus schlichtem Sichtbeton schaffen farbige Glaslamellen mit dem jeweiligen Namen kleine Nischen zur Erinnerung an die Opfer der Katastrophe. Die Farben entsprechen dabei dem Ton, der im chinesischen Horoskop dem Geburtsdatum des Toten zugeordnet ist.

Die farbigen Glaslamellen sind mit dem Name der Opfer versehen. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Die farbigen Glaslamellen sind mit dem Name der Opfer versehen. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Ungeachtet des enormen Imageschadens verstand Kaprun die Katastrophe aber auch als Chance für einen Neuanfang. Es wurde beschlossen, die 1974 in Betrieb genommene Unglücksbahn nie wieder für den Personentransport frei zu geben. Für ein Investitionsvolumen von 40 Millionen Euro wurden r neben einer neuen Talstation zwei neue Gletscherbahnen installiert, die im Dezember 2001 beziehungsweise Oktober 2002 in Betrieb genommen wurden.