Wanderpause mit Blick auf Schloss Neuschwanstein. (Foto Gerhard Eisenschink)
Ein bisschen Ehrfurcht und ungläubiges Staunen, das sind zwei Wegbegleiter, die einem auf der Wanderung auf König Ludwigs Spuren unter Garantie mit jedem Schritt näher kommen. In keiner anderen Gegend liegt Geschichte wirklich so zum Greifen nahe wie hier im Allgäuer Schlosspark. Der Name klingt ja schon nach einem Schatzkästchen. Er entstand aufgrund der magischen Anziehungskraft, die von den Schlössern und Burgen ausgeht: Das Hohe Schloss zu Füssen, Hohenschwangau, Neuschwanstein und – ein paar Kilometer weiter westlich – die Ruine der Burg Falkenstein, die unter Ludwig II. zum Ausbau als weiteres Märchenschloss vorgesehen war.
Ihre magische Wirkung haben die Schlösser vor allem auch deshalb, weil sie in eine grandiose Naturkulisse eingebettet sind. Des Königs Bauwerke sind untrennbar mit ihrer Umgebung verbunden: Den Gebirgsketten der Ammergauer und Allgäuer Alpen, den Tannheimer Bergen sowie der nacheiszeitlich geprägten Hügellandschaft mit den vielen Seen, darunter der berühmte Alpsee, an dem der Alpenkönig stundenlang saß, las und angelte.
Wanderer unterhalb von Schloss Neuschwanstein. (Foto Gerhard Eisenschink)
Und damit sind wir schon mitten drin. Kein Weg, keine Abzweigung, die König Ludwig, seine Mutter Königin Marie von Bayern oder auch „nur“ ein Angestellter des Königshauses hier nicht schon einmal durchstreift hätten – zu Fuß, auf dem Pferd oder später des Nachts in einer der pompösen Kutschen. Über 60 Kilometer Wanderwege gibt es allein im Alpseekessel und dem danebenliegenden Schwanseepark. Letzterer ist im 19. Jahrhundert nach englischem Vorbild angelegt worden, um den Wittelsbacher Hoheiten die Natur zugänglich zu machen. Sie alle waren begeisterte Alpinisten.
Malerisch gelegen: Der Alpsee. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Ludwigs Vater, König Maximilian II, ist Namensgeber für den heutigen Fernwanderweg von Lindau über Füssen nach Berchtesgaden, den Maximilliansweg. Die knapp 400 Kilometer bewältigte er 1858 auf einer fünfwöchigen Reise, wenn auch oft in der Kutsche. Seine Frau Marie war da schon zäherer Natur: Sie wanderte viel mit ihren Söhnen Ludwig und Otto und ließ sich für ihre Ausflüge sogar eine spezielle Rockhose aus Loden fertigen, um nicht in wallenden Gewändern die Gipfel erklimmen zu müssen. Eigenwillig für eine Königin.
Der Säuling, einer der markantesten Berge des Schlossparks, war immer wieder Wanderziel der königlichen Familie und Ludwig liebte diese Ausflüge – trotz der genagelten Bergschuhe, die ihm schon beim Aufstieg Bleifüße bescherten: „Nachdem es gestern aber schön geworden war, durften wir zu unserer großen Freude den Säuling besteigen. Wir verließen mit der Mutter Hohenschwangau um 1/2 9Uhr und gelangten um 1 Uhr auf die Spitze desselben, die eine sehr schöne Aussicht bietet“, schrieb der damals zwölfjährige Ludwig an seinen Großvater.
Auf diesen Pfaden rings um Füssen zu gehen, ist vergleichbar mit einem Erlebnis auf einem Pilgerweg: Er führt nicht nur von A nach B, sondern er führt in die Tiefe, in das kindliche Staunen und weckt dabei den Archetypus des „Herrschers“ oder „Heldens“ sanft in uns auf, der seit der Kindheit geschlafen hat: Es beflügelt unsere Phantasie, König, Prinzessin oder auch der schwarze Ritter, also etwas Besonderes zu sein. Ludwig hat diesen Phantasien vor allem mit Schloss Neuschwanstein ein Bild gegeben.
Im Mai blühen rund um Füssen die Enziane. (Foto Gerhard Eisenschink)
„Waaas? Ich will nicht nach Luzern!“, protestierte Kathrin Brunner damals, als sie von ihrem Vater erfuhr, dass die geplante Reise nicht nach Füssen und zu den Königsschlössern ging, sondern in die Schweizer Stadt. „Ich wollte unbedingt in diese Märchenlandschaft eintauchen. Ich war fest davon überzeugt, dass Ludwig noch irgendwo zu sehen ist und es sich wunderbar anfühlt, auf seinen Spuren zu wandeln.“ Es blieb dabei, die Reise ging in die Schweiz und die gebürtige Bodenseelerin turnte lustlos auf der berühmten hölzernen Kapellbrücke herum, anstatt den steilen 15 Meter hohen Felsen am Pindarplatz zu bewundern, von dem Ludwig gerne wagemutig in den Alpsee sprang.
Gott sei Dank ist es nie zu spät, seinen Kindheitsträumen zu folgen und so wandelt sie heute – gut 30 Jahre später – durch die historische Altstadt von Füssen mit ihren gotischen Bürgerhäusern und barocken Kirchen, auf den königlichen Jagdwegen mit ihren üppigen Mischwäldern, bewundert das unergründliche Grün des Lechs, lauscht dem Gesang der Mönchsgrasmücke – und den Worten von Angela Kurz.
König Maximilian II., Königin Marie und die Prinzen Ludwig und Otto mit Begleitung im Schwanseepark unterhalb von Schloss Hohenschwangau. (Foto Bayerische Schlösserverwaltung)
Als Guide begleitet diese heute eine kleine Wandergruppe von Füssen zu den Königsschlössern. Sie ist direkt unterhalb von ihnen groß geworden – und schon früh der Magie des Schwanseeparks erlegen. „Spät am Abend oder vor Sonnenaufgang habe ich mich als Jugendliche verbotenerweise oft aus dem Haus geschlichen, um den Stimmen und Geräuschen hier zu lauschen. Was war das für ein Erlebnis, wenn aus dem Morgennebel plötzlich ein Hirschgeweih oder die Spitzen vom Schloss aufgetaucht sind!“
Füssen begeistert mit vielen stilvollen Gebäuden. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Vielleicht ist es auch gar kein „Muss“, die Schlösser von innen gesehen zu haben. So kann man sich schon nicht die Illusion kaputt machen, dass Ludwig gleich um’s Eck läuft. Vor allem aber: Nur ein kleiner Teil der Touristen begeht die Wege rundherum. Die wilde Idylle, wie beispielsweise den Weg über die Pöllatschlucht, erlebt man fast für sich alleine, gerade wenn es neblig oder gewittrig ist – Lieblingsstimmungen des Königs übrigens. Alle anderen, die nur zum Schlossbesuch kommen, verpassen die zweite Herzhälfte von Ludwigs Ansinnen.
Die Schlösser waren seine Antwort auf die üppige Fülle der Natur, die perfekte Inszenierung für seine Traumgebilde. Aus beiden zusammen, Natur und Architektur, erschuf er sich eine eigene Welt. Für Ludwig war hier das „Paradies auf Erden, das ich mir mit meinen Idealen bevölkere und dadurch glückselig bin“. Wer während der Wanderung von Füssen über den Lechfall zum Schwansee auf dem Königssträßle plötzlich am Ende des Waldes freien Blick auf die beiden Königsschlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein hat, der bekommt Gänsehaut.
„Das ist irgendwie unwirklich“, findet auch Guide Erih Gößler, trotzdem sie diese Wege wie ihre Kollegin Angela Kurz schon so oft gegangen ist. Spätestens hier versteht jeder, was dem Märchenkönig diese Gegend bedeutet haben mag, dass er ein unglaubliches Feingespür für die Urkraft eines Ortes besaß und dass die Schlösser wie das I-Tüpfelchen auf einer erhabenen Landschaft sind. Diese stillte seine tiefe Sehnsucht nach Vollkommenheit. Den Felsen, auf dem er Schloss Neuschwanstein bauen ließ, nannte er selbst einen kosmischen Einstrahlungsort. „Deshalb ist das auch keine Zahlen-Daten-Fakten-Führung. Es geht darum, mitten in der Natur den Empfindungen des Königs nachzuspüren und so mehr über diesen vielfältigen Menschen zu erfahren“, meint Erih Gößler zu der „Wanderung auf König Ludwigs Spuren“.
Stimmungsvolles Panorama mit den Königsschlössern. (Foto Kees van Surksum)
Viele der Wege ließ Ludwigs Vater König Maximilian zu Jagdzwecken anlegen. Ludwig selbst interessierte die Jagd wenig, aber er ritt oft zu Pferd auf die Berge, um in den Hütten des Vaters Abgeschiedenheit und Freiheit zu genießen. Eine seiner Lieblingshütten war die Bleckenau am Fuße des Säulings, wo er oft den Sonntag stundenlang damit verbrachte, traumverloren auf die Gipfel ringsherum zu schauen, wie sein Mundkoch Theodor Hierneis in seinen Memoiren zu berichten weiß. Auch diesem Aspekt königlichen Daseins nachzuspüren ist möglich, denn heute ist die Hütte ein Berggasthof und auf der Tegelbergrunde, der königlichen Haus-Wandertour, gut zu erreichen.
So gibt es also viele Möglichkeiten zum königlichen Wandererleben – die Tour von Füssen zu Ludwigs Schlössern ist nur eine davon, wenn auch eine sehr reizvolle. Die Region gehört zweifelsohne zu den schönsten Wanderregionen im Alpenraum. „Hinter jeder Kurve gibt es etwas zu erleben. Hier zu wandern, ist es so vielfältig wie nirgendwo anders“, meint auch Guide Angela Kurz. So findet sich für jeden Anspruch und jede Kondition das Richtige. „Ich komme bestimmt wieder!“, beschließt Gast Kathrin Brunner, „diese wilde, ursprüngliche Landschaft begeistert mich. Ich hätte nicht gedacht, dass ihre Geschichte wirklich so spürbar ist.“ Und wer weiß, vielleicht kommt ihr König Ludwig ja doch noch bei der nächsten Abzweigung entgegen. Sicher ist man da nie.
Wissenswertes zu Füssen im Allgäu
Füssen im Allgäu mit dem Lech und dem ehemaligen Benediktinerkloster St. Mang. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Füssen im Allgäu ist die höchstgelegene Stadt Bayerns und eines der zentralen Wanderdrehkreuze in Deutschland. Zahlreiche bedeutende Fernwanderwege treffen hier zusammen, u.a. die Romantische Straße, die Via Claudia Augusta, die Wandertrilogie Allgäu, der Lechweg – und eben die Routen des König-Ludwig-Weges und des Maximiliansweges.
Wer nicht auf eigene Faust durch die alpine Region wandern möchte, dem bietet die Tourist Information Füssen mehrmals wöchentlich Touren mit erfahrenen Guides an. Die „Wanderung auf König Ludwigs Spuren“ findet 14-tägig statt. Weitere Informationen unter www.fuessen.de/wandern, tourismus@fuessen.de, Tel. 08362/93 850.
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