Kakao, Kunst und Klatsch aus der Kombüse – Herbstvergnügen in Noord-Holland

Vor den Toren von Zaandvoort lassen sich während der Brunftszeit wieder mächtige Hirsche beobachten. (Foto VVV Zandvoort)
Vor den Toren von Zaandvoort lassen sich während der Brunftszeit wieder mächtige Hirsche beobachten. (Foto VVV Zandvoort)

Wenn die Nordsee langsam stürmischer wird, der Wind etwas heftiger bläst und die Tage kürzer werden, bietet Noord-Holland eine Vielzahl an kulturellen, kulinarischen und Natur-Highlight: So steht der Landstrich am Ufer der Zaan ganz im Zeichen des Kakao. Im Zaanstreek, einer der bedeutendsten und ältesten Industrieregionen Hollands, sind seit mehr als 100 Jahren Kakaofabriken angesiedelt, die jeweils im Oktober mit der neuen Ernte beliefert werden. Im Rahmen des „Festival of Industrial Culture 2015“ laden das Freizeitmuseum De Zaanse Schans, das Verkade Museum und CacaoLabs zum süßen Vergnügen ein.

Es stehen Verköstigungen, Workshops, Musikvorführungen, Malen mit Kakao, Schokolade selbst herstellen und vieles mehr auf dem Programm. Mit dem Fahrrad lässt sich auf der „Cacao Fietsroute“ die Geschichte der Kakaoindustrie verfolgen: Sie führt entlang alter und neuer Fabriken, und an den diversen Haltepunkten warten leckere Überraschungen auf die Radler. Auch bei den Zaan-Safaris, Bootstouren ab der Zaanse Schans, geht es nur um eines – Kakao. Am 31. Oktober endet der Kakao-Monat mit einer besonderen Safari: An den Ufern der Zaan kann man an einem „Running Chocodinner“ teilnehmen und unterschiedlichste mit Schokolade zubereitete Gerichte probieren. Eet smakelijk!

Am am Ufer der Zaan rückt im Herbst die Kakaoproduktion in den Fokus. (Foto Zaans-Gedaan)
Am am Ufer der Zaan rückt im Herbst die Kakaoproduktion in den Fokus. (Foto Zaans-Gedaan)

Der Badeort Zandvoort präsentiert in diesem Herbst gleich zweimal Tierisches: am 24. Oktober heißt es um die Wette Garnelenpulen und den ganzen Oktober ist Zeit, Hirsche zu beobachten. Jedes Jahr lässt sich ab Ende September im Naturgebiet Amsterdamse Waterleidingsduinen dasselbe Phänomen beobachten: die Brunftzeit der Hirsche. Mehrere hundert imposante Böcke sind dann auf der Suche nach einer Partnerin, welche sie laut röhrend und im Kampf mit ihren Rivalen zu beeindrucken versuchen. Auf geführten Wanderungen wird man Zeuge der Brunftkämpfe, in denen sich die Tiere mit ineinanderverschränkten Geweihen lautstark über den Kampfplatz schieben, und der Paarungsrituale mit den Hirschkühen.

Im Rahmen von „Wild in Zandvoort!“ steht Wild auch an oberster Stelle der Menükarten in den hiesigen Restaurants, egal, ob Ente, Fasan, Kaninchen oder auch Brachpieper. Kulinarisches spielt auch bei der Niederländischen Garnelen-Meisterschaft eine Rolle. Doch vor dem Genuss der leckeren Meeresfrüchte-Häppchen kommt die Arbeit, sprich: das Pulen. Jeder der mag, kann sich im Strandpavillon Thalassa einschreiben.

Die Kunstlijn lockt Kunstliebhaber nach Haarlem. (Foto Hans Guldemond)
Die Kunstlijn lockt Kunstliebhaber nach Haarlem. (Foto Hans Guldemond)

Ganz in der Nähe Zandvoorts stellen zwei Gemeinden Künstler und ihre Werke in den Mittelpunkt ihres Herbstprogramms. In Bergen sind vom 16. bis 25. Oktober bei dem Festival „Kunst10daagse“ die Arbeiten von rund 200 Künstlern zu sehen. Die Ausstellungen in Galerien und Atelies reichen von klassischen Malereien im Stil der „Bergener Schule“ über Keramik bis hin zu Fotografie. So unterschiedlich sie auch sind, alle im Künstlerdorf Bergen präsentierten Werke haben dabei eines gemeinsam: als Inspirationsquelle diente die nordholländische Natur.

Mehr als 200 Künstler zeigen auch beim Galerienwochenende „Kunstlijn Haarlem“ vom 30. Oktober bis zum 1. November ihre Exponate. Das Besondere bei dieser größten und traditionsreichsten Atelierroute Hollands ist neben den vielfältigen Kunstwerken immer auch der Kontext, in dem sie ausgestellt sind: neben Ateliers, Galerien und Museen können dies auch Kirchen, Schulen, Fabriken oder Privathäuser sein. Der Zugang zu den Einzel- oder Gruppenausstellungen in Haarlem ist ebenso wie beim „Kunst10daagse“ in Bergen kostenlos.

Das Zuiderzeemuseum lädt zu einer faszinierenden Zeitreise ein. (Foto NBT)
Das Zuiderzeemuseum lädt zu einer faszinierenden Zeitreise ein. (Foto NBT)

Noch bis zum 25. Oktober dauert die Freiluftsaison im Zuiderzeemuseum in Enkhuizen an. An kleinen Booten und großen Seglern vorbei steuert die Museumsfähre auf den Anleger des pittoresken Fischerdorfs zu – und schon taucht man in eine ganz andere Zeit ein und erlebt den Alltag eines Fischers an der niederländischen Zuiderzee (heutiges IJsselmeer) zwischen 1700 und 1900. Neben den mehr als 170 liebevoll restaurierten Gebäuden und den Vorführungen alter Handwerke wie Räuchern oder Netzeflicken stehen auch im Herbst wieder besondere Aktivitäten im Mittelpunkt: Man kann lernen Trossen zu werfen wie ein altgedienter Matrose, (Spring-)Seile herstellen oder sich als echter Zuiderzee-Bewohner verkleiden.

Am 24. Oktober feiert das Freilichtmuseum das Ende der Saison mit einem besonderen Abend: Bis 22 Uhr beleuchten Sturmlaternen die herbstliche Szenerie eines typischen Zuidersee-Ortes. Das Binnenmuseum mit u. a. der größten Schiffssammlung der Niederlande bleibt natürlich auch im Winter geöffnet.

Der Halve Maen dient heute als Museumsschiff. (foto Robert Gort)
Der Halve Maen dient heute als Museumsschiff. (foto Robert Gort)

Es gibt Schiffe, die Geschichte geschrieben haben – so wie die Halve Maen, die Anfang 2015 für fünf Jahre im Hafen von Hoorn am IJsselmeer festgemacht hat. Mit dem Schiff der Vereinigten Ostindischen Kompanie (VOC) unternahm der englische Kapitän Henry Hudson 1609 die berühmte Reise an die nordamerikanische Ostküste, die letztlich zur Gründung der Niederlassung Nieuw-Amsterdam führte, des heutigen New York. Über das historische Segelschiff gibt es noch viel mehr zu berichten: Begeistert erzählt die Mannschaft der Halve Maen von wilden Stürmen und fernen Entdeckungsreisen, Begegnungen mit Indianern, Seegefechten und Skorbut.

Mit der Crew geht es zu einer Entdeckungsreise an Bord des Museumsschiffs – von der Kombüse bis zur Kapitänskajüte. Während der Besichtigung meint der Besucher das Holz arbeiten zu hören und Pulver und Teer zu riechen. Seemannsgarn wird auf der Halve Maen noch bis zum 1. November gesponnen. Das Schiff ist Teil des WestfriesMuseum, das ganzjährig geöffnet ist.


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Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.