Hilfreiche Argumentation aus dem fernen Togo

Gewalt ist bekanntlich keine Lösung. Doch auch mit Diplomatie und Gesprächsbereitschaft wird nicht immer das gewünschte Ziel erreicht. Selbst in der Demokratie gibt es mitunter den Punkt, nachdem alle Argumente ausgetauscht sind, an dem es nicht weiterzugehen scheint. Nehmen wir zum Beispiel das westafrikanische Togo. Das Land am Golf von Guinea ist nicht gerade für seine demokratischen Strukturen bekannt. Im Gegenteil. Fast vier Jahrzehnte stand die ehemalige deutsche Kolonie als Präsidialrepublik unter der Fittiche von Gnassingbé Eyadéma, der das 6,5-Millionen-Volk aus eigener Machtvollkommenheit selbst legitimiert autokratisch regierte. Nach dessen Tod im Jahre 2005 wurde sein Sohn Faure Gnassingbé unter Missachtung der Verfassung, gestützt von der Armee, zum neuen Präsidenten.

Ein Zustand, den vielen in dem afrikanischen Land für untragbar halten. Allen voran Bürgerrechtlerin Isabelle Ameganvi. Um die Zwangsherrschaft der Familie Gnassingbé zu beenden, rief sie die Frauen in ihrer Heimat zu einem einwöchigen Sexstreik auf: „Ladys, Ihr müsst das Tor zum Mutterland verschlossen halten“, lautete ihre Forderung zur Rettung des Vaterlandes. Ob dieser Appell fruchtet, mag bezweifelt werden. Gleichwohl ist dies ein interessanter Ansatz, um in einer von Männern dominierten Welt, die eigenen Vorstellungen durchzusetzen.

Auch bei uns gäbe es genügend Dinge, die das Volk gerne verbessert oder geändert haben will. So könnte mit einem landesweiten Sexstreik, dem sich auch die Männer freiwillig anschließen, versucht werden, die Kostenexplosion für Sprit und Strom einzudämmen. Oder die stetig steigende Steuerlast des einzelnen endlich zu beenden. Oder es könnte dank dieses kreativen Druckmittels neben satten Gehaltserhöhungen um 30 bis 40 Prozent ein kollektiver Urlaubsanspruch von 247 Tagen pro Jahr durchgesetzt werden.

Der einzige Nachteil: Deutschland ist angesichts der chronisch sinkenden Geburtenrate ohnehin schon vom Aussterben bedroht. Ein Sexstreit könnte diesen Trend zusätzlich verschärfen. Was den Vorteil hätte, dass in ein paar Generationen all die Probleme wie ständige Steuererhöhungen, Benzin- und Strompreiswucher fast schon in einem  Vieraugengespräch geklärt werden könnten.

Buchtipp: Karsten-Thilo Raab: San Diego Waldfried,  (ISBN: 978-84-9015-620-9). Erhältlich ist der Kolumnenband im Buchhandel, direkt beimVerlag oder online zum Preis von 20,90 Euro.