55 Degrees – Gaumenfreuden in Arnheim

55 Degrees
Das 55 Degrees in Arnheim erfreut sich nicht von ungefähr größter Beliebtheit. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Von wegen die Holländer können nur Frittiertes: Im 55 Degrees in Arnheim, der Hauptstadt der niederländischen Provinz Gelderland, wird der verwöhnte Gaumen überzeugend eines Besseren belehrt. Das Restaurant gegenüber der markanten Koeplekerk (Kuppelkirche) am Jansplein im Herzen der Fußgängerzone besticht durch einen gemütliches Ambiente, wobei Grün -und Brauntöne dominieren. Während an zwei Seiten das Tageslicht durch die hohen Fenster strömt, ist die Hauptwand des Restaurants durch zwei angedeutete künstlerisch gestaltete, überdimensionale Frauenköpfe geprägt.

55 Degrees
Ein absolutes Gedicht ist das als Vorspeise gereichte Carpaccio. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Auf dem Tisch des Hauses kommen wahlweise Vier-, Fünf- oder Sechs-Gänge-Menüs. Wobei das günstigste Menü bei 57,50 Euro inklusive eines Getränkepakets, bei dem Sekt, Wein, Bier und nicht alkoholische Getränke zur Auswahl stehen, startet. Beim Vier-Gänge-Menü kann der Gast zwei Vorspeisen, eine Hauptspeise und einem Nachtisch auswählen; beim Fünf-Gänge-Menü kommt eine weitere Hauptspeise hinzu und beim Sechs-Gänge-Menü eine zusätzliche Vor-, Haupt- oder Nachspeise.

Perfektes Preis-Leistungs-Verhältnis

Das Thunfisch Tataki ist überaus empfehlenswert. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Dabei tischt das 55 Degrees eine ausgewogene Mischung aus Fisch, Fleisch und vegetarischen Optionen auf. Die überaus ansprechend präsentierten Speisen bestechen durch eine kleine asiatische Note. Das gut geschulte, junge Personal beherrscht den feinen Spagat zwischen Aufmerksamkeit und Aufdringlichkeit perfekt. Passend zum Ambiente sind die Servicekräfte mit grünen Oberteilen und braunen Lederschürzen bekleidet.

Überaus schmackhaft sind auch die Vorspeisen-Suppen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Obschon das Haus auch hören Ansprüchen Genüge tut und verwöhnte Gaumen durchaus zufrieden stellt, ist es überraschend, dass das Publikum hier eher leger gekleidet ist. So mancher sitzt hier schlicht im T-Shirt und sogar, je nach Wetterlage, auch in kurzer Hose, während andere sich mächtig in Schale geworfen haben. Abendkleid und Anzug an einem Tisch, lässiger Look am anderen Tisch. Was alle jedoch eint, ist die Begeisterung für das absolut stimmige Angebot im 55 Degrees. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut perfekt.

Asiatische Einflüsse auf dem Teller

Auch die Fischvarianten im 55 Degrees können sich sehen (und schmecken) lassen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Ganz großartig ist das im Anschluss an den Begrüßungssekt als Vorspeise gereichte Carpaccio, verfeinert mit Rucola und getrockneten Tomaten, Parmesancrackern, Zwiebeln, Macadamia-Nüssen und einer delikaten Trüffelsoße. Ebenfalls als Starter empfehlenswert sind die Hummersuppe, das Lachs-Sashimi mit Wasabi, Sojaperlen und knusperigen Reis oder das Thunfisch Tataki, bei dem der marinierte Fisch kurz scharf angebraten wird. Dadurch bleibt der in Scheiben geschnittene Thunfisch, der mit Wasabi und Wakame, einer Meeresalge mit kräftigem Geschmack, verfeinert wird, innen roh.

55 Degrees
Raffiniert und schmackhaft sind auch die Fleischgerichte zubereitet. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Für den Hauptkurs, so es denn nur einer ist, besteht die Qual der Wahl. Für Fischfreunde sind das Lachsfilet, der Seebarsch mit grünem Spargel oder die Garnelen mit Ratatouille die erste Wahl. Fleischliebhaber kommen hingegen beim Karaage Korean Style, einem marinierten sowie knusperig frittierten Hühnchen, den sous-vide-gegarten Kalbsbacken mit Rübenpüree oder dem Filetsteak mit Sherrysauce auf ihre Kosten. Derweil erfreuen sich Vegetarier am Trüffelrisotto oder den Gyoza, jenen mit Shiitake-Pilzen gefüllten Teigtaschen. Typisch Holländisch werden zu den Hauptspeisen auch Pommes und Mayonnaise gereicht, was in der Tat mitunter als ein kuriose Beilage anmutet.

Fast chronisch ausgebucht …

Durchaus gemischt ist das Publikum im 55 Degrees in Arnheim. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Abgerundet wird die üppige wie geschmacksvolle Menüabfolge durch eine einladende Nachtischauswahl. Der Bogen spannt sich dabei vom warmen Schokoladenkuchen mit Tonkabohnen-Eis und Walnüssen über Käsekuchen mit Früchten und Mango-Eis-Sorbet bis hin zu Panna Cotta und Tiramisu. Natürlich darf in den Niederländen auch eine Platte mit einheimischen Käsesorten als Dessertvariante nicht fehlen. Abgeschlossen wird das Ganze passend mit einem süßen Weinlikör. Auch die ausgeschenkten Weiß- und Rotweine wissen zu gefallen – insbesondere der Chardonnay.

Eine gelungene Kombination: Käsekuchen mit Früchten und Mango-Eis-Sorbet. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Obwohl das 55 Degrees gehobene Küche bietet, mangelt es noch an Kleinigkeiten auf dem Weg zur Spitzengastronomie. So ist der großzügige Getränkeservice zwar inkludiert, aber die Gäste müssen sich beispielsweise selber Wasser nachgießen. Abzüge gibt es zudem für die Tatsache, dass die Gäste gebeten werden, ein und dasselbe Besteck bei allen Gängen zu benutzen. Gleichwohl erfreut sich das Restaurant zu Recht großer Beliebtheit. Die Gäste im 55 Degrees stimmen entsprechend seit Jahr und Tag eindrucksvoll mit den Füßen ab. Ohne vorherige Reservierung besteht keine Chance, einen Tisch zu bekommen. Was auch ein virtuelles Schulterklopfen und eine Anerkennung für die hohe Qualität der Speisen und Getränke ist.

Die Panna Cotta weiß ebenfalls zu überzeugen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Informationen: 55 Degrees, Marienburgstraat 1, 6811 CS Arnhem, Niederlande, Telefon 026-7856487, www.55degrees.nl

Das 55 Degrees grenzt direkt an den Jansplein, den zentralen Platz in Arnheim. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Preise/Pakete: Vier-Gänge-Menü inklusive 2,5 Stunden Getränkepaket 57,50; Fünf-Gänge-Menü inklusive drei Stunden Getränkepaket 64,50; Sechs-Gänge-Menü inklusive 3,5 Stunden Getränkepaket 71,50;

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.