Vogelsberg: Vulkan als ständiger Begleiter

Vogelsberg
Am Vogelsberg – wie hier an der Frischborn Zentralstation – lässt sich genussvoll Radfahren. – Foto: VB-Touristik/Uta Gleiser Photography

Radfahren im Vogelsberg lässt einen Freiheit spüren. Dafür sorgen die Kräfte der Natur, umgeben von Basaltfelsen, Ruhe und Weite. In Hessens „am dünnsten besiedelter Region“ kann jeder neue Energie für den Alltag schöpfen. So viel Grünfläche pro Kopf findet man sonst nirgendwo in Hessen. Der Freiraum lädt ein zum Abschalten und ist idealer Ausgangspunkt für verschiedene Radtouren. Dahinter verbirgt sich aber noch mehr. Radfahren im Vogelsberg ist überraschend aufregend …

Vogelsberg
Zu sden charmanten Kleinoden der Region gehört Laubach. – Foto: VB-Touristik/Uta Gleiser Photography

Ein Hauch von Abenteuer schwingt schon mit, hört man, dass es sich bei der Region um das größte Vulkangebiet auf europäischen Festland handelt. Seit rund 15 Millionen Jahren ist es hier jedoch ruhig geworden. Wind und Wetter haben die so typischen Täler mit vielen Wasserläufen geschaffen. Trotz alledem finden Radler moderate Steigungen, eine breite Asphaltdecke und eine durchgängige Beschilderung auf. Wer sich aktiv bewegen und dabei #einfachfrei fühlen möchte, kommt garantiert auf seine Kosten.

94 Kilometer übers Vulkanmassiv

Vogelsberger Vulkan-Express erschließt weite Teile der Region fahrplanmäßig. – Foto: Steffen Löffler

Wie einst die Oberwaldbahn im 20. Jahrhundert schlängelt sich der Vulkanradweg durch eine herrliche, offene Wald- und Wiesenlandschaft. Natur, Dörfer und Städtchen zeigen sich aus einer Perspektive, die allenfalls Bahnreisenden bis Mitte der 1970er Jahre in Erinnerung ist. Rund 65 der insgesamt 94 Kilometer verlaufen auf der Trasse der stillgelegten Bahnstrecke. Diese erschloss einst die Region und beschleunigte die wirtschaftliche Entwicklung des Vogelsberges. Lediglich drei Prozent Steigung konnte die Lokomotive damals bewältigen. So hat auch der heutige Vulkanradweg eine geringe, wenn auch stetige Steigung.

Alles im Fluß im Brunnental Grünberg. – Foto: Christina Marx

Steinerne Zeitzeugen, wie die vielen kleinen, alten Bahnhöfe entlang des Weges, dienen heute teilweise als Haltepunkte. Wie zum Beispiel die Zentralstation, einst Bahnhof des Lauterbacher Stadtteils Frischborn, die als Restaurant beliebte Anlaufstelle für Radfahrer ist. Im Grebenhainer Ortsteil Ilbeshausen führt der Vulkanradweg vorbei an der Teufelsmühle, eines der beeindruckendsten Fachwerksgebäude der gesamten Region. 1691 als herrschaftliches Haus der Freiherren zu Eisenbach erbaut, ist die Teufelsmühle ein eindrucksvolles Beispiel ländlicher Baukunst. In der Regel wurden Häuser einfacher Leute zu dieser Zeit nicht derart reichlich verziert. Eine Sage berichtet, dass der Müller eine Wette mit dem Teufel eingegangen ist. Jeder sollte einen Giebel bauen und wer zuerst damit fertig wäre, hatte gewonnen. Der Teufel war schneller fertig und zerriss den Müller anschließend in der Luft. Im schönen Giebel des Teufels sind vier Fenster eingebaut, von denen eines immer geöffnet ist – sodass der Teufel jederzeit ein- und ausfahren kann.

Themenradroute Römer, Residenzen, Reformatoren

Sagenumwoben ist die markante Teufelsmuehle. – Foto: Christina Marx

Dort wo die Römer herrschten, Residenzen entstanden und der Reformator Martin Luther auf seinem Weg nach Worms Rast machte – dort lässt sich am besten radeln. Die rund 60 Kilometer lange Themenradroute RRR führt durch die mittelalterlichen Städte Grünberg, Laubach, Hungen und Lich. Noch heute ist deren Vergangenheit spürbar. In Grünberg lässt sich 600 Jahre alte Wasserkunst im Grünberger Brunnental erkunden. Gleich zwei verheerende Stadtbrände vernichteten Ende des 14. Jahrhunderts einen Großteil der Stadt. Da auf dem Berg nicht genügend Wasser zur Verfügung stand, um die Brände zu löschen und die Reichen von Grünberg um ihren Besitz fürchteten, musste für die Zukunft ein Weg zur permanenten Wasserversorgung der Stadt gefunden werden.

In Laubach prägen vor allem das Schloss und der Schlosspark das Stadtbild. Der weitläufige Landschaftsgarten ist beliebter Anziehungspunkt für Spaziergänger und im Sommer Austragungsort für verschiedene Veranstaltungen. Dazu umfasst das Schloss mit der Privatbibliothek des Grafen zu Solms-Laubach eine außergewöhnliche Sammlung von etwa 100.000 Werken. Um die Schäferstadt Hungen herum siedelten einst die Römer. So liegt die Stadt am UNESCO-Welterbe römischer Limes, an der Deutschen Limes-Straße, dem Limes-Informationszentrum und Limes-Rundweg. Nördlich vom Hungener Stadtteil Nonnenroth überschritt man zu Luthers Zeit die Grenze von der Grafschaft Solms Lich/Laubach nach Solms Braunfels. Auf seiner Reise nach Worms überquerte Martin Luther 1521 auch die Region des heutigen Vogelsberg. Der Lutherweg führt hier durch ein waldreiches Gebiet.

Per Vulkan-Express durch den Vogelsberg

Von Mai bis Ende Oktober nimmt der Vogelsberger Vulkan-Express Fahrräder kostenfrei mir. – Foto: Steffen Löffler

Besonders komfortabel ist das Radfahren am Wochenende. Jedes Jahr vom 1. Mai bis zum letzten Sonntag im Oktober verbindet der Vogelsberger Vulkan-Express, einer der größten Radbusverkehre in Deutschland, über sechs Buslinien das gesamte Gebiet der Vulkanregion Vogelsberg. Fahrräder können im Anhänger kostenlos transportiert werden. Weitere Informationen unter www.vogelsberg-touristik.de.