Comacchio – Lagunenstadt an der Adria

Comacchio
Nachtfischen nimmt in der italienischen Lagunenstadt Comacchio noch heute eine große Rolle ein. – Foto Francesco Cavalla

Vor rund 200 Jahren war das italienische Fischerstädtchen Comacchio, erbaut auf 13 Inseln, noch vom Festland abgetrennt und nur mit dem Schiff erreichbar. Heute ist es zwar ein Teil der Küste, aber der ursprüngliche Charme als Wasserstadt blieb erhalten. Nach wie vor gleiten Fischerboote, traditionell Batane genannt, durch die Kanäle. Kinder spielen bei den Brücken aus Stein und Pärchen genießen eine reich bestückte Fischplatte direkt am Wasser bei der Trepponti. Die fünfteilige Brücke aus dem Jahr 1630 ist eines der vielen Highlights und ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen. Zwischen den bunten Häusern und edlen Palazzi wird entlang der Wasserkanäle flaniert, vorbei am Uhrturm, dem Dom und bis hin zur Wallfahrtskirche Santa Maria in Aula Regia und dem fotogenen Laubengang der Kapuziner mit 142 Bögen.

Comacchio
Bei einem Bootsausflug mit dem Batane lässt sich Comacchio herlich vom Wasser aus erkunden. – Foto Roberto Fantinuoli

Das spannend aufbereitete Museo Delta Antico erzählt die Geschichte der Region, die bis zu den Etruskern und Römern zurückreicht, während in der alten Aalfabrik ein Museum die Arbeit der Fischer würdigt. Dort gibt es auch heute noch die eingelegten Aale in der Dose zu kaufen – eine Spezialität, die seit Generationen per Hand gemacht wird. Genuss und Kultur lassen sich beim Stadtbummel auf kurzen Wegen entdecken. Neben den Museen und Galerien gibt es auch einige familiengeführte Läden, Cafés und Fischrestaurants im historischen Zentrum. Ohne Gedränge oder Hektik. Alles strahlt eine gewisse Beschaulichkeit aus, die an der Adria selten geworden ist.

Inspirierende Orte der Kunst

Das Museo Remo Brindisi weiß auch architektonisch Akzente zu setzen. – Foto Andrea Samaritani

Picasso, Warhol, Kokoschka, Fontana. Kaum jemand würde zwischen Strand und Pinienwald Skulpturen oder Gemälde der bedeutendstes Künstler des 20. Jahrhunderts vermuten. Doch genau hier verwirklichte der Maler Remo Brindisi in seiner Sommerresidenz seinen Traum eines modernen und lebendigen Kunstmuseums. Heute sind in dem architektonisch interessanten Gebäude auf drei Ebenen Werke von ihm und anderen Künstlern ausgestellt.

Unbedingt einen Besuch wert: Das Historische Museum in Comacchio. – Foto Archivio Comune di Comacchio

Ein Must-see für alle Kunstinteressierten. Ebenfalls bunt und eigenwillig, aber aus einer völlig anderen Zeit, ist die Abbazia di Pomposa im Norden von Comacchio. Der ehemalige Benediktinersitz aus dem sechsten Jahrhundert beeindruckt durch seine freskenreiche Basilika und dem Mosaikfußboden. Die Abtei war lange das Zentrum für Spiritualität und Kultur in der Region. So entdeckte an diesem stillen Ort einst Guido d´Arezzo das System der Musiknoten. Ein klangvolles Vermächtnis.

Auf dem Rücken der Pferde

Pferde sind nicht selten im Po-Delta anzutreffen. – Foto Mario Rebeschini

Weiße Mähnen im Wind. Salzwasser und Sand unter den Hufen. Bei einem Ausritt mit den Delta-Wildpferden durch die Lagune stellt sich unweigerlich das Gefühl von Freiheit ein. Auch bei Anfängern. Denn die Pferde sind bekannt für ihr ausgeglichenes Temperament und ihren Gehorsam. Deshalb sind Ausritte mit ihnen besonders entspannt. Die ersten Camargue-Pferde kamen gemeinsam mit schwarzen Bullen in den 1980er Jahren von Frankreich an die Spiaggia Romea. Schnell passten sich die Tiere der neuen Umgebung an und entwickelten sich zu den sogenannten Delta-Pferden weiter.

Zahlreiche Pferde können in freier Wildbahn beobachtet werden. – Foto Mario Rebeschini

Im Reitzentrum können Pferdefans die tierischen Schönheiten kennenlernen. Danach geht’s gemeinsam mit einem erfahrenen Reitlehrer hinein in das Herz des UNESCO-Biosphärenreservates Po-Delta. Hier leben neben den weißen Pferden noch weitere seltene Tiere wie die Delta-Hirsche, die lange als ausgestorben galten. Jetzt weiden sie wieder im Schatten der Steineichen im Naturschutzgebiet Bosco della Mesola, in dessen Nähe auch noch das Lustschlösschen von Graf Alfonso II. von Ferrara aus dem 16. Jahrhundert zu romantischen Träumen einlädt.

Wo Flamingos gute Nacht sagen

Aus der Vogelperspektive setzen die Flamingos einen herrlichen Farbtupfer. – Foto Archivio Comune di Comacchio

Entlang der Küste führen Rad- und Wanderwege vom Lagunensee bis zur aufgelassenen Saline. Salz und Aale wurden einst über die Wasserwege weit ins Land hinein gebracht und sorgten für Wohlstand. Inzwischen sind diese feuchten Gebiete ein Paradies für Vögel. Fast 370 verschiedene Vogelarten wurden bereits gezählt. Auch Europas größte Flamingo-Kolonie hat sich hier niedergelassen. Bis zu 15.000 rosarote Flamingos bleiben das ganze Jahr über im Brutgebiet und ziehen abends majestätisch ihre Kreise am Himmel.

Für Vogelliebhaber ist das Po-Delta ein perfekter Ort, um die gefiederten Freunde in Augenschein zu nehmen, – Foto Berretta

Wer bis zum Sonnenuntergang am Strand bleibt, kann sie bei ihrem Flug beobachten. Um die Flamingos aus der Nähe beim Krebse fressen im flachen Wasser zu sehen, heißt es umsteigen in ein Kanu, möglichst geräuschlos heran paddeln und das Fernglas in die Hand nehmen. Während die Farbe der Krebse das Gefieder der Flamingos färbt, färbt auf die Menschen die Ruhe der Lagune ab. Weitere Informationen unter www.visitcomacchio.it.