48 Stunden im schweizerischen Luzern

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Die Kapellbrücke ist die wohl bekanteste Landmarke im schweizerischen Luzern. – Foto: Luzern Tourismus/Laila Bosco

„Vielfältig, trendig, einzigartig“ ist das Motto der Stadt, deren Lage zwischen Wasser und Bergen kaum zu toppen ist. Die Uferpromenade versprüht mediterranes Flair, die Altstadt ist ein Schmuckstück ohne Gleichen. Mit 80.000 Einwohnern relativ überschaubar, ist das schweizerische Luzern das perfekte Ziel für ein verlängertes Wochenende.

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Am Morgen ist auf der Kapellbrücke kaum jemand unterwegs. – Foto: Cornelia Lohs

Wohin zuerst am Freitagnachmittag? Natürlich zur Kapellbrücke. Die mit knapp 203 Metern zweitlängste Holzbrücke der Welt verbindet die Neustadt mit der Altstadt und ist die Attraktion schlechthin. Als das überdachte hölzerne Konstrukt um das Jahr 1365 erbaut wurde, war es Teil der Stadtbefestigung, was den schrägen Verlauf erklärt. Dreiecksgemälde im Brückengiebel zeigen Szenen aus der Schweizer Geschichte. Von den 158 Bildern, die ab dem frühen 17. Jahrhundert entstanden, fiel ein Großteil in der Vergangenheit Flut und Feuer zum Opfer. Ein Blick über die Brüstung verspricht eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt und die Berge. Neben der Brücke ragt der Luzerner Wasserturm aus der Reuss. Das 34 Meter hohe achteckige Bauwerk diente im Laufe der Jahrhunderte als Wehr- und Wachturm, später als Kerker und Folterkammer und ist heute das Wahrzeichen der kleinen Metropole.

Altstadt – mehr Bilderbuchidylle geht nicht

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Beeindruckendes Ensemble: Die Kapellbrücke mit dem Wasserturm. – Foto: Cornelia Lohs

Gässchen aus dem 14. Jahrhundert, mit Fresken versehene Fassaden prächtiger Bürger- und Patrizierhäuser, Bauten mit hübschen Giebeln und Türmchen, mit Brunnen geschmückte beschauliche Plätze und Brunnen – die autofreie Altstadt ist ein Schmuckstück. Ein Hingucker ist der Fritschibrunnen auf dem Kapellplatz. Die Brunnensäule ist umgeben von bunten Fasnachtsmasken, auf der Spitze steht ein Bannerherr. Der über 100 Jahre alte Brunnen, der nach einer Gestalt aus der Luzerner Fasnacht benannt ist, spielt eine wichtige Rolle beim jährlichen Fasnachtstreiben – am „Schmutzigen Donnerstag“ beginnt hier um 5 Uhr morgens das närrische Treiben, und beim Fasnachtsumzug umrundet der Fritschiwagen drei Mal den Brunnen. Am nahen Sternenplatz zieren Karnevalsfiguren die Fassade des historischen Restaurants Fritschi.

Die Fassade des Fritschi-Restaurants ist ein Gesamtkunstwerk. – Foto: Cornelia Lohs

Quasi um die Ecke steht eines der schönsten öffentlichen Gebäude der Schweiz: das Rathaus aus dem Jahre 1606. Seine Fassade ähnelt einem italienischen Palazzo, die Dachform einem Luzerner Bauernhaus. Einen Katzensprung entfernt liegt der Weinmarkt mit dem schönsten Brunnen der Stadt. Shopping gefällig? Der 350 Meter entfernte Schwanenplatz ist einer der weltweit größten Umschlagplätze für Luxusuhren. Beim Schaufensterbummel kommt man angesichts der Pracht und Preise aus dem Staunen nicht heraus.

Das traurigste Stück Stein der Welt

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Der Rathaussteg über die Reuss führt direkt zum Rathaus. – Foto: Cornelia Lohs

In einer kleinen Parkanlage wenige Minuten weiter nördlich befindet sich in einer kleinen Parkanlage der in Sandstein gemeißelte Löwe von Luzern. Das sterbende Tier liegt in einer Felsnische über einem Teich, ein Speerstück ragt aus seinem Rücken, sein mächtiges Haupt und seine rechte Pranke ruhen auf dem französischen Wappen. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain nannte die Skulptur „das traurigste und bewegendste Stück Stein der Welt“. Das zehn Meter lange und sechs Meter hohe Denkmal wurde vor über 200 Jahren in Gedenken an die rund 760 Schweizergardisten errichtet, die 1792 beim Sturm auf die Tuilerien in Paris ums Leben kamen. Unter dem Löwen sind die Namen der 26 getöteten und 16 überlebenden Offiziere in den Felsen eingemeißelt.

Radeln mit Picknick an der Reuss

Das Löwendenkmal, aus einem Sandsteinfelsen herausgehauenen, etwa zehn mal sechs Meter groß. – Foto: Luzern Tourismus/Beat Brechbühl

Der Samstagmorgen beginnt mit dem Füllen eines „Picknicksäckli“ in der Markthalle im Untergeschoss des Hauptbahnhofs. In dem im Dezember 2022 eröffneten Markt liegt der Fokus auf regionalen, saisonalen und nachhaltigen Produkten. Bei der großen Auswahl an frischen Take Away Angeboten (auch in der veganen Variante) ist das Säckli schnell gefüllt und wenige Minuten später in der Velostation im Korb des vorbestellten E-Bikes verstaut.

Hölzerner Biber entlang der Strecke. – Foto: Cornelia Lohs

Entlang der Reuss geht es auf der Route 9 Richtung Rathausen. Nach ein paar Kilometern verläuft parallel zum Fuß- und Radweg direkt am Fluss der 2500 Meter lange Holzskulpturenweg Emmenmatte-Rathausen. Es lohnt sich, vom Rad abzusteigen und dem idyllischen Pfad mit den wunderschönen hölzernen Kunstwerken eine Weile zu folgen. Unterwegs gibt es mehrere Bänke mit Blick auf die Reuss, die sich hervorragend als Picknickplatz eignen.

Richard Wagners Wunderwelt

Landhaus Tribschen war temporär das Zuhause von Richard Wagner. – Foto: Cornelia Lohs

Ob Wagner-Fan oder nicht, am Nachmittag lohnt sich eine Bike-Tour zum prachtvollen Landhaus Tribschen auf einer Anhöhe mit Blick auf den See. Hier lebte Richard Wagner mit seiner zweiten Frau Cosima von Bülow, nachdem er 1866 aus Bayern verwiesen worden war. Warum er das damalige Königreich verlassen musste, erfährt man im Audioguide, der durch die Dauerausstellung führt. „Wohin ich mich aus meinem Haus wende, bin ich von einer wahren Wunderwelt umgeben. Ich kenne keinen schöneren Ort auf dieser Welt“, beschrieb Wagner seinen Wohnort, den er 1872 Richtung Bayreuth verließ. In der Tribschener Idylle vollendete der Maestro auf seinem Érard-Flügel die „Meistersinger von Nürnberg“ und „Siegfried“. Den Flügel nahm er mit nach Bayreuth, mit der Museumsgründung 1933 kam dieser jedoch zurück nach Tribschen und steht heute dort, wo er zu Zeiten Wagners stand.

Spannende Zeitreise im 3D-Format

112 Meter lang und zehn Meter hoch ist das imposante Bourbaki-Panorama. – Foto: Cornelia Lohs

Gegen 17 Uhr ist noch Zeit für das Bourbaki-Panorama, das sich in einem Rundbau am Löwenplatz verbirgt. Das monumentale Rundbild zeigt die geschundenen Soldaten der französischen Bourbaki-Armee nach ihrem Grenzübertritt in die Schweiz Anfang Februar 1871. Die 87.000 Mann starke Armee war während des Deutsch-Französischen Krieges bei Pontarlier vor deutschen Truppen Richtung Schweizer Grenze geflohen, wo sie um militärisches Asyl bat. Dies führte zur größten Flüchtlingsaufnahme in der Geschichte der Eidgenossenschaft und zum ersten Großeinsatz des Roten Kreuzes. Der Genfer Maler Edouard Castres, der als Rot-Kreuz-Helfer mitten im Geschehen war, hielt seine Eindrücke 1881 auf einem Rundgemälde fest. Das 112 Meter lange und 10 Meter hohe Gemälde zeigt das ganze Elend des Krieges, den Überlebenskampf der Soldaten und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung. Die plastisch gestaltete Umgebung verleiht der Szenerie eine 3D-Illusion und einem selbst das Gefühl, sich mitten im Geschehen zu befinden.

Begegnung mit großartigen Kunstwerken

An der Sammlung Rosengart kommen Kunstinteressierte eigentlich nicht vorbei. – Foto: Cornelia Lohs

Sonntagmorgen. An der Sammlung Rosengart in der Pilatusstrasse kommt man im Picasso-Jahr 2023 nicht vorbei. Hier sind nicht nur 32 Ölgemälde und mehr als 100 Zeichnungen, Aquarelle sowie graphische und plastische Arbeiten des 1973 verstorbenen Künstlers ausgestellt, sondern auch zahlreiche Fotografien, die ihn mit seiner Frau Jacqueline Roque zeigen. Sämtliche Werke stammen aus der Privatsammlung von Angela Rosengart, die als junge Frau mehrfach von Picasso porträtiert wurde. Die Luzernerin gründete 1992 die Stiftung Rosengart, um die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zur Sammlung gehören neben den Werken von Picasso 125 Aquarelle, Gemälde und Zeichnungen von Paul Klee, sowie Werke von weiteren 20 Künstlern, darunter Chagall, Cézanne, Kandinsky, Liebermann, Matisse und Miró.

Panoramafahrt durch eine Postkartenkulisse

Eine Schiffstour auf dem Vierwaldstättersee ist fast schon ein Muss. – Foto: Cornelia Lohs

Los geht es um 12 Uhr am Bahnhofquai in Luzern an Bord eines der fünf historischen Raddampfer. Von der Sammlung Rosengart sind es nur 300 Meter dorthin. Wenige Minuten nach dem Ablegen gleitet das Schiff am Bürgenstock entlang, der als Halbinsel weit in den vielarmigen Vierwaldstättersee hineinreicht. In Fahrtrichtung links taucht die Rigi auf, die Königin der Berge, deren knapp 1.800 Meter hoher Gipfel in den Himmel ragt. Ringsherum liegt eine Postkartenkulisse: schneebedeckte Gipfel, bewaldete Berghänge, grüne Weiden und idyllische Dörfer, die eingerahmt von Bergen am Seeufer liegen. In den beiden Orten Weggis und Vitznau, die keine 15 Schiffsminuten voneinander entfernt liegen, säumen Palmen, Orchideen und andere südländische Pflanzen das Ufer des Sees, was der Strecke den Namen „Luzerner Riviera“ bescherte. In Vitznau ist Endstation des „Zmittag“-Dampfers und er kehrt nach Luzern zurück, wo nun in Fahrtrichtung rechts die prächtigen Hotelpaläste aus der Jahrhundertwende an der Uferlinie vorbeigleiten.

Wissenswertes in Kurzform

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Am Seeufer erheben sich einige beeindruckende Hotelpaläste. – Foto: Cornelia Lohs

Informationen: www.luzern.com

Fahrradverleih: www.rentabike.ch

Panoramafahrt auf dem Vierwaldstättersee: www.lakelucerne.ch/de

Essen & Trinken: Tibits, vegetarisches Restaurant im Obergeschoss des Bahnhofs von Luzern. Reichhaltiges Buffet mit kulinarischen Einflüssen aus aller Welt.

Übernachten: Hotel Continental Park. Das familiengeführte Vier-Sterne-Haus und erste zertifizierte Swiss-Bike-Hotel Luzerns liegt drei Gehminuten vom Bahnhof Luzern entfernt und ist perfekter Ausgangspunkt für die Erkundung der Stadt.