Weinkultur und k.u.k.-Glanz in Maribor

Maribor
Das prachtvolle Gebäude der Universität liegt im Zentrum von Maribor. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Längst ist Maribor aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und hat sich als faszinierende wie pulsierende Metropole vom einst wenig ansehnlichen, hässlichen Entlein in einen stolzen Schwan verwandelt.

Maribor
Der Hauptplatz Glavni trg in Maribor mit der markanten Pestsäule. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Zwischen Maribor und Ljubljana herrscht eine ähnliche Rivalität wie zwischen Edinburgh und Glasgow oder zwischen Düsseldorf und Köln“, unterstreicht Mojca Pacnik ein wenig lächelnd. Klar, Ljubljana sei die Hauptstadt und deutlich größer, doch, so die blonde Powerfrau weiter, Maribor müsse sich keinesfalls dahinter verstecken und spiele zu Unrecht die zweite Geige in Slowenien. Denn spätestens seit die 115.000-Seelen-Gemeinde am Ufer der Drau (Drava) zu Europas Kulturhauptstadt des Jahres 2012 gekürt wurde, hat sich die 770 Jahre alte Stadt mit Siebenmeilenstiefeln aufgemacht, um sich mehr denn je zu einer der wichtigsten kulturellen und wirtschaftlichen Drehscheiben des Landes zu wandeln.

Prachtbauten am Glavni trg

An beeindruckenden Gebäude mangelt es in Sloweniens zweitgrößter Stadt nicht. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Fast 600 Jahre gehörte Maribor zu Österreich, war dann bis 1991 ein Teil von Jugoslawien“, blättert Tourguide Mojca Pacnik ein wenig verbal im Geschichtsbuch. Tatsächlich sind in der prächtig herausgeputzten Altstadt insbesondere die Spuren der k.u.k. Monarchie bis heute unübersehbar. Herzstück des historischen Zentrums ist der von zahlreichen Prachtbauten gesäumte Hauptplatz, der Glavni trg, wo neben dem Rathaus (Rotovž) aus dem Jahre 1515 mit der neoromanischen Franziskanerkirche und der Pestsäule zwei weitere markante Landmarken zwischen liebevoll herausgeputzten Jugendstilbauten zu finden sind.

Maribor
Das Rathaus in Maribor hat mehr als 500 Jahre auf dem Buckel. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Nur einen Steinwurf entfernt erhebt sich die nicht minder beeindruckende Stadtburg (Mariborski grad). Erbaut zwischen 1478 und 1483 unter Kaiser Friedrich III., war die Festung ursprünglich ein Teil der Stadtmauer, bevor sie in eine schlossähnliche Wohnstätte umgewandelt wurde. Der prachtvoll gestaltete Rittersaal besticht insbesondere durch ein imposantes Deckengemälde von Jožef Gebler und auch das Rokoko-Treppenhaus ist überaus sehenswert. In der Stadtburg hat zudem das Regionalmuseum (Prokrajinski muzej) mit seiner umfangreichen Sammlung zur Archäologie, Ethnologie und Kulturgeschichte von Maribor eine Heimat gefunden.

Älteste Weinrebe der Welt

Die Stadtburg gleich eher einem innerstädtischen Schloss. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Ebenso sehenswert sind die Stadtschlösser Vetrinjski dvor und Salzburški dvorec sowie der am westlichen Rand der Stadt gelegene Ratzerhof (Racji dvor). Daneben zeugen drei alte Wehrtürme und die Überreste der einstigen Stadtmauer von der langen, bewegten Geschichte der Universitätsstadt. Bereits im Jahre 1254 wurden Maribor die Stadtrechte verliehen. Doch der wirtschaftliche Aufstieg sollte bis 1846 auf sich warten lassen, als die Stadt Anschluss an die Bahnlinie von Wien nach Triest erhielt.

Eine beeindruckende Laune der Natur: die älteste Weinrebe der Welt. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Der geschichtsträchtigste Magnet in Maribor ist aber zweifelsohne die älteste Weinrebe der Welt, die seit über 400 Jahren am Ufer der Drau wächst und gedeiht“, bedauert nicht nur Mojca Pacnik, dass die daraus bis heute hergestellten Weine weder gekostet noch erworben werden können. Nahezu ausschließlich Staatsgäste kommen in den Genuss des ganz besonderen Tropfens. So begnügen sich die vielen Weinliebhaber zwangsweise mit einem Foto des Rebstocks an der Hausfassade im Stadtteil Lent. Immerhin duckt sich im Haus der alten Rebe (Hiša Stare trte) ein kleines Weinmuseum, das nicht von ungefähr zur Verkostung verschiedener lokaler Weine einlädt. Denn Maribor liegt inmitten eines der bedeutendsten Weinanbaugebiete Sloweniens.

Aussichtsreiches und Unterirdisches

Häuser am Hauptplatz Glavni trg in Maribor. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Wer auf den 386 Meter hohen Hausberg Piramida steigt, kann nicht nur das Panorama der größten Stadt in der Untersteiermark (Štajerska) genießen, sondern auch ein Blick auf die vielen Weinreben werfen. Neben der Weltrekordrebe hat Maribor noch einen Superlativ zu bieten: Der Weinkeller Vinag klet erstreckt sich mit einer Fläche von 20.000 Quadratmetern unter dem Trg. Svobode. Als einer der ältesten und größten Weinkeller in Europa hält er in dem 2,1 Kilometer langen Gewölbe mehr als eine Viertelmillionen Weinflaschen vor. Aber auch Betontanks, Stahlcontainer und Hunderte von Fässern mit einem Gesamtvolumen von mehr als drei Millionen Litern Wein sind in „Maribors Unterwelt “ zu finden. Natürlich darf in dem im Jahre 1847 angelegten Keller der eine oder andere Tropfen probiert werden. Darunter die Spezialität, der Vinag Mariborčan, der aus fünf Weinsorten zusammengemischt wird.

Die Altstadt ist von pastellfarbenen Häusern geprägt. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Genussmenschen kommen zudem auf dem traditionellen Markt auf ihre Kosten. Dieser wird täglich von 7 bis 13 Uhr auf dem Vodnikov trg abgehalten und bietet vor allem Obst und Gemüse sowie lokale Köstlichkeiten wie Kürbiskernöl.

Das Erbe der Kulturhaupstadt

Liebesschlösser am Ufer der Drau. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Stolz sind die Mariborčani, wie die Bewohner von Maribor heißen, bis heute auf den Status als ehemalige europäische Kulturhauptstadt, obschon dies mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt zurückliegt. Eigens für den Feiermarathon hatte sich die Stadt 2012 mächtig herausgeputzt, was noch heute unverkennbar ist. Eine der kulturellen Säulen ist nach wie vor das slowenische Nationaltheater. Hoch im Kurs bei Kunstkenner steht derweil die Kunstgalerie, die Umetnostna galerija. In dem klassizistischen Bau wird vornehmlich moderne Kunst präsentiert.

Maribor
Vom Turm der Domkirche bietet sich ein faszinierender Blick auf Maribor. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Stadtbildprägend sind zudem eine Reihe von Gotteshäusern und Kapellen. Der Bogen spannt sich von der Kirche der Heiligen Barbara und Rosalia (17. Jahrhundert), die auf dem 374 Meter hohen Kalvarija (Kalvarienberg) thront, über die 1821 von Graf Henrik Brandis errichteten Kapelle auf dem Piramida bis hin zur Basilika der Mutter der Barmherzigkeit (1892-1900) an der Partizanska cesta. Deutlich mehr im Fokus steht allerdings die Domkirche auf dem Slomskov Trg Das im Jahre 1150 errichtete Gotteshaus, das Johannes dem Täufer geweiht ist, verfügte ursprünglich über einen 76 Meter hohen Glockenturm aus dem Jahre 1623. Seit einem Blitzeinschlag im 18. Jahrhundert und dem daraufhin notwendigen Neuaufbau ragt das klassizistische Gemäuer lediglich noch 57 Meter in den Himmel. Hoch genug, um einer der prächtigsten Städte in Slowenien nach einem schweißtreibenden Aufstieg entspannt aufs Haupt zu schauen…

Wissenswertes zu Maribor

Sloweniens zweitgrößte Stadt ist unbedingt eine Reise wert. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Informationen: www.slovenia.info und www.visitmaribor.si

Anreise: Die nächstgelegenen Flughäfen befinden sich in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana beziehungsweise im ca. 60 Kilometer entfernten österreichischen Graz.

Ein Bild mit dem „dicken Mann“, der dem Debeluh seinen Namen verlieh, ziert das Restaurant. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Essen und Trinken: Novi Svet, Slomškov trg 5, 2000 Maribor, Slowenien, Telefon 00386-2-2500486, www.facebook.com/novisvet.restavracija. Gutes Fischlokal mit großem Biergarten im Schatten des Doms.

Ošterija Debeluh, Trg izgnancev 7, 8250 Brežice, Slowenien, Telefon 00386-(0)7-4961070, www.debeluh.si. Eines der besten Restaurants des Landes. Der mehrfach ausgezeichnete Hauben-Koch Jure Tomič überrascht mit Ungewöhnlichem wie Tintenfischgulasch.

Otočec
Die Zimmer im Grad Otočec strahlen einladende Gemütlichkeit aus. – Foto Karsten-Thilo Raab

Übernachten: Hotel Lent, Dravska ulica 9, 2000 Maribor, Slowenien, Telefon 00386-30361340, www.hotel-lent.si. Das charmante Altstadthotel bietet Doppelzimmer mit Frühstück ab 89 Euro an.

Relais Chateaux Hotel Grad Octočec, Grajska Cesta 2, SI-8222, Otočec (Dolenjska), Slowenien, Telefon: 00386-(0)7-3848901, www.grad-otocec.com. Doppelzimmer starten bei 204 Euro pro Nacht.