Lautes Zwitschern und wildes Flügelschlagen gehören in Neuseeland zum Programm. Egal ob in großen Höhen, lauschigen Buchten oder im dichten Regenwald: Die einheimischen, exotischen Vögel lassen das Herz jedes Ornithologen höher schlagen. Besonders interessant: Neuseeland ist mit 16 verschiedenen Arten das Land mit den meisten flugunfähigen Vögeln der Welt. Doch wieso können so viele Vögel Neuseelands nicht fliegen? Die meisten dieser Vogelarten besaßen zunächst die Fähigkeit, legten sie jedoch im Laufe der Evolution ab. Ein bequemes Leben auf dem Boden oder im Wasser wurde möglich, da keine natürlichen Feinde oder räuberische Säugetiere auf den Inseln beheimatet waren. Kakapo, Kiwi und Co. hatten also niemanden zu fürchten. Heutige Fressfeinde wie Hunde, Katzen oder Marder kamen erst mit den europäischen Siedlern nach Neuseeland.
Der Kiwi – das korpulente Nationalsymbol
Die kleinen, korpulenten Vögel sind das Nationalsymbol, weit über die Grenzen der Inseln bekannt und Namenspatron der Einwohner Neuseelands. Als flugunfähiger Vogel lebt der Kiwi im Unterholz der Wälder und in buschigen Sträuchern im Grasland. Nahezu unbeobachtet kann der braun gefiederte Vogel dort in Erdhöhlen hausen und verlässt diese nur bei Dunkelheit, um auf Nahrungssuche zu gehen. Hierbei kommt ihm sein ausgeprägter Geruchssinn zugute – eine Besonderheit unter den Vögeln. Überhaupt ist der Kiwi reichlich ungewöhnlich: Er lebt monogam in trauter Zweisamkeit, seine Federn gleichen eher einem Pelz, und seine kurzen Beine tragen ihn unfassbar schnell voran.
Wer einen Kiwi in freier Natur beobachten will braucht etwas Glück und sollte auf die schrillen, lautstarken Rufe achten, die der Vogel von sich gibt. Bessere Chancen gibt es auf einer Tour mit dem Wild Kiwi Encounter, Stewart Island oder in einer der unzähligen Kiwi-Aufzuchtstationen.
Kea – der gerissene Bergpapagei
Hinter seinem unauffälligen, grün-braunen Gefieder mit den Orangenernte versteckt sich der heimliche Star der neuseeländischen Vögel: Der Kea ist der wohl cleverste und frechste Vogel weit und breit. Seine Heimat sind die neuseeländischen Alpen, wo der gerissene Bergpapagei dafür bekannt ist, ahnungslosen Wanderern ihr Essen zu entwenden. Neugierig und verspielt untersucht der Kea liebend gern alles um sich herum und nimmt es auseinander. Seine offene, unverfrorene Art kommt an: Im Jahr 2017 wählten die Neuseeländer den Kea sogar zum „Vogel des Jahres“.
Wer Grips und Wagemut der Keas anzweifelt, hat im Arthur’s Pass National Park in der Region Canterbury die Möglichkeit, sich vom Gegenteil zu überzeugen. Doch Vorsicht, Taschendiebe!
Kakapo – der nachtaktive Papagei
Ein nachtaktiver Papagei, der zu schwer zum Fliegen ist und flink auf Bäume klettert, um Schutz zu suchen. Was wie der Protagonist eines Kinderbuchs klingt, ist nichts anderes als der Kakapo. Mit quietschgrünen Federn, aufgeplustertem Körper, kleinen Kulleraugen und scharfen Krallen ist er der wohl skurrilste Bewohner Neuseelands. Passend zum tollpatschigen Auftreten erstarren Kakapos bei Gefahr und sind so ein einfaches Opfer für Räuber. Als wäre das nicht Hindernis genug, brüten sie nicht in jedem Jahr, sondern nur wenn der Rimu-Baum Früchte trägt.
Kakapos werden bis zu 90 Jahre alt, werden jedoch immer seltener – mittlerweile gibt es nur noch um die 125 Vögel. Im Kakapo Recovery Center können verlassene Jungtiere und pflegebedürftige Altvögel bestaunt werden.
Wekaralle – ein harrmloser Sumpfvogel
Die flugunfähige, gut einen halben Meter große Wekaralle sieht mit braunem Gefieder, kleinem Kopf und langen Beinen wie ein harmloser Sumpfvogel aus. Sie führt ein scheinbar ruhiges Leben in Buschlandschaften, Sümpfen, lichten Wäldern und im offenen Grasland. Tatsächlich ist sie ein räuberischer Allesfresser, dem sogar kleine Wirbeltiere und Pinguine zum Opfer fallen. Kein Wunder, denn erfordert es die Situation, können die Vögel blitzschnell laufen, zudem sind sie ausgezeichnete Schwimmer. Besonders interessant: Die Wekarallen der Nordinsel gelten als scheu, während die auf der Südinsel ansässige Unterart neugierig und zutraulich ist. Auf den Eco Wanaka Adventures im Mou Waho Island Reservat kann auf Tuchfühlung mit den kleinen Räubern gegangen werden.
Tui – mit klanvoller Stimme gesegnet
Hier ist alles etwas exotischer: Was bei uns der Sperling ist, ist in Neuseeland der Tui. Sein grün-schwarz schimmerndes Gefieder verleiht ihm ein edles Aussehen, sein heller, klangvoller Gesang ist überall im Land zu hören. Gerne täuschen die intelligenten Vögel wissbegierige Vogelbeobachter, denn Tuis imitieren die Rufe und Stimmen anderer Vogelarten fast perfekt. Aufgrund ihrer großen Imitationsgabe waren sie beliebte Haustiere der Maori, die den Tuis das Sprechen beibrachten. Übrigens, der Vogel ist zudem das Wappentier und Namensgeber von Neuseelands berühmtester Bierbrauerei Tui in Mangatainoka.
Takahe – ein ausgezeichneter Läfer
Ihr Gefieder ist blau-grün, der kräftige Schnabel leuchtet orange-rot – über 50 Jahre lang galt die neuseeländische Takahe als ausgestorbene Art, bis sie 1948 putzmunter in den Bergen der Southern Alps wiederentdeckt wurde. Bis heute sind die Murchison Mountains im Fiorland der einzige Ort der Welt, an dem die Takahe in freier Wildbahn leben. Gefahren lauern überall, vor allem da diese Art, wie so viele andere heimische Vögel flugunfähig ist. Jedoch ist die Takahe ein ausgezeichneter Läufer, der in rasantem Tempo die Südinsel Neuseelands unsicher macht.
Im Pukha Mount Bruce National Wildlife Centre nahe Masterton kann man den freundlichen Süd-Insulanern begegnen. Neuseeland weiß um die Bedeutung der gefiederten Freunde und setzt sich aktiv für den Erhalt der Arten und ihre Lebensräume ein. Organisationen wie das Department of Conservation (DOC) oder die Royal Forest and Bird Protection Society haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Vogelwelt zu schützen.
Mortimer
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