Bulgarien: Schopska-Salat bei Oma Radka

Bulgarien
Kultur und Tradition werden an der Schwarzmeerküste in Bulgarien gepflegt. – Foto: Honza Klein

Einstmals sang der sächsische Kabarettist Jürgen Hart über seine Landsleute: „…bis nunder nach Bulgarchen, dud er die Welt beschnarchen…“ Bulgarien war eines der exklusiveren Urlaubsziele für Sonnensuchende aus der DDR. Der andere Teil der nun seit Jahrzehnten wiedervereinigten Deutschen nahm lieber das Flugzeug nach Mallorca, Rimini oder die spanische Festlandküste, fuhr mit dem Auto nach Österreich oder blieb im Land.. „Nach der Wende in Bulgarien vollzog sich auch eine radikale Wende im Tourismus“, erzählt Katja, Reiseleiterin bei Suntours.

Bulgarien
Im Hinterland der Küste warten beeindruckende Welterbestätten. – Foto: Honza Klein

Zusammen mit ihrem Kollegen betreut sie die Gäste von alltours, die in Albena, am Sonnen- oder Goldstrand ihre Ferien verbringen. Nachdem die Deutschen aus der einstigen DDR erst einmal andere Orte dieser Welt beschnarchten, nachdem der Tourismus den Balkanlandes privatisiert wurde, erlebt Bulgarien nun ein Comeback. „Es ist vor allem das Preis-Leistungs-Verhältniss, welches die Gäste hierher treibt“, sagt Professor Marin Neshkov. Er leitet den Tourismusverband der Schwarzmeerküste. Der Verband der defacto den gesamten Tourismus des kapp Sieben-Millionen-Einwohner-Landes verantwortet. So um die 600.000 Touristen aus Deutschland entscheiden sich jährlich für Bulgarien. 70 Prozent davon zieht es an die Schwarzmeerküste.

Tourimus als Wirtschaftsfaktor

Die Altstädte von Sozopol und Nessebar wissen zu faszinieren. – Foto: Honza Klein

Varna und Burgas sind die Flughäfen die etwa aus Düsseldorf, Berlin oder auch Leipzig zu erreichen sind. Gerade mal etwas mehr als zwei Stunden Flug sind nötig. „Der Tourismus ist der einzige lebendige Wirtschaftszweig in unserem Land“, erzählt Neshkov weiter. Immerhin etwa 110.000 Menschen verschaffe er Arbeit und gut 14 Prozent des Bruttoinlandsproduktes kämen mit den Urlaubern ins Land, so der Professor. Problem: Die relativ kurze Saison, die sich fast ausschließlich auf den Sommer beschränkt. Doch Bulgarien ist ein Wachstumsmarkt. Natürlich hat es durch Corona auch eine kräftige Delle gegeben aber diese wird nur wieder ausgebügelt.

Die Hotels in diesem Teil von Bulgarien sind besonders familienfreundlich. – Foto: Honza Klein

Gewürzt ist ein Aufenthalt in dem Balkanland mit unendlichen Stränden. Besonders kinderfreundlich, weil das Meer sehr flach ist, man weit hinein laufen kann. Und natürlich gibt es im Hinterland landestypisches. Etwa die Altstädte von Sozopol und Nessebar. Letztere liegt auf einen Halbinsel und zählt immerhin zum Unesco-Welterbe. Leider verschandeln gar zu viele Souvenir- und Nippeshändler das Bild auf die jahrhundertealten Häuser. An einigen findet man eine breite Auswahl nationalsozialistischer Devotionalien. Kaum welterbefähig. So kam dann auch gleich einer der Händler ziemlich rüde daher, als wir Fotos davon machten. Doch in der Tat war das die einzige unfreundliche Begebenheit. Im Gegenteil. Es gibt wenige Länder, in denen das Personal so freundlich ist. Man merkt dass die Bulgaren verstanden haben, wie sehr sie vom Tourismus abhängig sind. Ob im Hotel oder Restaurants überall fühlt man sich willkommen.

So schmeckt Bulgarien

Die bulgarische Küche hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. – Foto: Honza Klein

Besonders jedoch bei Oma Radka. In einem kleinen Dorf in der Nähe von Burgas. Aus der Not – vor Jahren ging die bäuerliche Kooperative den Bach runter – machte sie eine Tugend. Sie empfängt auf ihrem Hof typisch mit Brot und Salz Touristen und zeigt Bulgarien aus dem Bilderbuch. Mit Schopska-Salat, Schaschlik, Schnaps und Volkstänzen. Vor gut zwanzig Jahren ging es los, inzwischen arbeitet das halbe Dorf mit und täglich kommen mehr und mehr Gäste.

Bulgarien
Mit dem Jeep lässt sich das Hinterland auch abseits der üblichen Routen entdecken. – Foto: Honza Klein

Oder man entscheidet sich für eine Jeep-Safari mit einem alten russischen Mobil, besucht einen der Wasserparks, genießt die Annehmlichkeiten seines Hotels oder liegt einfach am Strand. Vieles gibt es zu entdecken in Bulgarien. Und das alles zu unschlagbaren Preisen. Dabei sollte man ruhig auch einmal – auch wenn All-Inclusive gebucht wurde – raus aus seinem Urlaubsdomizil gehen. Etwa zum Besuch der Zeltshow des Kahns oberhalb des Sonnenstrandes. Zum Drei-Gang-Menü mit Wein und Schnaps gibt es noch eine sensationelle Show. Das alles für 37 Euro (Kinder die Hälfte). Anderes Beispiel ein Restaurant in St. Constantine an Elena. Dort bekommt man in typischem Ambiente ein Hauptgericht für etwa 1,50 Euro, eine Suppe kostet 1,25 Euro. Ein Bier am Strand kostet etwa 70 Cent. Trotzdem hat man nirgends den Eindruck von Billigtourismus.

Alternative für den Ruhesitz

Natürlich weiß die Schwarzmeerküste auch mit ihren Stränden zu begeistern. – Foto: Honza Klein.

Kein Wunder also dass nicht mehr nur Sachsen bis nunder nach Bulgarchen fliegen. Skandinavier, Rumänen, Russen, Engländer kommen und entdecken die Schönheiten des Landes. Immer mehr Menschen entdecken das Land sogar als Ruhesitz. Günstige Mieten bzw. günstige Kaufpreise für Immobilien und eine relativ gute Infrastruktur. Und die Rente aus Deutschland ist hier etwas mehr wert. Es gibt jedoch auch ganz andere Gründe für einen Besuch. So traf ich am Sonnenstrand eine Berliner Skatrunde. „Wir haben nicht mal eine Badehose mit“, lachten die vier Jungs, die eine Woche gebucht hatten.


Die Recherche fand auf Einladung/mit Unterstützung von Alltours statt.