Hohenzollernbrücke: Schlossallee für Liebende

Hohenzollernbrücke
Nahezu jeder Zentimeter ist auf der Hohenzollernbrücke in Köln mit Liebesschlössern behangen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Im Volksmund wird die Brücke bereits liebevoll „Schlossallee“ genannt. Doch hier geht es nicht um Monopoly, sondern um eines der großen Spiele des Lebens: Die Liebe. Wann es angefangen hat, vermag niemand genau zu sagen. Auf jeden Fall aber hängt die Hohenzollernbrücke in Köln voller Vorhängeschlösser. Angebracht werden diese an dem Gitter zwischen Bahngleis und Fußgängerüberweg von verliebten Pärchen. In die Schlösser sind zumeist ihre Initialen oder Vornamen eingraviert, häufig auch das Datum des Kennenlernens oder des Hochzeitstages. Einige der metallenen Verschlüsse sind auch mit Herzchen verziert oder mit kleinen Liebesbotschaften bestückt. Eines aber haben sie gemeinsam: All diese Schlösser sollen eine ewige Verbundenheit unter den jeweiligen Pärchen symbolisieren.

Hohenzollernbrücke
Das Gros der Schlösser an Hohenzollernbrücke wurde eigens beschriftet. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Auch Amelie und Leon, die ein paar Kilometer rheinaufwärts in Bonn studieren, sind eigens hierhergekommen, um ihre Liebe mit einem symbolischen Akt zu dokumentieren. Gemeinsam drücken sie das Schloss mit ihren eingeritzten Initialen zu. Dann drehen sie sich um und werfen die dazugehörigen Schlüssel mit einem Lächeln in den Rhein. Eine Sekunde später liegen sie sich in den Armen und küssen sich.

Romantisch kitschig

Zwischen Deutz und Dom hängen unzählige Liebesschlösser. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Es ist ein bisschen kitschig, aber auch ganz schön romantisch“, lacht Amelie, während Leon ihr leicht nervös durchs Haar streicht. „Und ein bisschen peinlich ist es auch“, ergänzt der junge Student, der das Schloss wohl lieber in einer Nacht- und Nebelaktion als am helllichten Tage hier an so exponierter Stelle in Sichtweite des Kölner Doms angebracht hätte. In diesem Moment stoppt ein junger Mann neben ihnen, grinst, zückt den Fotoapparat und bannt ein Bild von dem Schloss auf den digitalen Speicherchip. Dann schlendert der Hobbyfotograf in einer Mischung aus Faszination und Belustigung weiter, um auf seinem Weg Richtung Deutz noch viele weitere Impressionen der „Schlösserbrücke“ mit dem Okular festzuhalten.

Hohenzollernbrücke
Einige der Liebesschlösser sind aufwendig gestaltet. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Wie viele Schlösser mittlerweile an der Hohenzollernbrücke hängen, vermag wohl niemand mit Bestimmtheit zu sagen. Fest steht, fast täglich werden es mehr. Was auch für die Schlüsseldienste in der Umgebung des Kölner Hauptbahnhofes ein einträgiges Geschäft ist. Denn seit einiger Zeit verkaufen sie eine steigende Zahl an Vorhängeschlössern. Zudem bitten mehr und mehr Kunden darum, die Schlösser professionell zu beschriften, da dies einfach besser aussieht als mit Messer oder Schraubenzieher einzugravieren.

Der Zahn der Zeit …

Die Hohenzollernbrücke ächzt unter der Last der Schlösser. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Und die Nachfrage ist ungebremst hoch. Vielleicht liegt ein zusätzlicher Reiz auch darin, dass dem Anbringen der Liebesschlösser eigentlich etwas Unerlaubtes, ja, etwas Illegales anhaftet. Doch die Frage nach der Rechtslage interessiert in Köln kaum jemanden. Zumindest solange die Schlösser kein Verletzungsrisiko darstellen. Die Deutsche Bahn als Eigentümerin der Brücke beobachtet das Treiben jedenfalls mit einer gewissen Gelassenheit. „Irgendwann rosten die Schlösser sowieso durch“, setzt das Transportunternehmen auf den Zahn der Zeit, während die Pärchen hoffen, das eben dieser nicht an ihrer Liebe nagt.