Schaurig-schöne Spektakel im winterlichen Bayern

Ein großartiges Spektakel in der Vorweihnachtszeit ist der Klausenlauf in Sonthofen. (Foto Bernhard Huber)
Ein großartiges Spektakel in der Vorweihnachtszeit ist der Klausenlauf in Sonthofen. (Foto Bernhard Huber)

Den Winter in Bayern assoziieren die meisten mit Wintersport, wohltuenden Thermenbesuchen oder stimmungsvollen Christkindlmärkten. Doch die Winteridylle im Freistaat hat auch eine ganz andere Seite. Neben viel Besinnlichem bietet Bayern auch gruselig Aufregendes. Bei den Rauhnächten und Krampusläufen in der Winterzeit sorgen wieder Perchten, Klausen oder Bärbele verkleidet mit zottigem Fell, Masken und Kuhglocken für Angst und Schrecken. Ein Highlight ist in diesem Jahr wieder das Klausentreiben in Sonthofen. Dabei treiben vom 4. bis zum 6. Dezember der zottelige Gestalten in den Straßen ihr Unwesen. Der Tradition nach erwehrten sich maskierte Perchtenläufer mit unterschiedlichsten Ritualen der armen, vom Teufel besessenen Seelen. Diese brausten dem Glauben nach zur kalten Jahreszeit über das Land. Bis heute lebt diese sagenhafte Tradition bei feierlichen Umzügen in Bayern fort.

Schnitzmeister aus der Oberpfalz

Echte Handarbeit: die Krampusmasken von Timm Buckley. (Foto Bernhard Huber)
Echte Handarbeit: die Krampusmaske, die von Timm Buckley restauriert wurde. (Foto Bernhard Huber)

Einer, der sich wohl am besten mit dem Brauchtum auskennt, kommt aus der Oberpfalz. Und er schnitzt für diese traditionellen Anlässe schaurige Masken. Der 24-jährige Timm Buckley ist selbst erfahrener Perchtenläufer und verfeinert seit drei Jahren seine Kenntnisse rund um die Maskenrestauration. „Mit unserem Verein, dem Schwarzachtal Pass, treten wir auf vielen Veranstaltungen in der Region auf, von den Rauhnächten bis hin zum Johannisfeuer. Da geht’s naturgemäß durchaus wild zu, die eine oder andere Reparatur an den Masken bleibt nicht aus“, so Buckley. Ob es einen Lackschaden gibt, ein Horn abgebrochen ist oder ein Haarschopf vervollständigt werden muss – die Oberpfälzer Maskenträger sind früher viel umhergefahren, um ihre Larven reparieren zu lassen. „Irgendwann dacht ich mir: Ich übernehme einfach selbst das Aufhübschen und Umarbeiten, schließlich kenne ich mich als Schreiner von Haus aus mit Holz sehr gut aus“. Und so ist Timm Buckley inzwischen zur festen Adresse für alle geworden, die ihre Masken restaurieren lassen oder eine neue Maske geschnitzt haben wollen. Er hat sogar seinen eigenen Maskenstil entwickelt, der vor allem bei den jüngeren Perchtengängern gut ankommt.

In den letzten Jahren ist das Interesse an den alten Bräuchen in der Oberpfalz und Ostbayern spürbar gestiegen. „Inzwischen gibt es mehrere Perchtengruppen, und immer mehr Zuschauer kommen zu den Veranstaltungen“, freut sich Buckley. Sie bestaunen die schaurigen Gestalten mit den zotteligen Fellen, langen Hörnern und lärmenden Glocken. So ist auch die Tradition der feierlichen Auftritte und Umzüge dieser gruslig anmutenden Teufelsaustreiber zahlreich geblieben.

Krampusläufe und Perchtenläufe

In Bayern sind Krampusläufe und Perchtenläufe ein wichtiger Teil des winterlichen Brauchtums.
In Bayern sind Krampusläufe und Perchtenläufe ein wichtiger Teil des winterlichen Brauchtums.

In ganz Bayern sind Krampusläufe und Perchtenläufe Teil des winterlichen Brauchtums. Während der Adventszeit treiben beispielsweise im Berchtesgadener Land und in Sonthofen im Allgäu riesige, zottelige Gestalten ihr Unwesen: Die weiblichen „Bärbele“ ziehen am 4. Dezember, die männlichen „Klausen“ am 5. und 6. Dezember 2016 durch die dafür abgesperrte Fußgängerzone in Sonthofen. Mit Kuhglocken und Rasseln verschaffen sie sich Gehör – mit ihren langen Ruten ordentlich Respekt. Denn wer ihnen zu nahekommt, riskiert unangenehme Hiebe – wer ihnen entkommen möchte, hält also sicheren Abstand oder nimmt ein Glas Glühwein in die Hand.

Beim großen Krampuslauf der Passauer Höllengeister im Markt Tittling am 26. November 2016 präsentieren 500 Perchten ihre unheimlichen Masken. Nicht weniger furchteinflößend geht es bei der Rauhnacht auf dem Adlersberg am 3. Dezember zu, wenn die Regensburger Doana Gsindl ihr 10-jähriges Jubiläum feiern. Und zur alljährlichen Waldkirchener Rauhnacht am 5. Januar 2017 treffen sich im urigen Kellergewölbe der früheren Brauerei von Münster ebenfalls Hexen, Räubersleut und andere wilde Gestalten. Sie treiben dann im Fackelschein der Dunkelheit ihr Unwesen durch die Ortschaft, um den Teufel mit Gaben, Ausräuchern und „rauhem“ Lärm zu vertreiben – zum großen Vergnügen der Zuschauer. Denn ihre kunstvoll angefertigten Masken und die „Rauhnudel-Sänger“ sorgen für eine sagenhafte Stimmung. Bis in die Nacht hinein wird im Baronkeller der Brauerei ausgiebig gefeiert. Weitere Informationen unter www.bayern.by.

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