„Ja, was soll ich denn in Cottbus…?“

Cottbus
Das Cottbuser Staatstheater ist eines der schönsten Jugenstiltheater in Europa. – Foto: CMT/Andreas Franke

Eine Städtereise nach Cottbus? Was gibt es denn da zu sehen? Lohnt sich das denn? Und ob! Wunderschöne Architektur, sehenswerte Kulturstätten, überraschende Entdeckungen und die Naturschönheiten des Spreewaldes in naher Umgebung – Cottbus in der Niederlausitz wird von vielen als Reisesziel unterschätzt.

Ein Geheimtipp

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Die „Löwenapotheke“ aus dem 16 Jahrhundert auf dem malerischen Altmarkt. – Foto: Peer Völz

Cottbus ist sozusagen ein Geheimtipp auf der Touristiklandkarte Deutschlands. Die mit knapp 100.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Brandenburgs überrascht durch ihr vielseitiges und abwechslungsreiches touristisches Angebot – und dies das ganze Jahr über. Ihr Außenseiterdasein als Urlaubsziel führt die Stadt zu Unrecht. Nehmen wir nur die Cottbuser Altstadt:

Gepflegte historische Altstadt

Der Altmarkt bietet zahlreiche schöne Einkehrmöglichkeiten. – Foto: Peer Völz

Der Altmarkt ist die gute Stube von Cottbus. Ein Kleinod mitten in der Stadt mit vielen herausgeputzten historischen Gebäuden. Die Bürgerhäuser im sächsischen Barock und die klassizistischen Traufenhäuser des 18./19. Jahrhunderts bilden die historische Hintergrundkulisse für ein breites Angebot an Gaststätten und Geschäften.

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Der Marktbrunnen mit Skulpturen traditionellen Cottbuser Handwerks. – Foto: Peer Völz

Bemerkenswerte historische Gebäude gibt es hier reihenweise. Das Cottbuser Staatstheater ist ein architektonisches Juwel des Jugendstils. Nach nur 16 Monaten Bauzeit wurde das Theater im Oktober 1908 eröffnet. In Cottbus, das 1156 erstmals urkundlich erwähnt wird, sind 1.200 Meter der historischen Stadtmauer noch erhalten. Neun Türme ebenfalls, darunter der Spremberger Turm, genannt der „Spremberger Dicke“ mit 28 Metern Höhe aus dem 13. Jh. sowie die Lindenpforte.

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Der „Spremberger Dicke“ ist eines der Wahrzeichen von Cottbus. – Foto: Peer Völz

Vom Spremberger Turm hat man eine Rundumsicht auf die Cottbuser Altstadt bis weit in die umliegende Landschaft. Dazu muss man aber zuerst die 131 Stufen bewältigen, die nach oben führen. Die Lindenpforte ist das Stadttor von Cottbus. „Der Schulze ihr Loch“, so nannte man nach 1879 das Tor, weil dort eine stadtbekannte Cottbuser Marktfrau ihren Gemüsestand platziert hatte. Diese Bezeichnung hat sich im Volksmund bis heute erhalten.

Ein nicht ganz echtes Original

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Immer gut drauf: der „Cottbuser Postkutscher“. – Foto: Peer Völz

Ein weiteres Cottbuser Original ist der „Cottbuser Postkutscher“. Anders als die Marktfrau Schulze hat es diesen so nicht wirklich gegeben. Er ist eine Erfindung gewitzter Werbefachleute aus dem 19. Jahrhunderts. In Anlehnung an den bekannten Zungenbrecher „Der Cottbuser Postkutscher putzt den Cottbuser Postkutschkasten“ wurde der dort erwähnte Kutscher als Werbefigur für Cottbus ins Leben gerufen und als Tourismusattraktion vermarktet. Heutzutage kann man als Postkutscher verkleidete Stadtführer für eine launige Stadtführung mieten.

Unbedingt ins Brandenburgische Apothekenmuseum

Eine Menge historischer Heilkräuter beherbergt das „Brandenburgische Apothekenmuseum“. – Foto: Bernd Choritz

Die „Löwenapotheke“ aus dem Jahr 1568 ist ein Museumskleinod. Die Einrichtung von heute stammt aus dem Jahr 1871. Führungen in der Museums-Apotheke können gebucht werden und dauern ca. anderthalb Stunden. Über 250 Einzelkräuter sind dort gelagert. Das erzeugt einen spezifisch aromatischen Duft, der in der Apotheke herrscht.

Teemischungen, Kräuterlikör und alte Parfüms gibt es zu entdecken. – Foto: Brandenburgisches Apothekenmuseum

Was in den Gefäßen drin ist, ist alles noch original. Kleine Auswahl gefällig? Herbarum Pulmonar, Herbarum Meliloti oder Radix Galngae helfen bei Bronchtis, Venenschwäche oder Magenbeschwerden. Im „Brandenburgischen Apothekenmuseum“ kann man nicht nur Kräuter, sondern auch eigens hergestellte, besondere Teemischungen erwerben, z.B. Tee nach altsächsischer Rezeptur oder einen „Hanf Dampf“ mit Hanfsaat, Apfelstücken, Hibiskusblüten, Weinbeeren, süßen Brombeerblättern, Hagebuttenschalen und Himbeerstücken. Ein selbstgemachter, 35-prozentiger Kräuterlikör wird nach einem 200 Jahre alten Rezept nur für die Apotheke hergestellt. Nicht nur gut für den Magen!

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Die Lindenpforte, das Stadttor von Cottbus. – Foto: Peer Völz

Und noch etwas Besonderes: Im Apothekenmuseum kann man die Urversion des „Eau de Cologne“ ausprobieren. Es ist älteste Parfüm der Welt, kreiert 1709, mit der Kopfnote Bergamotte. Es unterscheidet sich erheblich vom gängigen „Eau de Cologne“, ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Tatsächlich hat die High Society des 18.Jh. das Parfüm damals nicht nur auf der Haut getragen, sondern auch getrunken. Na dann Prost…

Baumkuchen das ganze Jahr!

Bunte Baumkuchenpalette mit und ohne Schokolade. – Foto: Peer Völz

Mitten in einem Jugendstilwohnhaus in der Cottbuser Fußgängerzone befindet sich die Baumkuchenmanufaktur „Grosch & Erben“. Die Manufaktur kann man besichtigen und dort auch bei der Baumkuchenherstellung zusehen. Dass Baumkuchen nicht immer nur aus Schokolade bestehen muss, das sieht man hier sofort.

Für die Herstellung eines Baumkuchens braucht es zwei bis drei Stunden. – Foto: Peer Völz

Es gibt Baumkuchen mit Blüten, mit Himbeeren, eine japanische Variante und natürlich auch den klassischen Baumkuchen. Alle Mitglieder des alteingesessenen Cottbuser Familienbetriebes sind von Kindesbeinen an mit der Baumkuchenherstellung vertraut. Ihr Motto: „Kreativ sein, klein sein, hochwertig sein.“ Und – natürlich: „Baumkuchen das ganze Jahr über, nicht nur zu Weihnachten.“

Ludwig Leichhardt – „der Humboldt Australiens“

Nicht nur in Australien berühmt, sondern auch in Cottbus: Forscher und Entdecker Ludwig Leichhardt. – Foto: Peer Völz

2019 wurde in Cottbus auf dem Oberkirchplatz zu Ehren des Naturforschers und Entdeckers Ludwig Leichhardt dessen Statue eingeweiht. Leichhardt wurde berühmt durch seine drei Expeditionen, die er 1844-48 durch das damals noch weitgehend unerforschte Australien unternahm. In Deutschland meist unbekannt, ist er in Australien eine Ikone und sogar Teil des Schulunterrichtes. Mit seiner letzten Expedition blieb er 1848 im Outback verschollen.

Leichhardt besuchte einst das Cottbuser Gymnasium, ehe er später seine naturwissenschaftlichen Forschungen und Entdeckungen in Australien begann. Die Stadt Cottbus hat ihm nicht nur ein Denkmal, sondern auch einen Fahrrad- und Wanderweg gewidmet: den Ludwig-Leichhardt-Trail. Der 54 km lange Weg ist mit einem schwarzen Känguru auf gelbem Grund markiert und führt von Leichhardts Geburtsort Trebatsch über Cottbus zum Schloss Branitz, der Wirkungsstätte des berühmten Fürsten Pückler. Leichhardt, der bei seinem Schwager in Cottbus als Gymnasiast wohnte, wanderte am Wochenende oder in seiner freien Zeit oft die lange Strecke von Cottbus nach Trebatsch zu seinem Elternhaus.

Kunst aus DDR-Zeiten

Wandmosaik aus 900 Meißner Wandkacheln mit Sagenmotiven aus dem Spreewald. – Foto: Peer Völz

Geht man zu Fuß durch die Cottbuser Innenstadt, fallen einem des Öfteren kunstvolle Wandmosaike auf, die noch aus DDR-Zeiten stammen. Die ausgefallenen Kacheldenkmale mit extra aus Meißen angefertigten Kacheln spiegeln Motive aus der Region wider, wie die mythische Gestalt des Wassermanns, um die sich im Spreewald viele sagenhafte Geschichten ranken.

Auf den Spuren sorbischer Geschichte

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Wassermannskulptur am Eingang des Wendischen Museums. – Foto: Peer Völz

Cottbus gilt als politisch-kulturelles Zentrum der Sorben in der Niederlausitz. Davon zeugt nicht nur das Wendische Museum in Cottbus, sondern Einflüsse der Sorben finden sich in der ganzen Region. Die ungewöhnliche Dorfkirche im nahen Dissen, 1778 als Fachwerkkirche erbaut, mit ihren deutschen und sorbisch-wendischen Inschriften ist nur ein Beispiel dafür. Die Kirche ist zwar außerhalb der Gottesdienste verschlossen, aber jemand ist immer in der Nähe, um sie für Interessenten zu öffnen. In der Kanzel der heute evangelischen Kirche thront der Pfarrer während der Predigt hoch über den Gläubigen wie ein Schiffskapitän.

16 Slawisches Grubenhaus aus dem 7. Jahrhundert. – Foto: Peer Völz

Gleich hinter der Kirche gibt es Geschichte zum Anfassen und Staunen. Das „Stary Lud“ ist eine nachgebildete mittelalterliche slawische Siedlung aus dem 7. bis 12. Jahrhundert. Diese besuchenswerte kleine Ansiedlung mit fünf slawischen Grubenhäusern, die authentisch eingerichtet sind, vermittelt den Eindruck, als ob ihre Bewohner jederzeit von der Feldarbeit zurückkehren könnten.

Auf Tour im Spreewald

Radeln durch die idyllischen Spreeaue. – Foto: CMT/Andreas Franke

Die idyllische Landschaft der Spreeaue verbindet Cottbus und den Spreewald und ist am schönsten zu Fuß oder mit dem Rad zu erkunden. Unberührte Natur, gut ausgebaute und beschilderte Rad- und Wanderwege mit Picknickplätzen unterwegs und im Spreewald laden zum Verweilen und Entdecken ein. Eine schöne und leichte Rad- oder Wandertour ist ein Ausflug von Cottbus ins siebzehn Kilometer entfernte Burg durch teilweise malerischen Auenwald. Unterwegs kann man einen Abstecher zur Dissener Kirche und dem „Stary Lud“ machen und genießt auf der Tour die entspannende und erholsame Ruhe der Spreeaue.

Trachten und Tradition

Festtagstrachten, diesmal für Puppen. – Foto: Peer Völz

In Burg liegt etwas versteckt die kleine Trachtenstickerei Dziumbla, die einen Abstecher wert ist. Das Ehepaar Dziumbla stellt hier liebevoll traditionelle Festtagstrachten her, die heute noch in der Region getragen werden. Kirchgangstrachten, Festtrachten oder Hochzeitstrachten haben die beiden Ruheständler in ihrem Repertoire. „Jeder Ort hier hat seine eigenen Traditionstrachten. In welchem Ort welche Trachten getragen werden, erkennt man hauptsächlich an den Kopftüchern, am Gürtel und auch an der Länge“, weiß Schneiderin Christa Dziumbla. Solch‘ eine Tracht kann immerhin drei bis zehn Kilo wiegen! Es gibt aber bei ihr auch leichtere Kleidung, nämlich Trachten, die sie speziell für Puppen anfertigt.

Eine Kahnfahrt, die ist lustig

Sehr populär: Kahnfahrten und Paddeln auf den Fließen im Spreewald.

Von Burg aus sollte man unbedingt eine Kahnfahrt auf der Spree unternehmen. Die Kähne für bis zu achtzehn Personen ähneln ein wenig viereckigen Riesengondeln mit ihrem „Spreewälder Gondoliere“ als Steuermann. In diesem Bereich hat sich die Spree im Spreewald weit verzweigt und in Fließe ausgedehnt. Die Gegend ist als Biosphärenreservat wegen ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt geschützt. Allein in der Spree finden sich 38 verschiedene Fischarten. Auf einer Fahrt durch dieses idyllische Labyrinth aus Fließen und künstlich angelegten Kanälen zeigt sich die Spree von ihrer schönsten Seite.

Der „Cottbuser Ostsee“

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Der noch nicht ganz gefüllte Cottbuser Ostsee von oben. – Foto: CMT/Andreas Franke

Cottbus führt einen Krebs im Stadtwappen – als einzige Stadt in ganz Deutschland übrigens. Man vermutet, dass der Krebs Teil des Wappens des Stadtgründers aus dem 12.Jh. war und sich bis in die heutige Zeit als Wappentier von Cottbus erhalten hat. In Cottbus ist man aber nicht im Krebsgang unterwegs – im Gegenteil. Seit 2015 der Braunkohletagebau Cottbus-Nord eingestellt wurde, entsteht hier mit dem gigantischen Zukunftsprojekt „Cottbuser Ostsee“ der größte künstliche See Deutschlands. Mit 19 Quadratkilometern Wasserfläche wird der „Cottbuser Ostsee“ mehr als doppelt so groß sein wie der Tegernsee. Seit 2019 wird der künstliche See geflutet aus Grundwasser und der Spree. Insgesamt 126 Millionen Kubikmeter Wasser werden es am Ende sein, bei 2,7 bis zu 35MeternWassertiefe. Dazu entstehen ein 26 Kilometer langer Uferweg und 18 Hektar Strand. Das Ganze ist ein Vier-Milliarden-Euro-Projekt! Wenn alles glatt läuft, soll der „Cottbuser Ostsee“ 2025 seine endgültige Füllhöhe erreicht haben und sozusagen in Betrieb genommen werden. Zu besichtigen ist das Gelände aber jetzt schon.

Übernachtungs- & Restauranttipp

Modernistische Fassade: das Lindner Congress Hotel Cottbus. – Foto Lindner Hotels AG

Das 4-Sterne City-Hotel liegt zentral in der Stadt, unmittelbar gegenüber der Stadthalle. Historische Altstadt und Altmarkt sind in unmittelbarer Nähe. Hinter der markanten Spiegelfassade bieten viele der 189 Zimmer einen schönen Blick auf die Stadt. 14 Stockwerke hat das Lindner Congress Hotel und ragt damit weit über die Dächer und Türme von Cottbus hinaus. Ein Shopping-Center und Bus- und Straßenbahnhaltestellen befinden sich direkt um die Ecke. Trotzdem ist das Hotel ruhig gelegen und die Zimmer bieten allen Komfort eines 4-Sterne-Hotels.

Spreewald-Spezialitäten im „Primo“

Spreewald-Spezialitäten auf dem Frühstücksbüffet. – Foto: Peer Völz

Im Restaurant „Primo“ im „Lindner Congress Hotel“ kann man bei dessen „Schüsselerlebnissen“ erfahren, dass die Region auch kulinarisch einiges zu bieten hat. Bei diesen besonderen Arrangements werden bekannte und weniger bekannte Spezialitäten der Region in der Tischmitte in großen Schalen und Töpfen serviert und in geselliger Runde probiert. Der „Spreewälder Heuschober“ ist ein typisches Beispiel für ein „Schüsselerlebnis“: Kürbissuppe mit gerösteten Kernen, Kahrener Wildschweinbratwurst auf Sauerkraut, Kartoffeln mit Kräuterquark und Leinöl, Wildmedaillon an Kürbisrösti, Kalbstafelspitz und Meerettich, Eingelegtes aus dem Spreewald und Salat mit Spreewälder Senfdressing.

Geräumige Suite im Lindner Congress Hotel. – Foto Lindner Hotels AG

Die „Schüsselerlebnisse“ müssen vorab gebucht werden. Natürlich kann man jedes Gericht im „Primo“ auch einzeln bestellen. Und auch das Frühstücksbüffet des Hotels, das im „Primo“ serviert wird, setzt mit Gulbener Ziegenkäse von frei gehaltenen deutschen Edelziegen, Burger Fassgemüse, Vetschauer Blut- und Leberwurst, Lausitzer Wildschinken und Spreewalder Senf- und Gewürzgurken auf regionale Schwerpunkte.

Weitere Informationen: www.cottbus-tourismus.de