Gibraltar – ein Stück Empire am Atlantik

Gibraltar
Affen und Gibraltar gehören untrennbar zueinander. – Foto: Honza Klein

Es ist ein Kuriosum. Ein Stück Empire an der Grenze zu Spanien. Dabei ist es nicht viel mehr als ein Felsen. In vergangen Seefahrerzeiten jedoch von enormer strategischer Bedeutung. Flach liegt der Strand am Mittelmeer im Süden Spaniens. Nur ganz an der Ecke, da wo es Richtung Atlantik geht, ragt ein Felsen herauf. Bis zu 426 Meter über dem Meer. Wer oben steht kann in wenigen Kilometern Entfernung schon Afrika sehen: Gibraltar.  Besucher sollten am besten ihr Auto auf der spanischen Seite parken. Dort ist direkt am Grenzterminal ein riesiger bewachter Parkplatz. Außer man möchte in Gibraltar tanken. Was durchaus lohnend ist. Allerdings muss man dafür eine ziemlich lange Warteschlange an der Grenze in Kauf nehmen.

Gibraltar
Gibraltar ist kaum mehr als eine Kleinstadt mit berühmten Felsen. – Foto: Honza Klein

Es wird noch richtig kontrolliert. Schließlich gehört das Vereinigte Königreich nicht zum Schengen-Raum. Zu Fuß indes ist es sowieso entspannter. Nur wenige Straßen führen durch den kleinen Ort rings um den Felsen. Nach gut 15 Minuten ist man im Zentrum der Stadt. Dabei erlebt man gleich die erste Besonderheit, die wohl ziemlich einzigartig auf der Welt ist. Da kann es schon mal passieren, dass die Schranken geschlossen sind. Jedoch nicht weil ein Zug einen Bahnübergang passiert. In Gibraltar ist es die Rollbahn des Flughafens. Diese wird von der Hauptverkehrsstraße gekreuzt und so kann man bei offenen Schranken mit dem Auto oder eben zu Fuß über das Flugfeld laufen.

Britische Pubs und Handelsketten

Gibraltar bezeichnet sich selber als „Wiege der Geschichte“. – Foto: Honza Klein

Durch einen Tunnel geht es danach in die Stadt. Und gleich hat man das Gefühl irgendwo in einer englischen Kleinstadt zu sein. Das Bild ist völlig anders als nur wenige Kilometer in Spanien entfernt. Pubs und auch die üblichen britischen Handelsketten bestimmen das Bild. Ebenso der Baustil der Häuser. Seit 1830 ist das so. In diesem Jahr wurde Gibraltar offiziell britische Kronkolonie. Nachdem es Jahrhunderte lang Zankapfel zwischen Niederländern, Spaniern und eben Engländern war. Bis zur Reconquista, der Vertreibung der Mauren durch Spanien, waren es freilich Araber und Berber, die die Bedeutung Gibraltars erkannten. Daher stammt übrigens auch der Name: Daschabal Tariq, Berg des Tariq. Tariq ibn Ziyad war der maurische Feldherr, der den Felsen im 8. Jahrhundert beherrschte. Vorher waren es bereits Römer und Westgoten.

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Tierische Begegnung auf dem berühmten Affenfelsen. – Foto: Honza Klein

Geschichtliches findet sich übrigens auch an einem der Stadttore. Dort erinnert ein Friedhof an die gefallenen der siegreichen Schlacht Trafalgar-Schlacht nur wenige Kilometer entfernt, mit der sich Admiral Nelson einen festen Platz in der Geschichte des Empires sicherte. So trägt auch in Gibraltar ein Pub seinen Namen und man begegnet ihm mit Gefolge schon mal in der Stadt.

Wo die wilden Affen hausen

Bis heute ist die Verehrung für den britischen Seehelden Admiral Nelson groß. – Foto: Honza Klein

Nach Durchquerung der Altstadt gelangt man zu dem wohl spannendsten Teil eines Besuches des Örtchens. Mit der Cable Car geht es innerhalb von sechs Minuten hinaus auf den Berg. Dies ist zwar auch mit Ausflugstaxis möglich aber die Fahrt am Seil hängend ist doch spektakulärer. Neben den Touristen sind es vor allem die Makaken die den Berg beherrschen. Doch Vorsicht! So niedlich die Affen auch ausschauen, so angriffslustig sind sie mitunter.

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Ein Kuriosum: In Gibraltar spazieren Fußgänger direkt über das Rollfeld des Flughafens – und auch Autos verkehren hier. – Foto: Honza Klein

Und es ist wohl einer der wenigen Orte, wo sich Affen schon mal ein paar Meter mit den Taxi fahren lassen. Vom Berg aus hat man einen guten Überblick über die Stadt und die gesamte Bucht nach Agelciras und eben hinüber nach Afrika. Selbst ein kleiner Strand ist zu erkennen. Hinunter geht es wieder per Seilbahn oder, wer möchte, kann auf Wanderwegen wieder in die Stadt gelangen. Selbst James Bond ist hier bereits hinunter gejagt.

Nicht wenige stiefeln von Spanien aus zu Fuß über die Grenze nach Gibraltar. – Foto: Honza Klein

Zurück nach Spanien geht es so wie man gekommen ist. Quer über das Flugfeld. Noch schnell die letzten Pfund für Zigaretten, Whisky oder Rum ausgeben und schon ist man wieder auf EU-Gebiet. Der Felsen war schon immer ein Rückzugsgebiet für Minderheiten. Die letzten Neandertaler wohnten hier vor gut 28.000 Jahren.