Budapest – alte Pracht und frischer Wind

Budapest
Ungewöhnlicher Blick auf die Fischerbastei in Budapest. – Foto: Katharina Büttel

Budapest muss man gesehen haben, heißt es. Weil Ungarns Hauptstadt so schön ist, so wundervoll gelegen? Mit so einem angenehmen Klima? Weil Thomas Mann sie in den dreißiger Jahren als die „Eleganteste Europas“ rühmte? Nein, Budapest ist eine Millionenstadt, gemeißelt von seiner Geschichte: in den Jahrhunderten ließen sich hier Türken, Deutsche, Italiener, Serben und Juden nieder, die einen als Siedler, die anderen als Besatzer und stärkten mit prächtigen Palästen und Plätzen ihr Selbstbewusstsein. Budapest lebte multikulti, bevor es das Wort überhaupt gab.

Budapest
Frisch und hell strahlt wieder die königliche Wache auf dem Burgberg. – Foto: Visit Hungary/Ungarn Tourismus

1873 aus den rechts und links der Donau liegenden Städten Buda, Obuda und Pest zu einer Metropole vereint, ist Budapest – bei allem k.u.k.-Flair – jung, voller Leben und Abwechslung. Die Energie der Begabten, Neugierigen und Kreativen entlädt sich in einem nie dagewesenen Bauboom. Die Bautätigkeit zielt auf die Erhaltung und Ertüchtigung vorhandener Bausubstanz, aber auch auf deren Ergänzung und den Weiterbau.

Europas spannendstes Kulturviertel

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Außergewöhnlich in Design, Sound und interaktiven Angeboten – das House of Music. – Foto: Visit Hungary/Ungarn Tourismus

So zeichnet sich ab, dass das 2011 begonnene Liget Projekt im 100 Hektar großen Stadtwäldchen sich zum spannendsten Kulturviertel des Kontinents entwickelt. Zirkus, Zoo, Eisbahn, Museen, das Thermalbad Széchenyi sind dort schon lange Treffpunkte. Neu ist das „House of Music“ des mit dem „Architekten-Oscar“ ausgezeichneten Japaners Son Fujimoto. Im Sound Dome erklingen Franz Liszt und Béla Bartok und die Musik der ganzen Welt. Durch die alten Bäume leuchtet, mit Skulpturen und Freskomalerei dekoriert, das restaurierte Haus des Milleniums, 1896 zur 1.000-Jahrfeier der Staatsgründung eröffnet.

Edel innen und außen – die Staatsoper frisch restauriert strahlt. – Foto: Katharina Büttel

Ein Kulturtempel für alle, die an Kunst, Geschichte, Literatur und gutem Essen interessiert sind. Am Rande des Wäldchens ist 2022 das Ethnografische Museum dazu gekommen. Das Design außen erscheint wie eine überdimensionierte Wippe. Die Fassaden gleichen Glasvorhängen, ziseliert mit Hunderttausenden Pixeln ethnografischer Motive. Im weitläufigen Innern präsentiert sich ungarische Volkskunst. Das Verrückteste ist der Dachgarten: siebentausend Quadratmeter groß, geschwungen wie eine Sprungschanze, bepflanzt und begehbar. Sensationell der Rundblick bis zum Heldenplatz mit den steinernen Königen der Magyaren.

Egeszegedre

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Prunkstück der Oper ist der Große Saal.- Foto: Katharina Büttel

Hoch und hell steht die Burg mit der Fischerbastei über der Donau. Original rekonstruiert ist von 800 Räumen der St.-Stephans-Saal im alten neoromanischen Prunk und Glanz. Auf dem goldüberzogenen Keramikkamin prangt die Büste Stephans I., des ungarischen Königs und Nationalheiligen. Im nationalen Hauszmann-Programm ist das Ziel gesteckt, alle Gebäude im Burgviertel einschließlich der Umgebung binnen 20 Jahren wieder aufzubauen, betont Krisztina Sikota, stellvertretende Direktorin des Projekts. In rosa und blauen Farben leuchten die Riesenfenster der bereits fertiggestellten ehemaligen Reithalle, bereit für Events der besonderen Art.

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Ein abendlicher Leckerbissen – die Cabaret-Show im Matild Café. – Foto: Katharina Büttel

Vor der Königlichen Wache – darin das Royal Guard Café – stehen stramm die Wachposten in ihren farbenprächtigen Uniformen. „Egeszegedre“ – „auf deine Gesundheit“ dringt es aus dem Gastraum, Trinkspruch, den unsere Gastgeber so lieben und der uns so schwer über die Lippen geht. „Ägeschegädrä“ probieren wir vergeblich und genießen die Dobos-Torte – Traum aus Biskuit und Schoko-Buttercreme. Dazu „Erlauer Stierblut“ (Egri Bikavér), ein granatfarbener feuriger Roter aus den Traubensorten Medoc, Oportó und Blaufränkisch. Ägeschegädrä! Geht doch!

Eklektische Sinfonie aus Stein

Budapest – Blick über die Donau mit Parlamentsgebäude und dem Burgberg. – Foto: Katharina Büttel

Der Blick von der Fischerbastei geht Linkerhand auf die Margareteninsel mit ‚Schlupfwinkeln‘ für Liebende. Gegenüber langgestreckt das Parlamentsgebäude – eine eklektische Sinfonie aus Stein. Hinter dem Donaukorso schimmern Straßen und Prachtgebäude der Innenstadt. Seinen Bummel kann man dort mit einem Kaffeehausbesuch kombinieren oder mit Palatschinken unter den Kristalllüstern des pompösen „New York Café“ krönen. Hier fand sich die literarische Crème de la Crème ein, tauchten György Lukàs und Thomas Mann auf.

Überall, wo Touristen sind, spielen die Geiger auf. – Foto: Katharina Büttel

Im jüdischen Viertel reihen sich in den schmalen Straßen kleine Cafés und Bars rund um die beeindruckende Art-Deco-Synagoge der orthodoxen Juden. Ins traditionelle jüdische Leben mischen sich Besucher aus aller Herren Länder. Im Gassengeflecht hinter der Synagoge verstecken sich die „Ruinenkneipen“: Bars, in denen seit der Wende Jung und Alt „abhängen“. An den Wänden Graffiti und bizarre Kunstobjekte, von zerschlissenen Sofas und ramponierten Gartenstühlen prosten sich lautstark die Besucher „egeszegedre“ zu.

Oper von Format

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Ein bunter, wundervoll restaurierter Hingucker im Stadtwäldchen – Haus des Millenium. – Foto: Katharina Büttel

Am Opernplatz fällt der Blick wie von selbst auf die Staatsoper mit seiner majestätischen Fassade. Erst nach Genehmigung durch Kaiser Franz Joseph: „nur kleiner als die Wiener Staatsoper!!!“ konnte gebaut und 1884 eröffnet werden. Um die „Juwelenbox“ wieder erstrahlen zu lassen, war ein 5-jähriges ‚Lifting‘ notwendig. Hier ist Budapest, wie es sich selbst am liebsten sieht, groß, glanzvoll und genauso wie zu Kaisers Zeiten.

Opernhaussprecher György erläutert das fantastische Projekt „Eiffel Art Studios“. – Foto: Katharina Büttel

Das Ausweichquartier fand man in einem ehemaligen Eisenbahndepot – 96 Lokomotiven waren hier bis 2009 untergebracht! „Nach dem Kauf des 35.000 Quadratmeter großen Geländes konnten wir erweitern, Ideen umsetzen. Seit der Eröffnung vor zwei Jahren sind die sogenannten „Eiffel Art Studios“ zu einem viel beachteten, kulturellen Treffpunkt geworden“, erzählt begeistert Pressesprecher György Javorsky. „Alles, was die Opernwelt benötigt, können wir in den Hallen und Räumen fertigen – sogar Opern für Kinder können wir inszenieren, ihnen Ballettunterricht geben“.

U-Bahn-Nostalgie

Das berühmte kleine Tickethäuschen in der Metro-Station Opera.  – Foto: Katharina Büttel

Auch die modern‘ Tänzer, Choreographen, Lichtdesigner wollten ihr „eigenes“ Haus. So entstand im Park des Millenarís aus einem umgebauten Industriegebäude das neue National Dance Theatre, ein echter Hingucker mit seiner futuristischen Außenhaut, fantastisch im abendlichen Lampenmeer. „Dass wir gleich zwei Bühnen mit modernster Technik bespielen können, müsste eigentlich jede Metropole neidisch machen“, schwärmt Direktor Peter Ertel. Die spektakuläre Performance am Abend bleibt in unserer Erinnerung.

Moderner interpretiert die traditionelle Stickerei. – Foto: Katharina Büttel

Auf der feinen Adrássy ut hingegen Flair der Gründerzeit. Zum 1.000. Geburtstag ließ die Stadt die Prachtstraße bauen, gesäumt von zahlreichen Palais und Villen im Stil der Neorenaissance. Ihr Herz schlägt zwischen den Plätzen Erzsébet tér und Liszt Ferenc tér. Damit das Fußvolk den Herrschaften nicht vor die Kutschen lief, baute man gleich eine Etage tiefer die erste U-Bahn des europäischen Festlands. Die kleinen Waggons fahren heute noch, die Ticketschalter aus Holz sind schön wie eh und je.

Abstecher nach Esztergom

Ungarns größtes Gotteshaus steht in Esztergom im Donauknie. – Foto: Katharina Büttel

Von dem charmanten Ambiente reißt sich der Besucher los in die nördliche Region Donauknie voller dichter Buchen- und Eichenwälder. Szentendere, das heitere Städtchen an der Donau, „Stadt der Kirchen“, wurde vor 100 Jahren von Dichtern, Künstlern, Malern belegt. Seine barocken, prächtigen Häuschen beherbergen Galerien und Museen. Gestärkt von einer pikanten Gulaschsuppe geht es über Visegrád mit seiner Burg und Überresten vom Königspalast zur Bischofsstadt Esztergom, König Stephan I. Geburtsstadt mit der größten Basilika Ungarns. Wir beenden die Reise mit einem Essen nach mittelalterlichen Rezepten in den hiesigen historischen Gemäuern. Begleitet vom Tokajer, natürlich, dem König der Weine und Wein der Könige; „Ägeschegädre“!

Wissenswertes zu Budapest in Kurzform

Budapest
Dicht beieinander im Stadtwäldchen liegen das Ethnografische Museum (links) und das House of Music (rechts).  – Foto: Visit Hungary/Ungarn Tourismus

Allgemeine Informationen: www.visithungary.com/de

Anreise: Mit Austrian Airlines über Wien nach Budapest Ferihegy.

Beste Reisezeit: Im Frühling, Frühsommer und Herbst ist es am schönsten. Im Juli / August kann es heiß und stickig sein.

Feurige Paprika gehört zu Ungarn und in die Gulaschsuppe. – Foto: Katharina Büttel

Tipps / Events: Der deutsche Architekt Arne Hübner bietet Architekturführungen durch Budapest an.

Die Budapest-Card bietet viele Vorteile: gratis Fahrten in den Öffentlichen, Rabatte in Bädern, Museen, ausgewählten Restaurants u.v.m., besonders interessant vom 10. bis 15. August während Ungarns größtem Musikfestival. An Budapests Geburtstag am 17. November können Besucher die Budapest-150-Torte nach altem Rezept probieren.

Die Wand im Restaurant Arany Bástya zeigt Ungarns historische Persönlichkeiten. – Foto: Katharina Büttel

Essen & Trinken: Das „Steam“ im Architektur-preisgekrönten Szervita Square Building. Beliebt am Tag bis in die Nacht; nicht nur interessant wegen der Küche, sondern auch wegen des Publikums. info@steambudapest.hu

Arany Bástya: Restaurant mit dem besten Panoramablick vom Burgviertel über die Donau zum Parlamentsgebäude. Kreative ungarische Küche, info@aranybastya.com

Matild Café: das elegante Luxushotel Matild Palace nah an der Donau bietet Kabarett, Jazz & Swing mit exklusivem Dinner an. Clou ist ein Cocktail auf der Dachterrasse mit Blick über die bunte Abendkulisse, Vaci ut. 36; Tel.: +36 15550 5000

Kaffeehausbesuch im pompösen Ambiente – das Café New York.  – Foto: Katharina Büttel

Prímás Pince in den Katakomben im Dom von Esztergom: Ein Erlebnis ist das feierlich servierte Abendessen nach handschriftlichen Rezepten der Erzbischof-Simor-Bibliothek von Esztergom. Highlight ist „Das Kaiserlihe Lemoni Koh“, in etwa eine Crème brulée, begleitet von einem Zitronenkuchen, beides nach Originalrezepten aus dem 18./19. Jahrhundert.

Übernachten: Hotel Kozmo Luxury in einem symbolträchtigen Gebäude in der Nähe der Einkaufsmeile Vaci ut., des Gellert-Thermalbades, der Markthalle.


Die Recherche fand auf Einladung / mit Unterstützung von Visit Hungary/Ungarn Tourismus und KPRN network statt.