Comacchio – wenig bekannte Perle an der Adria

Einfach traumhaft schön wirkt das Po-Delta – und dies nicht nur aus der Vogelperspektive. – Foto Archivio Comune di Comacchio

Comacchio liegt in der Emilia-Romagna südlich des Po-Mündungsdeltas, nur fünf Kilometer vom Meer, 30 Kilometer von Ravenna und 40 Kilometer von der beliebten Fahrradstadt Ferrara entfernt. Mehrere kleine Dörfer, Binnenseen, Strände, der Hafen von Porto Garibaldi und nicht zuletzt die gleichnamige historische Lagunenstadt mit ihren malerischen Gassen, den Ziegelsteinbrücken und Kanälen gehören zum Gemeindegebiet. Wer hier seinen Urlaub verbringt, den erwartet eine noch weitgehend unbekannte, ganz besondere Welt.

Aale, Vögel und unberührte Natur

Comacchio und das Umland lassen sich romantisch-verträumt auch mit dem Boot erkunden. – Foto Roberto Fantinuoli

Der Regionalpark des Po-Delta ist das größte Feuchtbiotop Europas und wurde 1999 von der UNESCO zum Welterbe und 2015 zum Biosphärenreservat erklärt. Verschlungene Flussarme, kleine Teiche und weite Lagunen, Flamingos und schilfbedeckte alte Fischerhütten, die sogenannten Casoni, sowie traditionelle Salinen machen diesen unentdeckten Fleck Italiens zu einem ganz besonderen Naturerlebnis. Hier kann man auf kleinen Radwegen gemütlich die Schönheit der Landschaft an sich vorbeiziehen lassen oder mit einem Kajak die Lagune erkunden. Kulinarisch interessierte Besucher haben die Möglichkeit, in den Salinen unter kundiger Anleitung ihr eigenes Salz zu gewinnen, während Naturfans im Schwemmgebiet rund um die Po-Mündung in die Adria Wildtiere oder im Po di Maistra Vögel beobachten können.

Für einen besonderen Blickfang im Po-Delta sorgen die Flamingos. – Foto Archivio Comune di Comacchio

Fast 370 Arten haben Ornithologen gezählt, darunter Turmfalken, Seidenreiher, Kormorane, Eisvögel und Stelzenläufer. Eine weitere Besonderheit sind die Aale, die sich in der Lagune sammeln, bevor sie zum Laichen weit hinaus in den Atlantik schwimmen. Traditionell werden sie vor allem im Winter gefangen, und so findet auch jedes Jahr in Comacchio zwischen Oktober und Dezember das große Aal-Fest statt: die „Sagra dell’Anguilla“. In einem neu eingerichteten Museum, das in einer ehemaligen Fischfabrik untergebracht ist, können Besucher das ganze Jahr lang alles über die Aalfischerei und die Verarbeitung der Fische erfahren – und natürlich die in Dosen eingelegte Spezialität als Souvenir mit nach Hause nehmen.

Kunst, Kultur und Jahrhunderte alte Geschichte

Für Vogelliebhaber ist das Weltnaturerbe eine famose Outdoor-Galerie. – Foto Berretta

Die Gemeinde von Comacchio ist nicht nur eine Perle der Natur, sondern auch ein Juwel für Kunst- und Kulturfreunde: Rund 4.000 Etruskergräber belegen, dass es im Gebiet der Gemeinde bereits vor den alten Römern etruskische und griechische Ansiedlungen gab. Ihre Keramikgefäße sind im Nationalmuseum von Ferrara ausgestellt und bilden weltweit die größte Sammlung dieser Art. Die Lagunenstadt selbst entstand ursprünglich auf dreizehn separaten Lagunen-Inseln und war noch am Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Landweg nur über Brücken zu erreichen.

Auch hoch zu Ross lässt sich die Schönheit des Weltnaturerbes erleben. – Foto Mario Rebeschini

Eindrucksvoller Zeuge dieser langen Geschichte ist etwa das „Museo della Nave Romana“, in dem Teile eines 21 Meter langen römischen Schiffs und seiner Fracht ausgestellt sind. Doch auch für Liebhaber moderner Kunst hält Comacchio einen besonderen Schatz bereit: das Museum „Remo Brindisi“. Das 1976 vom gleichnamigen Kunstsammler ins Leben gerufene Museum beherbergt eine bedeutsame Sammlung moderner europäischer, amerikanischer und asiatischer Werke, darunter Werke von Picasso, Warhol oder Kokoschka und Dalí.

Für Tierfreunde und Badenixen

Stimmungsvoll: fischen in der Dämmerung. – Foto Francesco Cavalla

Sollte einen die Sehnsucht nach einem Sprung ins Meer überkommen, findet man an den sieben Lidi von Comacchio ausgedehnte Bademöglichkeiten. So etwa am Strand von Punta Maistra, dem äußersten Zipfel des Deltas, mit seinem Leuchtturm ein wahres Postkartenmotiv, oder am Lido delle Nazioni, an dessen nördlichem Ende in einem ausgedehnten Gehege wilde Pferde und Hirsche leben sowie Stiere gezüchtet werden. Urlauber können auf den Wildpferden auch ausreiten und so die wunderschöne Landschaft hoch zu Ross erleben. Weitere Informationen unter www.visitcomacchio.it und www.visitferrara.eu.

Mortimer

Seit dem Jahr 2011 berichtet das Mortimer Reisemagazin tagtäglich in Wort, Bild und teilweise mit Videos aus der Welt des Reisens. Mehr als 8.000 Beiträge über Destinationen aus allen Teilen der Erde stehen für Interessierte mittlerweile kostenfei bereit.