Verschneite Hütten und Glühwein satt: Adventmarkt in Großarl

In Christkindls Backstube geht es hoch her. Schweißtreibende Wärme vermischt sich mit feinstem Mehlstaub zum typischen Duftgemenge aus Zimt, Vanille, Rosinen, Hefeteig und all jenen typisch weihnachtlichen Aromen. Ein halbes Dutzend vier- bis sechsjährige Nachwuchsbäcker und -konditoren, zünftig gekleidet in weißer Schürze und mit improvisierter Kochmütze, wuseln umher zwischen silbernen Backblechen, hölzernen Nudelrollen und Kochlöffeln sowie Rührstäben und unzähligen Förmchen.

„Schaut´s mal her!“ Der kleine Toni, größenmäßig gerade auf Augenhöhe mit der Arbeitsplatte, streckt seinen Zeigefinger über die Resultate seiner sorgfältigen Arbeit und weist auf ein dreidimensionales Geschöpf, das keck und weit über alle anderen zum Backen auf dem Blech vorbereiteten Plätzchen hinausragt. „Das ist ein Schneemann, den schenk ich meiner Mama.“ Tonis Augen funkeln überglücklich und voller Zufriedenheit über sein Kunstwerk, welches tatsächlich bei genauerer Betrachtung einem solchen ähnelt. „Der wird aber gut schmecken!“ Alle staunen bewundernd. Jungbäcker wie Helferinnen, die den Kindern zur Hand gehen beim Teigrollen, beim Formen und Dekorieren. Niemand von den Älteren wagt es den Kleinen darauf hinzuweisen, dass seine hübsche Kreation nicht geeignet ist für einen Backvorgang gemeinsam mit den anderen Weihnachtsplätzchen, die alle schön flach nebeneinander liegen.

Für Mama und Papa, Frohes Fest, für Omi prangt es, oft ungelenk, auf den Keksen. Alsbald verschwindet das Naschwerk im Ofen, um schon kurz darauf intensiv duftend wieder hervorgeholt zu werden. Alle erdenklichen Formen sind vertreten, weihnachtliche wie freikünstlerische. Schoko- und bunte Zuckerstreusel und Guss stehen schon zur Verzierung bereit. So mancher Keks verschwindet allerdings im Kinderbauch noch bevor er die gute heimische, festlich dekorierte Stube erreicht hat. Denn Probieren oder besser Naschen, das wissen auch erfahrene Weihnachtsbäcker, ist doch immer noch das Schönste am Backen.

Die weihnachtliche Keksbackstube für Kinder im Café Gruber ist nur eine der liebevoll inszenierten Veranstaltungen zum Salzburger Bergadvent im Großarltal, am südlichen Zipfel des Salzburger Landes. Besonderen Wert legen die Organisatoren des an jedem Wochenende im Advent stattfindenden Weihnachtsmarktes auf eine hohe Authentizität und Einheitlichkeit in Erscheinungsbild und Angebot. So werden in den verschneiten Holzbuden, den Almhütten, nur Dinge verkauft, die auch tatsächlich am Ort oder zumindest in der näheren Umgebung hergestellt wurden. Dieses gilt natürlich nicht nur für das handwerkliche, sondern auch für das kulinarische Angebot. Das Konzept basiert auf der Idee und dem Wunsch eine stimmungsvolle und besinnliche Vorweihnachtszeit, wie es früher einmal gewesen ist, zu gestalten.

Tradition steht also im Vordergrund, wenn sich die 25 Hütten am Freitag abend öffnen. Heimelig illuminiert erwacht der Marktplatz zum jahreszeitgemäßen Leben. Düfte von Bratäpfeln und Mandeln, Glühwein und Punsch erfüllen die Luft im Dorf rundum die lebensgroße Zirbenholzkrippe mit den handgeschnitzten Figuren, die zudem Ausgangspunkt für den Krippenweg ist, der hinauf zur Krippenwerkstatt und zur Dorfkirche führt. An verschiedenen Stationen sind Krippendioramen von lokalen Künstlern aufgebaut, die bei einem entspannenden Spaziergang betrachtet werden können.

Klein-Toni hat unterdessen die Nudelrolle mit einem Bleistift vertauscht und sitzt nun hochkonzentriert über seiner selbstgemalten Weihnachtskarte im Christkindl-Postamt, das von zwei abgesandten Engeln aus dem Dorf geführt wird. Sie helfen den Kindern auch bei der Erstellung des Wunschzettels, der dann per Briefsendung ohne Umwege an seinen Bestimmungsort gelangt. Die Kinderwünsche allerdings, so stellen beide Engel unisono fest, sind nur bedingt traditioneller Natur. Moderne Technik, vor allem aus dem Elektronikbereich, hat den bescheidenen Wünschen früherer Zeiten längst den Rang abgelaufen. Und doch begeistern sich viele Kinder in der angrenzenden Christkindl-Werkstatt für die eigenhändige Herstellung von Strohsternen oder tönernen Krippenfiguren.

Während die Dämmerung hereinbricht, setzt auch leichter, aber steter Schneefall ein, der zusammen mit den Lichtern den gesamten Markt in ein Idyll voll typisch weihnachtlicher Atmosphäre verwandelt. Von verschiedenen Fenstern ringsum leuchten die Zahlen des überdimensionalen Adventskalenders. Bläser- und kleine Chorgruppen spielen und singen Traditionelles, keine Spur von verkitschtem Weihnachtspop oder amerikanischen Liedimporten, die ohne Unterlass seit dem gefühlten Ende des Sommers in Supermärkten und Warenhäusern dudeln. Keine Musik vom Band, alles live und hautnah zu erleben. Um 18 Uhr schließlich verharrt das Marktgeschehen für einige Minuten. Alle Blicke richten sich auf den Balkon des Hotels Post, den das Großarler Engerl betritt und mit zarter Stimme weihnachtliche Weisen in den kalten Winterhimmel haucht. Das kollektive Gänsehauterlebnis ist dabei garantiert.

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Allgemeine Information: Tourismusverband Großarltal, 5611 Großarl 1, Österreich, Tel. 0043-6414-281, info@grossarltal.at, www.grossarltal.info

Adventmarkt: www.salzburger-bergadvent.at

Termine: Ab 30. November 2012 jeweils Freitag bis Sonntag ab 14.30 bzw. 13 Uhr, zusätzlich auch am 8. Dezember ab 13 Uhr. Der Markt endet am 23. Dezember. Ein kleinerer Markt findet zu ähnlichen Zeiten im Nachbardorf Hüttschlag statt. Krampuslauf am 5. Dezember 12.um 20 Uhr. Auf dem umfangreichen Programm sind u.a. zu finden ein Kinderkrampuslauf (mit Krampusmasken), ein Besuch des Nikolaus, der Gesang des Großarler Engerls (Sa/So um 18 Uhr), Hirtenspiele und Adventssingen, der Krippenweg und abendliche Fahrten durchs Tal mit Pferde- und Ponykutschen. Kinderkeksbackstube, Christkindl Postamt etc.

Anreise: Die schnellste Anreise erfolgt mit der Air Berlin von verschiedenen Städten Deutschlands nach Salzburg. Von hier aus weiter mit dem Mietauto, dem Bus (Linie 2) und der Bahn über Salzburg Hauptbahnhof und St.Johann im Pongau oder auch direkt mit dem Flughafentransfer von Taxi Aigner (taxi@haus-aigner.com). Preise hierfür je nach Personenzahl ab EUR 22.

Unterkunft:  Großarl verfügt über 31 Hotels und Gasthöfe sowie 2 Jugendgästehäuser, zahlreiche Appartements und Frühstückspensionen. Besonders empfehlenswert, da direkt am Adventmarkt gelegen, das Hotel Neuwirt (Markt 6, 5611 Großarl, Österreich, Tel. 0043-6414-251, info@hotel-neuwirt.com, www.hotel-neuwirt.com.

Aktivitäten: Neben eher entspannten Besuchen des Adventsmarktes ist Wintersport natürlich sehr populär. Hier locken u.a. die Skischaukel Großarltal-Dorfgastein (20 Lifte, 80 Kilometer Pisten), die auch an Österreichs Skivergnügen Ski amadé (www.skiamade.com) angeschlossen ist, Halfpipe, Langlaufloipen (teilweise beleuchtet), Pferdeschlitten, Winterwandern usw.