„Warum heißt Salzburg Salzburg und nicht Pfefferburg?“, lautet die erste Frage an Fremdenführerin Susanne „Susi“ Ihniger Lehnfeld. Die freundliche, etwas untersetzte Dame empfängt die entdeckungsfreudigen Familien vor dem Festspielhaus. „Na, ganz einfach, der Reichtum der Stadt kam vom Salz“, erklärt sie dem neunjährigen Laurenz und schüttelt sich vor Lachen wegen der lustigen Eingangsfrage.
„Weißt Du, früher gab es ja noch keine Kühlschränke. Wer über den Winter nicht verhungern wollte, der musste alles durch Salz haltbar machen – Rüben, Kraut, Fleisch…“ Schnell ist von der fröhlichen Stadtführerin erklärt, dass das Salz aus dem nahe gelegenen Dürrnberg stammt.
Bergputzer als besondere Saubermänner
Nach ein paar Schritten ist eine steile, übermannshohe Felswand erreicht. „Schaut mal,“ setzt die 44-jährige an, „seht ihr das Grün, das in den Felsspalten wächst? Bald schon kommt der Bergputzer, seilt sich ab und putzt den Berg sauber, damit die Wurzeln nicht den Fels sprengen.“
Während Groß und Klein noch über den lustigen Beruf spaßt, ist der „Pferdebezirk“ erreicht. Die jungen Mädchen geraten bei dem Wort „Felsenreitschule“ schon ins Schwärmen und begeistern sich noch mehr, als Guide Susi die Pferdeballets erwähnt, die hier früher aufgeführt wurden.
Faszinierender Klosterbezirk
„Und Pferdewaschanlagen haben wir auch heuer noch“, lacht die Blondine und zeigt auf einen eigens für diesen Zweck angelegten Brunnen. Für die mitlaufenden Jungs ist es spannender über die hier ehemals abgehalten Tierhatzen zu hören, bei denen Wolf und Bär in der Arena gegeneinander kämpfen mussten.
Als die kleine Gruppe vor einer Statue des Heiligen Ruppert stehen bleibt, ist schnell entdeckt, was er als Attribut stets dabei hat: Ein Salzfass. Vor dem Dom angekommen aber, stutzen Kids und Eltern: Ruppert steht auch hier – aber wo ist das Fass mit dem kostbaren Salz?
Tierischer Residenzbrunnen
„Da unten, im Sockel, da tragen es die Engel“, weiß die kleine Sophia zu berichten, was sie direkt auf Augenhöhe entdeckt. Im Inneren des zwischen den Jahren 1614 und 1628 errichteten Gotteshauses beeindrucken aufwändige Stuckarbeiten. Links des Eingangsportals steht außerdem das Taufbecken, an dem mit Mozart, der wohl berühmteste Sohn der Stadt, getauft wurde.
Nach ein paar Schritten ist der imposante Residenzbrunnen erreicht. Am größten Brunnen der Stadt lassen sich nicht nur die Hände kühlen. Auch zahlreiche Tiere wie Schildkröten, Würmer und mythische Gestalten wie Meerespferde laden die kleinen und großen Stadtentdecker zum genauen Hinsehen ein.
Heimat der Original-Mozartkugeln
Wer schon eine kleine Stärkung benötigt, der kann den Rundgang im Café Fürst unterbrechen. Hier kann man sich mit einer handgefertigten, originalen Mozartkugeln oder Eis und hervorragender Torte stärken. Nach einem kleinen Durchgang ist auch der „Grüne Markt“ erreicht. Hier bieten fliegende Händler riesige Schoko-, Laugen und Pizzabrezel an, bei deren Duft Groß und Klein das Wasser im Munde zusammen läuft.
„Wollen wir jetzt mal durch ein Haus gehen, ganz ohne Magie?“, scherzt Guide Susi und schreitet voraus. Groß und Klein folgen ihr gespannt. Nach einem schmalen, höhlenartigen Durchgang, der zwischen zwei Häusern eingeklemmt ist, ist bald das Tageslicht wieder erreicht. Zur Überraschung aller liegt zur Linken dann schon das Geburtshaus von Wolfgang Amadeus Mozart. Vor der gelben Fassaden tummeln sich Scharen an Touristen, die ein Erinnerungsfoto schießen wollen.
Mozarts Kinderstube
In der berühmten Getreidegasse gibt es aber noch mehr zu entdecken. Besonders lohnt ein Blick nach oben. „Schaut´s mal! Die schönen schmiedeeisernen Zunftzeichen“, ruft Susi und zeigt auf metallene Schilder an den Fassaden. „Früher konnte ja nicht jeder lesen, da war es wichtig, gleich zu sehen: bei der Brezel ist der Bäcker, beim Schlüssel der Schlosser.“
Ein kurzer Abstecher bringt Susi und die großen und kleinen Stadtforscher über den Makartsteg auf die andere Uferseite der Salzach. „In alten Zeiten hätte ich nie einen Zeh in diesen Fluss gesteckt“, sagt Guide Susi und schüttelt energisch den Kopf. „Weil die Salzach so salzig war oder warum?“, will der neugierige Neunjährige wissen.
Makartsteg als Brückenschlag über die Salzach
„Nein! Das war sie höchstens, wenn mal ein Salz-Transportboot umgekippt ist“, scherzt sie, um dann zu erklären, dass der Fluss früher die Müllabfuhr war. „Wisst ihr, die Fleischhauer hatten hier ihre Arbeitsplätze, die Gerber, die Färber – und alles, was sie nicht mehr brauchten, haben sie einfach in den Fluss gekippt. Auch Hausrat und Müll – alles kam direkt ins Wasser… das muss gestunken haben.“
Die großen und kleinen Füße sind schließlich rund gelaufen. Da kommt ein Besuch im Marionettentheater wie gerufen. „Die Kurzversion der Zauberflöte dauert nur kindgerechte 60 Minuten und verzaubert Menschen aller Altersgruppen und Nationen“, weiß Austria-Guide Susi.
Traumgarten am Schloss Mirabell
Beim anschließenden kurzen Blick hinter die Kulissen lassen sich Figuren aus allen großen Geschichten treffen: Hänsel und Gretel, die böse Hexe, die so raffiniert gebaut ist, dass sie sich als Spezialeffekt aufblasen kann, Alice aus dem Wunderland in klein und riesengroß, die wunderschöne Königin der Nacht und unzählige weitere Wundergeschöpfe. Allen Figuren sieht man an, mit wie viel Liebe und Geschick sie in Handarbeit hergestellt wurden. Eltern wie Kinder können sich kaum von den faszinierenden Marionetten losreisen, aber schließlich lockt Susi alle an die frische Luft.
Rasch ist der Garten des Schlosses Mirabell erreicht ist, wo die Kids nach Herzenslust durch die schattigen Laubengänge und über die Kieswege des 20.000 Quadratmeter großen Gartens rennen können.
Zauberflöten-Spielplatz
Wer in den Seiteneingang des Schlosses schlüpft, in dem heute die Stadtverwaltung untergebracht ist, dem liegt Salzburg buchstäblich zu Füssen. Auf der Größe des gesamten Fußbodens ist eine Luftaufnahme der Stadt abgedruckt. So kann man spielerisch mit einem großen Schritt die Salzach überschreiten oder von der Burg in den Mirabellgarten springen.
Gleich nebenan liegt der Zauberflöten-Spielplatz. Hier kann, wer mag, im Schatten großer Bäume nach Herzenslust klettern, rutschen und schaukeln. Und auch Klangplatten finden sich, auf denen Nachwuchs-Musiker schnell versuchen, ihr eigenes Lied zu komponieren.
Über allem thront die Festung Hohensalzburg
Da über allem die trutzige Salzburg thront, ist es nur natürlich, ihr auch noch einen Besuch abzustatten. „Die Burg wurde bereits im Jahre 1077 so raffiniert gebaut und wurde bis ins 18. Jahrhundert so oft mit neuestem Verteidigungsmaterial „upgegraded“, dass es keiner geschafft hat, sie zu erobern“, berichtet der Tourguide nicht ohne Stolz.
„Früher,“ so erzählt Susi weiter, „waren außerdem alle Bäume gestutzt, so dass die Angreifer nichts zum Verstecken hatten“. Mit der Standseilbahn ist man in wenigen Sekunden oben angekommen. Kleine Burgfräulein und Ritter erkunden voller Eifer Ritterrüstungen, verwinkelte Mauern und Plätze. Die Erwachsenen zücken wortlos ihre Kameras und halten das hübsche Panorama der Mozartstadt für das Familienalbum fest.
Zuckerbäckerstadt-Impressionen
Gemeinsam mit Sohnemann Laurenz blickt Mama Claudia über die Balustrade und grinst ihren Sprössling von der Seite an: „Jetzt wissen wir, warum Salzburg Salzburg heißt und nicht Pfefferburg. Aber, von hier oben, mein Schatz, da sieht Salzburg aus wie eine Zuckerbäckerstadt und ich wäre fast geneigt, sie Zuckerburg zu nennen… “
Weitere Informationen zu Salzburg unter www.salzburg.info.
Mortimer
Seit dem Jahr 2011 berichtet das Mortimer Reisemagazin tagtäglich in Wort, Bild und teilweise mit Videos aus der Welt des Reisens. Mehr als 8.000 Beiträge über Destinationen aus allen Teilen der Erde stehen für Interessierte mittlerweile kostenfei bereit.