Das niederländische Wattgebiet weiß nicht nur ausgewiesene Naturfreunde – wie hier auf Texel – in seinen Bann zu ziehen.
Das niederländische Wattgebiet steht für Ruhe und Weite, für Entschleunigung und entspannten Naturgenuss. Dies gilt ganz besonders im Frühjahr und im Herbst. In diesen Jahreszeiten ist auch der Naturfilmer und Ökologe Ruben Smit oft auf den Wattinseln anzutreffen. Er ist dort hauptsächlich, um Aufnahmen für seinen neuesten Film „Das Watt“ zu machen, der im Herbst anläuft. Deshalb kennt er natürlich die besten Stellen für ganz besondere Erfahrungen im schönsten Naturgebiet der Niederlande. Ruben Smit verrät nachstehend seine fünf Lieblings-Spots.
Posthuyswad auf Vlieland
Von der Vogelbeobachtungshütte am Dodemansbol aus hat man ausgezeichnete Sicht über das Wattenmeer. Vor allem bei steigendem Wasser (Flut) kann man hier unzählige Bergenten, Eiderenten und rötliche Uferschnepfenbeobachten. Im Mai und August tummeln sich hier viele Grünschenkel und andere Stelzenläufer, ein unvergesslicher Anblick. Auch am Boden gibt es Interessantes zu entdecken: So sind im Frühjahr und Sommer oft Sandläufer(Eidechsen) zu sehen. Ein Stück weiter, am Rand des Kroonpolders, kann man sich an der Weite des Gebietes kaum satt sehen.
Noorsvaarder auf Terschelling
Auf Terschelling lässt sich eine ausgedehnte und weitgehend menschenleere Natur genießen.
Im Südwesten des Dorfes West-Terschelling liegt das dynamische Naturgebiet „De Noordsvaarder“. Man gelangt fast direkt von der Fähre aus in dieses Gebiet mit wundervollen Dünen, von denen vor allem die zwei ‚Poortwachters‘ (Torwächter) beeindrucken. Das sind Dünen, die bei Hochwasser teils unter Wasser stehen. Wenn man vom Strand aus den Blick in westlicher Richtung über die Nordsee wendet, dann kann man auf einer Sandbank (Engelse Hoek) etliche Seehunde entdecken. Wer keine Lust auf eine lange Wanderung hat, der kommt auch auf halbem Wege bereits in den Genuss einer überwältigenden Aussicht übers Wattenmeer und die Nordsee. Insbesondere zum Sonnenuntergang sollte man sich diesen magischen Anblick nicht entgehen lassen.
Het Oerd auf Ameland
Auf Ameland lassen sich spektakuläre Sonnenuntergänge genießen.
Einen der schönsten Sonnenaufgänge des ganzen Wattengebietes kann man am Oerd auf Ameland erleben. Wer die Treppe hinter der großen Schutzhütte hinaufsteigt, wird mit einer phänomenalen Aussicht weit über die Nordsee und übers Wattenmeer belohnt! Bei Hochwasser (Flut) sind von hier aus große Schwärme von Wattvögeln zu beobachten, wie rötliche Uferschnepfen, Eiderenten und Knuttstrandläufer. Bei Niedrigwasser bietet sich ein phantastischer Ausblick auf trockenfallende Sandbänke und Priele.
De Balg auf Schiermonnikoog
Auf Schiermonnikoog lassen sich stattliche Seehunde aus der Nähe in Augenschein nehmen.
Der Balg ist der breiteste Strand Europasund kann nur bei Niedrigwasserbetreten werden, dann, wenn der östlichste Zipfel der Insel vollkommen trocken liegt. An der Nordseeseite sieht man häufig etliche Seehunde, die sich auf den Sandbänken ausruhen. Hier findet man auch die älteste Muschelart im Watt, De Noordkromp. Diese Muschel kann fast acht Zentimeter breit sein und bis zu 500 Jahre alt werden. In der Umgebung von De Balg fliegen verschiedene Schwalbenarten durch die Lüfte, einige kann man beim Fischen in der Brandung beobachten. Dann tauchen sie hinter einer Welle senkrecht nach unten, um dann mit einem Tobiasfisch im Schnabel wieder emporzuschnellen.
Hors-Dünen auf Texel
Eine Besonderheit der Inselwelt sind auch die großen Muschelvorkommen. (Fotos: Terschelling & Schiermoonikoog)
An der Südseite von Texel befinden sich die Hors-Dünen, kurz Hors genannt, ein besonders raues und dynamisches Naturgebiet. In dieser Zone, die sich von Nord-Ost nach Süd-West erstreckt, gibt es im Strandbereich Dünen unterschiedlicher Formen und Größen. So kann man sich hohe, ältere Dünen ebenso erwandern wie jüngere, kleine. Dieses Gebiet beeindruckt vor allem bei stürmischem Wetter, denn dann entfaltet sich die Naturgewalt des Windes und die faszinierende Kraft des Wattengebietes so richtig. Die Verwaltung dieser wüstenartig anmutenden Landschaft liegt in den Händen des Verteidigungsministeriums, dennoch kann man sich hier frei bewegen. In Richtung der Kaserne finden manchmal Übungen statt.
Wissenswertes zum niederländischen Wattengebiet
Endlose Weiten und tolle Aussichten lassen sich auch auf Vlieland genießen. (Foto Holger Leue/Merk Fryslan)
Das Wattengebiet besteht aus fünf Inseln, darunter Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog. Das Watt ist ein anerkanntes biologisches Ökosystem, wie man es nur an der niederländisch-deutsch-dänische Nordseeküste findet. Ebbe und Flut wechseln einander alle sechs Stunden ab, weshalb sich die Landschaft kontinuierlich verändert. Seit Juni 2009 gehört das Wattenmeer zum UNESCO Weltkulturerbe und wurde 2016 zum schönsten Naturgebiet der Niederlande gewählt. Daher sind Autos nicht auf allen Wattinseln erlaubt. Nach Texel, Terschelling und Ameland darf man das Auto mitnehmen, beim Aufenthalt auf Vlieland und Schiermonnikoog muss das Auto auf dem Festland bleiben. Weitere Informationen unter www.wadtodo.de.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.
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