Grün gewandet und mit stattlicher Figur schwingt sich Gerhard Schaffer, Förster und Berufsjäger mit Leib und Seele, aus seinem grünen Bus. Der 39-jährige betreut über 1.800 Hektar Wald. Seit elf Jahren widmet er sein Leben Flora und Fauna am Thumersbach-Erlberg oberhalb des Zeller Sees in Österreich mit seinen tierischen Bewohnern wie Rotwild und Mufflon.
Im Winter bittet der König der Wälder persönlich und überaus pünktlich zu Tisch. Tagein, tagaus um 14 Uhr kommt der imposante Rothirsch mitsamt rund 120 anderen Tieren auf eine kleine Lichtung, um Maissilage und Heu zu futtern. Schaffer hat dabei ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis zu den scheuen Waldbewohnern aufgebaut.
„Wenn die Tiere nicht kommen wollen, dann kommen sie nicht“, sagt der Naturliebhaber und bittet seine Gäste in einen Minibus, auf dem der Schriftzug „Jägermeister“ prangt, Platz zu nehmen.
„Klar, wenn Schnee liegt, dann kommen sie alle, dann bleiben die Tiere eh in der Nähe der Futterstelle, allein, um Energie zu sparen….“.
Im Winter wird durchgezählt und durchgerechnet, mit den Grundbesitzern und anderen Interessensgruppen gesprochen und dann errechnet, wie viel Wild man entnehmen kann – das Gleichgewicht zwischen Flora und Fauna steht bei diesen Berechnungen im Mittelpunkt der Gedanken.
„Die Fütterung ist notwendig geworden, da die Tiere im Winter wegen der Besiedelung nicht mehr ins Tal hinunter können“, erklärt der Berufsjäger sein Tun. Dass er seinen Arbeitsplatz Wald liebt, ist dem kernigen Naturburschen anzumerken.
„Es muss ja sowieso jeden Tag gefüttert werden – und weil wir immer mehr Anfragen von Leuten bekommen haben, die mitgehen wollten, haben wir uns überlegt, die Schaufütterungen anzubieten“, erzählt Schaffers Begleiterin Chrstina Bürgi. Auch viele Einheimische kommen, um den König der Wälder einmal ganz aus der Nähe betrachten zu können.
Nach einer Schwindel erregenden Fahrt über zahlreiche gewundene Waldwege durch den Thumersbacher Winterwald kommt der Trupp der Naturinteressierten schließlich an den Futterplatz auf rund 1.500 Metern über dem Meeresspiegel. Hier steht ein Beobachtungsturm, den die Gäste Spaßes halber gleich auf „Ausguck-Deluxe“ taufen.
Es geht über Holzstufen in einen Aussichtsraum, der voll verglast ist. Auf den Bänken liegen kuschelige Wolldecken bereit und ausreichend Ferngläser. Daneben kann sich Groß und Klein die Zeit mit dem Erkunden von Fuchsfell, verschiedenen abgeworfenen Geweihen sowie Bilderbüchern zum Thema Wild und Wald vertreiben. Denn bis der König der Wälder zu Tisch bittet, vergehen an die zwanzig Minuten.
Das blubbernde Traktorgeräusch ist sozusagen das Beruhigungsmittel für die Wildtiere. Der Trecker bildet den Ruhepol, solang dieser läuft, wissen die scheuen Waldbewohner, dass alles seinen gewohnten Gang geht und Schaffer das Futter austeilt.
Abenteuer und Aufklärung gehen bei Schaffers Touren Hand in Hand: Es ist sein Ziel, die Besucher über das richtige Verhalten im alpinen Gelände zu unterrichten und über die Bedeutung der Tiere für die Erhaltung der Wälder in der Region aufzuklären. Von der Routine abzuweichen, dass kann sich der Berufsjäger indes nicht leisten – ruckzuck wäre das Vertrauensverhältnis gebrochen und die Tiere im Wald verschwunden.
Unter den Besuchern steigt derweil minütlich die Spannung – und das Warten in der Stille des Waldes hat durchaus etwas Meditatives. Der Wald ist und bleibt für Menschen eben ein geheimnisvoller Ort. Wer möchte, kann Christina Bürli mit Fragen löchern und so erfahren, dass sich das Alter des Hirsches nicht am Horn, sondern vielmehr am Zahnschliff ablesen lässt.
Die 29-jährige zeigt ein stattliches Geweih herum und erklärt Einzelheiten zum Essverhalten, Fortpflanzung, Revierverhalten und Altersbestimmung von Rotwild und Mufflons. Derweil hievt der Jäger das Stroh in die Krippen und Raufen, jede seine Bewegungen wird dabei von dem im Wald warteten Wild genauso genau beobachtet wie von den Besuchern im hölzernen Aussichtsturm.
Sein Lockruf klingt gedämpft herauf „Weiwele gehts`, lecki-lecki-lecki! Mandale gehts`, lecki-lecki-lecki“.
Dann luken die ersten Mufflons zwischen den Bäumen hervor. „Die Muffel sind immer die ersten. Sie sind witzige Kerlchen, echte Schlawina, die in großen Gruppen unterwegs sind“, berichtet unser Guide begeistert.
Erst vorsichtig, dann recht ungestüm erscheinen rund 70 Mufflons auf die „Bühne“. Sie hüpfen in die Krippen und drängeln sich munter um die Raufen. Das wilde Treiben lässt sich von dem erhöhten Ausguck wunderbar beobachten. Wer ist wohl der Älteste, wer der Chef im Ring – entdeckt man auch Nachwuchs?
Zwar sind die Mufflons hier nicht ursprünglich heimisch, sie haben sich aber bestens in ihrem neuen Lebensraum zurechtgefunden. Beim Anblick majestätischer Rothirsche neben scheuen Rehen und stolzen Mufflons zücken die Gäste abwechselnd Fernrohr und Fotoapparat.
Anschließend an die Wildtierfütterung können sich die Gäste mit dem Bus zurück zum Ausgangspunkt bringen lassen oder auch über einen Wanderweg zu Fuß oder mit Schneeschuhen zur Enzianhütte laufen.
Wer sich für die Fahrt im Förster-Bus hinab entscheidet erfährt noch weiteres Wissenswertes über Flora und Fauna. Scheffler erklärt außerdem, wie die Verwertung des Wilds aussieht. Dass alles Wild auch verwertet wird und zu hochwertigen Lebensmitteln verarbeitet wird, ist für ihn Ehrensache. Und dass die Tiere nur mit natürlichen Rohstoffen versorgt wurden, das merkt man ihnen ebenfalls an, beim Biss in die herzhaften Wildspezialitäten.
Informationen: www.zellamsee-kaprun.com/de/wildtierfuetterung
Termine: Die Abenteuertour, die inklusive Transport zum Fütterungsbereich 2,5 Stunden dauert, findet jeweils Montag, Mittwoch und Freitag um 12.30 Uhr statt. Treffpunkt für alle Teilnehmer ist an der Schranke kurz nach dem Waldheimhof in der Talstraße 177 in 5700 Zell am See. Um vorherige Anmeldung per Email wird gebeten: schaufuetterung@gmx.at
Kosten: 15 Euro pro Erwachsenen und 10 Euro pro Kind.
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Mortimer
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