In Palma, abseits der Strände, kulminiert die Luxuswelt der Balearen-Insel Mallorca: Adelspaläste, Kunstsammlungen, verführerische Bars, ein inspirierendes Nachtleben und unendliche Einkaufschancen in schicken Läden und Galerien. Wem das zu viel wird, findet stille Tage im Inselinneren.
Da steht man nun auf der Dachterrasse des neuen, modernen Hotels Es Príncep in Palmas herrschaftlichem Viertel La Calatrava, legt die Hände auf das mattglänzende Geländer und atmet tief ein: Meer! Der Blick schweift über die breite Promenade, die Reste der einst wehrhaften Mauern, über Palmenwedel und ein paar Jogger, über die Bucht hinüber zur mächtigen Kathedrale „La Seu“. Ihr Glockenschlag schwingt herüber und wiegt in Geborgenheit.
Prächtige Adelshäuser mit schattigen Innenhöfen
Über den Kathedralenhügel führt der Weg in die Altstadt. Aristokratisch einst, heute Bleibe der Reichen und Schönen. Viele der prächtig restaurierten Adelshäuser mit schattigen Innenhöfen und sonnenüberfluteten Terrassen – an die vierzig im Quartier – mutierten zu luxuriösen Herbergen. Meist nur wenige Gästezimmer groß, mit meterhohen, schweren Flügeltüren, Gobelins und moderner Kunst an den Wänden, Malereien an den Decken und viel Atmosphäre. Das Herrenhaus Sant Francisc, einen Steinwurf von der gotischen Franziskanerkirche, ist eines davon.
Die „milla del oro“, die Goldene Meile, schmücken Belle Epoque-Häuser, ultramoderne Designhotels und internationale Shops. In den Seitenstraßen, die manchmal zu schmal für ein Auto sind, ist Palma eine stille Stadt: kein Laut vom sechsspurigen Passeig Maritim, kein Hupen, kaum Gedränge, kein lärmendes Nachtleben. Seit Jahrhunderten orientiert sich im Stadtkern das Leben weg von der Gasse hin zum Innenhof, zu den versteckten grünen Oasen, wo Oleander blühen, Orangen- und Zitronenbäumchen Schatten spenden.
Kunstgenuss in Palma de Mallorca
Die Carrer de Sant Felin wird manch einem zum „Place to be“ in der Shoppingszene: Konzept-Stores, Feinkost- und Kunsthandwerksläden und kleine Galerien nebeneinander. Außergewöhnliches in ausgefallenem Ambiente.
Doch Palma will auch als Kunstmetropole ernst genommen sein. Das Es Baluard, Museum für zeitgenössische Kunst in der ehemaligen Zitadelle, sorgt seit 14 Jahren für Aufmerksamkeit. Alt und Neu sind hier gelungen verknüpft, der Blick vom Café über den Hafen ist traumhaft. Auch im Palau March, gleich neben der Kathedrale, und in der Fundacío March nahe der Plaza Mayor steht moderne Kunst neben Historischem. Die Liste der Museen und Galerien, der zugewanderten und der einheimischen Künstler ist lang. Der berühmteste war Joan Miró; 27 Jahre lebte und arbeitete er im Vorort Cala Mayor. Heute ist sein Haus Museum.
Eine Welt aus Rosen und exotischen Blumen
In der Nähe von Alcúdia im Nordosten Mallorcas – der exklusive Golfplatz Alcanada ist nicht weit – liegt die private Fundación Yannick y Ben Jakober. Das Künstlerehepaar hat sich mit dem leuchtend weißen Gehöft Sa Bassa Blanca, dem alhambresk gestalteten Arkadenhof, eine Welt von Rosen und exotischen Blumen geschaffen. An erster Stelle aber steht die Kunst: Installationen von Rebecca Horn, Gemälde von Meret Oppenheim und des Italieners Domenico Gnoli – an die 2000 Unikate. Unter der Erde im ehemaligen Wasserreservoir die Krönung: Kinderportraits aus Adelsfamilien, gemalt von Meistern des 16. bis 19. Jahrhunderts.
Vom Künstlerdorf Deià im Norden ist in Palma kaum noch die Rede. Viel allerdings vom dortigen Rosenparadies Belmond „La Residencia“. Eine Spitzenherberge, verschwenderisch schön, dekoriert mit 800 Gemälden aus der Sharadon-Sammlung sowie 33 Originalen von Joan Miró. Unvergessene Momente: in der warmen Herbstsonne auf der üppig blühenden Terrasse zu sitzen, bis der Dunst die sanften Hügel am Horizont zudeckt; später im Kerzenschimmer zu tafeln, vor sich die von Olivenbäumen eingerahmten mallorquinischen Häuschen von Deià. Schön und kostbar wie ein Ölgemälde.
Ein „schönstes Ende der Welt“
Am aufregendsten? Die M-A 10 durch die Serra de Tramuntana, vorbei an Mandelbaumfeldern, Johannesbrotbäumen, Olivenhainen. Mehr als 150 Kilometer lang ist der Küstenstreifen von Andratx im Westen bis Sóller. Großartiges, wildes Land mit alten Herrensitzen, winzigen Fischerhäfen in verschwiegenen Buchten. Oberhalb der Marina von Sóller liegt das in den Klippen terrassenförmig angelegte Jumeirah Port Sóller Resort, ein „schönstes Ende der Welt“. Die Abende der roten Sonnen im Meer vergisst man sein Leben lang nicht.
„Wenn die Betrachtung des Schmutzes und der Dunkelheit von Paris Ekel in mir aufsteigen lässt, schließe ich die Augen und sehe wie in einem Traum wieder diesen Berg voller Grün vor mir, die wilden Felsen und die einsame, vor dem Hintergrund eines rosagefärbten Himmels stehende Palme“, schrieb George Sand über Valldemosa. Mit ihrem Freund Frédéric Chopin überwinterte sie 1838/39 im ehemaligen Kartäuserkloster Cartuja de Jésus Nazareno. Vielleicht haben sie sich das Leben in den nasskalten Mönchszellen mit Coca di Patata, einem süßen Kartoffelgebäck, oder mit frischen Ensaimadas, den zarten Hefeteigteilchen, romantisch versüßt. Uns war nach einem kleinen Chopin-Konzert im Schlosssaal beides vergönnt.
Der nördlichste Punkt auf Mallorca
Der schönste Weg ist der Umweg. Nach Deià, Sóller und Fornalutx also zum nördlichsten Punkt Mallorcas, zum Cap Formentor. Die karge, wilde Landschaft hat es in sich. Vom Mirador Es Colomer ist sie schlichtweg überwältigend mit den weit ins Meer vorgeschobenen, senkrechten Klippen und wuchtigen Landzungen.
Eine schöne Strecke führt von Pollenca – Agatha Christie, Clinton, Churchill, Gorbatschow, Mitterand, Arafat waren hier – und Alcúdia zum kleinen Badeort Canyamel. Eine Olivenbaum-Allee weist zur Can Simoneta, einem im Finca-Stil gebauten Hotel mit nur 20 Zimmern klein, fein, exklusiv, 35 Meter über der Bucht. Natur, Wasser, Park, Ruhe – in der abgeschiedenen Oase schrieb Helmut Schmidt seine Biografie.
Ruhe abseits des Trubels
Nach so viel Landleben lockt wieder ‚La Ciudad‘, die Stadt. Wäre da nicht über einer Bucht die Militärfestung Cap Rocat. In die weitläufige, wuchtige Architektur aus dem 19. Jahrhundert ist ein exklusives Hotel mit rund 30 Zimmern im marokkanisch-mallorquinischen Stil hinein gebaut. Ein Ort für Kenner und Liebhaber des Besonderen – fern von Marinas und Altstadtgassen, vom Trubel der Bars und Cafés. Luxus im stillen Herbst, auch das ist Mallorca.
Wissenswertes in Kurzform
Informationen: Spanisches Fremdenverkehrsamt, www.spain.info
Allgemeines: Auf Mallorca, der größten Insel der Balearen (3448 Quadratkilometer), leben knapp 800.000 Menschen, davon ca. 400.000 in der Hauptstadt Palma. Der Frühling beginnt hier bereits Ende Januar – mit der Mandelblüte an über sechs Millionen bäumen, und klingt im Mai mit blühenden Mohnfeldern aus.
Anreise: Die Ferieninsel wird von zahlreichen deutschen Flughäfen beispielsweise von Lufthansa oder Eurowings direkt angeflogen. Die Flugzeit beträgt ruind zweieinhalb Stunden.
Das leibliche Wohl
Essen & Trinken: In Palma z.B. ein 17-Gänge-Menü im Es Princep für 90 Euro; der Sushi-Teller auf der Dachterrasse des Sant Francesc mit fantastischem Blick auf die Kathedrale „La Seu“; romantische Dinner im Hotel Pleta de Mar in Capdepera; und im raffiniert restauriertem Jesuitenkloster Son Bull; Restaurant Can March in Manacor, wo Tennisstar Rafael Nadal mit Familie isst und dort das Rafa Nadal Sports Center unterhält,; direkt am Hafen das Argos Pto. Pollenca; Restaurante Bruno im modernen, schicken Port Adriano;
Übernachten: Hotelangebote sind im Herbst z.T. sehr günstig: z.B. in Palma: Hotel Es Princep; Cap Rocat ; in Port Soller u.a. Jumeirah; in Deià u.a. Belmond La Residencia,; das neue, großzügig als Bergdorf oberhalb von Canyamel konzipierte Park Hyatt sowie das Hotel Can Simoneta.
Katharina Büttel
lebt und arbeitet als freie Reisejournalistin in Berlin. Über 30 Jahre reist sie für ihre Reportagen und Fotos um die Welt – seit vielen Jahren veröffentlicht sie auch im Mortimer-Reisemagazin.