Was für ein perfekter Start! Das Massage-Taxi, ein Elektromobil mit Sonnendach, schnurrt wie eine Katze. Ein paar Kurven links, ein paar Kurven rechts, schon kommt es direkt an die Playa de Bávaro mit ihrem schneeweißen Sand und dem türkisblauen Wasser zum Halt. Ein mit Palmenblättern gedecktes Dach auf vier Stelzen spendet Schatten für die beiden bereitstehenden Liegen. Christina, ein zartes Geschöpf mit tiefbrauner Haut, freundlichem Lächeln und silbern funkelnder Zahnspange fordert ein wenig schüchtern dazu auf, alles bis auf die Badehose abzulegen und es sich mit dem Gesicht nach unten bequem zu machen.
Und es ist einfach traumhaft und chillig zugleich. Muckelig warme Temperaturen, ausreichend Schatten, das Rauschen des Meeres und dazu eine leichte Brise. Ein Traum! Schade nur, dass das Meer nicht zu sehen ist, weil der Kopf in der runden Aussparung der Massageliege steckt. Nach neun Stunden Flug ist die Knet-Kur gleichwohl der perfekte Einstieg in erholsame Tage in der Dominkanischen Republik. Wobei es schier unglaublich scheint, welche riesigen Kräfte Christina zu entwickeln vermag. Fast ist man geneigt zu glauben, hier lege eine Sumo-Ringer statt einer zarten Dame Hand an.
Strand-Massage gegen den Jetlag
Nach einer Stunde Massage ist auch die letzte Spur einer Verspannung verflogen. Nun noch schnell ins Badewannen warme Wasser der Karibik. Herrlich! Unter den zahllosen Palmen oder den mit Palmenblättern gedeckten Sonnenschirmen findet sich nach dem entspannten Plantschen im türkisblauen Meer problemlos ein schattiges Plätzchen. Das Rascheln der Blätter im Wind und das Brechen der Wellen am Strand haben fast schon etwas Meditatives.
Und obschon Punta Cana seit Jahr und Tag zu den beliebtesten Urlaubsplätzen in der DomRep gehört, herrscht weder am Strandabschnitt des mondänen Royal Suites Turquesa noch an den benachbarten Hotels der Palladium Gruppe drangvolle Enge. Im Gegenteil. Auffällig sind nur die amerikanischen Gäste, die fast ausnahmslos an der Bubba-Mug in der Hand zu erkennen sind. Bubba-Mugs sind riesige Thermobecher – wahlweise mit Bier, Softdrinks oder Cocktails gefüllt. Denn, was warm hält, hält auch kühl. Und ganz coole Amerikaner laufen gleich im Rudel mit identischen Bubba-Mugs die Playa de Bávaro rauf und runter. Ab und an biegen sie dann zur nächsten Bar der All-inclusive-Hotels ab, um, wie US-Boy Steve grinsend sagt, „die Luft aus den Bechern zu lassen“.
Einfach mal die Luft aus den Bechern lassen…
Verdursten muss hier garantiert niemand. Andererseits gibt es hier auch keine „Kampftrinker“, die sich schon morgens mit einem Karabinerharken am Tresen einklinken, um sich langsam voll laufen zu lassen.
Im Gegenteil, ungeachtet des üppigen Speise- und Getränkeangebots in den Royal Suites Turquesa und den dazugehörigen Restaurants und Bars schlägt hier niemand über die Stränge. Was auch angesichts der paradiesischen Bedingungen absolut fehl am Platz wäre.
Und doch dreht sich einigen schon am (nächsten) Morgen der Magen um. Dies hat jedoch nichts mit zu viel Alkohol zu tun, sondern ist allein dem Wellengang geschuldet. Denn mit einem Motorboot geht es zum Hochseeangeln.
Und schnell wird klar, warum das Wort „Hochsee“ in diesem Zusammenhang genutzt wird. Dabei hatten alle noch gelacht, als Kapitän Jorge beim Ablegen flachste: „Wenn sich jemand übergeben muss, bitte über die Backbordseite – das ist besser für die Fische.“
Von wegen, der Alte-Mann-und-das-Meer-Feeling
Zehn Meilen kämpft sich das Boot durch die Wellen und zurück. Zumindest aus Sicht der hübschen Blondine ist eine Seefahrt – anders als im Lied – alles andere als lustig. Sie muss die Fische füttern, weil der Magen ob des Wellenritts heftig rebelliert. Galant reicht Jorge ihr Tücher und einen Eisbeutel. Dann bereitet sein Gehilfe die Köder vor. Gleichzeitig sind alle ein wenig desillusioniert. Statt der „alte Mann und das Meer“, statt dem Kampf mit einem 300 Kilogramm schweren Merlin herrscht eine gewisse Langeweile an Bord der Sout Grand Azur. Denn Hochseeangeln ist hier gleich Passivangeln.
Jorges Assistent befestigt die Köderfische an den Angeln, stellt diese dann in die dafür vorgesehenen Halterungen. Den vermeintlichen Hochseeanglern bleibt nur der Müßiggang, während aus den Boxen laute karibische Klänge dröhnen. Nach rund einer Stunde Durchschütteln in den meterhohen Wellen folgt der erste Aufreger. Ein Fisch hat einen halben Köder verschlungen, aber nicht angebissen.
Zu viele Gräten als Lebensretter
Die nächsten zwei Stunden sind weitgehend ereignislos. Erst als sich die Sout Grand Azur langsam wieder der Küste nähert, klingelt plötzlich das Alarmglöckchen an der Angeln. Jetzt gibt es doch noch einen Minishowdown wie beim „Alten Mann und das Meer“. Vom fest montierten Angelstuhl aus wird die Winde betätigt. Und mit jedem Stück Seil kommt die Beute ein Stück näher. Es ist ein vielleicht 60 Zentimeter langer Barrakuda. Beeindruckend ist vor allem seine gefährlich funkelnde Kauleiste mit den messerscharfen Zähnen. Mit ausgestrecktem Arm werden schnell ein paar Erinnerungsfotos geschossen. Dann wird der Raubfisch wieder zurück ins Meer geworfen.
„Der hat sowieso zu viel Gräten“, konstatiert Jorge, bevor er wenig später unweit des Strandes ankert. Mit einem kleinen Boot geht es zurück an die Playa de Bávaro. Mit etwas wackeligen Knien folgt ein Spaziergang in das kleine Dörfchen neben dem Royal Suites Turquesa. An den Straßen werden von fliegenden Händlern neben Kitsch und Souvenirs vor allem Ananas, Kokosnüsse, Bananen und andere Südfrüchte feilgeboten. Aber auch der beliebte Quso d hoja. Dies ist ein Kuhmilchkäse, der an eine Mischung aus Mozarella und Halumi erinnert. Ein dicker Pappteller voll kostet gerade einmal 100 Pesos, was etwa 1,95 Euro entspricht.
Domino mit Rumgeschmack
Die männlichen Insulaner frönen mit Leidenschaft dem Nichtstun und dem Dominospiel. Einige gönnen sich nach fast jedem Zug einen kleinen Schluck aus der Rumflasche. Daher wird die Spielleidenschaft im Volksmund auch augenzwinkernd als „Rumino“ bezeichnet.
Wenn die oft als Machos dargestellten Herren der Schöpfung sich mal nicht dem Brettspiel hingeben, stehen sie gerne mal das eine oder andere Stündchen unmotiviert an einer Straßenecke herum. Oder – wer hat – sitzt auf seinem Moped beziehungsweise Motorrad. Nicht wenige nutzen das Zweirad auch, um die eigene Kasse mit einer Art Taxidienst, Motoconcho genannt, ein wenig aufzubessern. Einige legal, die meisten illegal. Die Zweiräder stoppen neben Passanten und bieten ihnen gegen ein kleines Entgelt eine Mitfahrgelegenheit an. Wobei der Preis Verhandlungssache ist.
Pumpgun und Haarnetz
Beliebter Trend bei den Frauen ist es, die Haare zu blondieren. Nicht wenige tragen ein Haarnetz, damit die Haarpracht länger in Form bleibt. An Tankstellen und vor größeren Geschäften stehen Security-Kräfte mit riesigen Pumpguns. Unweigerlich kommt das Gefühl auf, hier seien Dreharbeiten für einen Gangsterfilm zu Gange. Jedoch sucht man vergeblich nach der Kamera und dem Regisseur.
Viele geben zur Begrüßung ungern die Hand. Stattdessen wird einem eine „Ghetto-Faust“ entgegen gestreckt. Schließlich weiß man ja nie, womit die Leute sich vorher eingeschmiert haben, so die plausible Erklärung der Dominikaner. Wohl wissend, dass die meisten Gäste ihrer Insel den Strand und das Hotelareal kaum verlassen. Schließlich sorgen die All-Inclusive-Hotels seit Jahr und Tag dafür, dass es den Urlaubern an nichts mangelt. Angefangen von der entspannten Massage am Strand zur Einstimmung auf wirklich erholsame Tage…
Wissenswertes zur DomRep in Kurzform
Informationen: Fremdenverkehrsamt der Dominikanischen Republik, Hochstraße 54, 60313 Frankfurt, Telefon: 069-91397878, www.godominicanrepublic.com und www.punta-cana.info
Lage: Hispaniola ist nach Kuba die zweitgrößte Insel in der Karibik. Rund zwei Drittel der Inselfläche gehört zur Dominikanischen Republik. Im westlichen Teil befindet sich Haiti. Die Dominikanische Republik ist flächenmäßig etwa so groß wie die Schweiz und zählt rund 10 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt ist Santo Domingo de Guzmán.
Anreise: Airberlin bietet von allen größeren Flughäfen in Deutschland, aber auch aus Wien und Zürich, via Düsseldorf Flüge nach Punta Cana an. Die Flugzeit beträgt auf dem Hinweg rund neuneinhalb Stunden, zurück achteinhalb.
Einreise: Für die Einreise genügt ein gültiger Reisepass. Bei der Einreise muss für zehn Euro eine Touristenkarte für 30 Tage gekauft werden.
Zeitunterschied: Im Winter minus fünf Stunden, im Sommer minus sechs Stunden.
Geld, Klima und Gesundheit
Währung: Dominikanischer Peso. Ein Peso entspricht etwa 0,02 Euro, ein Euro etwas 50 Pesos. US-Dollar werden überall akzeptiert und sind gängiges Zahlungsmittel.
Klima: In der Dominikanischen Republik herrscht das ganze Jahr über ein warmes tropisches Klima mit Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad Celsius.
Sprache: Landessprache ist Spanisch. In touristischen Einrichtungen wird eigentlich immer Englisch, oft auch Deutsch gesprochen.
Gesundheit: Keine Impfungen vorgeschrieben. Dennoch empfehlen sich die Standard-Impfungen etwa gegen Tetanus, Polio und Diphtherie. Um Durchfall-Erkrankungen vorzubeugen, sollte nur (Mineral-) Wasser aus Flaschen getrunken werden.
Essen, Trinken, Schlafen
Essen & Trinken: In einfachen Restaurants auf dem Land lässt sich schon für umgerechnet zwei bis drei Euro gut essen. Beliebt ist beispielsweise Mofongo, eine Art Kloß aus Kochbananen, der häufig mit Rind oder Shrimps serviert wird.
Übernachten: Royal Suites Turquesa, Avda. Francia s/n, Playas de Bavaro Higuey, Punta Cana 23000, Dominikanische Republik, Telefon 01-80-92218149. Das direkt am Strand gelegenes Adults-only Fünf-Sterne-Haus. FTI bietet zwei Wochen im Royal Suites Turquesa mit All-Inclusive-Verpflegung und Flug ab 1.912 Euro pro Person an; ohne Flug ab 1.232 Euro.
Grand Palladium Punta Cana Resort & Spa, Bavaro, Punta Cana 23000, Dominikanische Republik, Telefon 01-92210719. www.palladiumhotelgroup.com/de. All-Inclusive-Resort direkt am Strand mit großer Poollandschaft.
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Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.