Weihnachtszauber im böhmischen Pilsen

Pilsen
Das Riesenrad ist einer der markanten Punkte des heimeligen Weihnachtsmarkts im tschechischen Pilsen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Das Warten auf das Christkind wird für viele oft zur Geduldsprobe. Im tschechischen Pilsen wissen die Kinder zumindest ganz genau, wann das Christkind eintreffen wird. In diesem Jahr nämlich am Samstag, 17. Dezember, um 16:30 Uhr. Gut, das ist eine Woche vor Weihnachten, aber das stört die Kleinen wohl kaum. Auch nicht die Gewissheit, dass der kleine Gottes-Sohn an diesem Tag überhaupt keine Geschenke mit sich führt.

Denn das sehnsüchtig erwartete Jesus-Kind, das an diesem Tag auf dem historischen Marktplatz in Europas Kulturhauptstadt von 2015 erwartet wird, komplettiert lediglich die riesige Krippe auf dem stimmungsvollen Weihnachtsmarkt auf dem Platz der Republik, dem Náměstí Republiky. Im Schatten der mächtigen St.-Bartholomäus-Kathedrale, die sich rühmen darf, über den mit 102,6 Metern höchsten Kirchturm in Tschechien zu verfügen, breitet sich die weihnachtliche Budenstadt in einem bezaubernden Setting aus.

Prachtbauten in der historischen Altstadt

Pilsen
Der Glockenturm setzt vor allem Kinder in Entzückung. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Mehr Atmosphäre lässt sich allenfalls schaffen, wenn jetzt auch noch Frau Holle die Kissen kräftig ausschüttelt und die westböhmische Biermetropole mit einer Schneedecke überzieht. Doch auch ohne die weiße Pracht zeigt sich die historische Altstadt in der Weihnachtszeit besonders im Abendlicht von ihrer schönsten Seite. Pastellfarbene Häuser mit zahlreichen Verzierungen säumen den riesigen, 139 mal 193 Meter großen Marktplatz, an dessen Nordseite das im Renaissance-Stil errichtete Rathaus von 1559 sowie das historische Kaiserhaus zusammen mit der vergoldeten Pestsäule von 1681 für weitere faszinierende Blickfang sorgen.

Pilsen
Zahlreiche böhmische Spezialitäten werden auf dem Weihnachtsmarkt in Pilsen feilgeboten. – Foto: Karsten-Thilo Raab

An der Südseite des Marktplatzes wird das Christkind an jenem 17. Dezember auf eine heimelige Budenstadt treffen, zu deren zentralen Elementen eine riesige Krippe mit zahllosen lebensgroßen Tieren und Menschen aus Holz zählt. Weitere Besonderheiten sind das illuminierte Riesenrad und der 15 Meter hohe, funkelnde Weihnachtsbaum. Letzterer steht in einer langen Tradition. Seit dem Jahre 1926 wird jährlich in der Vorweihnachtszeit ein stolze Tanne auf dem Náměstí Republiky aufgestellt. Dies soll daran erinnern, dass ein Mann aus Pilzen im Jahr 1924 im schneebedeckten Wald ein Findelkind unter einer Tanne entdeckte und ihm das Leben rettete.

So schmeckt Tschechien in der Weihnachszeit

Die gigantische Krippe besteht aus lebensgroßen Menschen und Tieren. – Foto: Karsten-Thilo Raab

An eine alte Tradition knüpft auch ein Marktschreier an, der immer zur vollen Stunde lauthals die Uhrzeit verkündet. An den einheitlichen gestalteten Holzbuden wird derweil allerlei Kunsthandwerk feilgeboten – Christbaumschmuck, böhmisches Glas, Strickwaren, Seifen, Honigerzeugnisse, Kekse oder Weihnachtsbrot. Zudem warten typisch tschechische Leckereien darauf, gekostet zu werden. Der Bogen spannt sich von gerösteten Esskastanien über Prager Schinken und Bramboráky Staročeské, die böhmische Form der Kartoffelpuffer, bis hin zum röhrenförmigen Trdelník, einem süßen Baumkuchenstriezel vom Drehspieß. Daneben sorgen Glühwein, Met oder Punsch für wohlige Wärme, während sich auf der großen Bühne an der Längsseite der St.-Bartholomäus-Kathedrale Künstler und Musikgruppen mit weihnachtlichen Darbietungen ein Stelldichein geben.

Bramboráky Staročeské, die böhmische Form der Kartoffelpuffer, darf nicht fehlen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Im Zentrum des Weihnachtsmarkts erhebt sich ein weithin sichtbares Holzgerüst mit Treppen und Turm. In diesem ist eine Glocke angebracht. Diese zu läuten, ist fast schon Pflicht – insbesondere für die kleinen Besucher. Denn für viele Jungen und Mädchen ist das Läuten der Glocke eigentlich an Heiligabend das Symbol, dass das Christkind Geschenke für sie gebracht hat. Entsprechend fröhlich und voller Vorfreude zieht ein jeder kräftig an der Schnur, begleitet von kollektivem Lachen.

Individuelle Jesus-Kind-Vorstellungen

Pilsen
Die Pilsener Budenstadt gibt sich überaus stimmungsvoll. – Foto: Karsten-Thilo Raab

„Bei uns in Tschechien bringt ein fünfjähriges Jesus-Kind die Geschenke“, weiß Martina Chomátova von Visit Pilsen zu berichten. Zugegeben, das klingt mit etwas Augenzwinkern erst einmal nach Kinderarbeit. „Das führt dazu“, ergänzt die blonde Powerfrau lächelnd, „dass jeder in jungen Jahren eine andere Vorstellung vom Christkind entwickelt, denn zu sehen, bekommt es ja niemand.“ Was ja nicht ganz richtig ist, denkt man an das hölzerne Christkind, das am 17. Dezember in Pilsen erwartet wird. Aber das ist ein ganz andere Geschichte…

Auch Handgefertigtes gibt es auf dem Weihnachtsmarkt zu kaufen. – Foto: Karsten-Thilo Raab

Informationen: www.visitpilsen.eu und www.visitczechrepublic.com