Sagres – wo Europa einfach zu Ende ist

Sagres
Rund um Sagres endet Europa mit zum Teil traumhaften Stränden. – Foto: Honza Klein

Heutzutage erscheint die Welt endlos. Und selbst der Weg zu den Sternen ist gangbar. Es gab jedoch Zeiten, da hielt man die Welt für eine Scheibe und es gab viel Punkte auf der Landkarte von denen  man vermutetet, dass danach das Ende wäre. Noch heute zeugen Namen davon. Etwa mehre Orte mit dem Namen Land’s End in Großbritannien und den USA. Oder auch Kap Finisterre unweit von Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens. Der Westliche Zipfel der Bretagne trägt ebenfalls den Namen Finistrère. Genau wie das Cabo Finisterre, welches auch den Namen Cabo de Sao Vicente (benannt nach Vinzent von Saragossa, einem Schutzpatron der Seefahrer) trägt, unweit von Sagres ganz im Südwesten Portugals und damit den südwestlichsten Festlandspunkt in Europa markiert.

Der Leuchtturm markiert das Ende vom Festland-Europa. – Foto: Honza Klein

Windumtost ragt das Kap in den Atlantik hinein. Bis zu 70 Meter hohe Klippen machen die Küste nicht gerade zu einem Erholungsort. Vorbeifahrende Schiffe mussten immer schon auch auf die raue See achten und die Gefahr an den Klippen zu zerschellen. Davor schützt bis heute einer der lichtstärksten Leuchttürme Europas. Bis zu 60 Kilometer weit strahlt sein Licht hinaus. Doch im 15 Jahrhundert wusste kaum jemand, was die Schiffe der damaligen Seefahrernationen Spanien und Portugal da draußen erwartete.

Berühmte Seefahrerschule

Sagres
Die Möwe genießt die Ruhe mit Blick auf den Atlantik. – Foto: Honza Klein

Der Gouverneur der Algarve, Prinz Heinrich der Seefahrer, war einer der Förderer der Expeditionen, die Welt zu entdecken und vor allem auch zu kartieren. Sagres galt dabei als Zentrum der Seefahrerschule. Falsch. Das ist nur eine Mär. Das unweit liegende Lagos war der eigentliche Ort, an dem auch Christoph Kolumbus Karten studierte und wo die Geografen und Seefahrer der Zeit lernten. So war es denn auch Gil Eanes aus Lagos, der als erster neuzeitlicher Europäer 1434 das westafrikanische Kap Bojador umrundete und zurückkam. Bis dahin hatte der Ort auch den Beinamen Kap ohne Wiederkehr, weil man dahinter Seeungeheuer befürchtete. Doch all dies ist längst Geschichte.

Ein lohnende Ziel ist das Städtchen Lagos. – Foto: Honza Klein

Man kann sich allerdings noch vorstellen, wie der Blick der Seefahrer ein letztes Mal Richtung Leuchtturm ging, ein letztes Mal die Glocken der kleinen Kapelle auf den Klippen zu hören waren. Heute führt ein Wanderweg entlang der Küste, die Strände sind eher menschenleer. Eher geschäftig ist es im nicht weit entfernten Lagos. Die Flaniermeile ist gesäumt von unzähligen Restaurants und Cafés, etliche Statuen erinnern an Berühmtheiten der Geschichte. Und mit dem Boot geht es hinauf aufs Meer. Wale schauen oder einfach nur ein wenig atlantische Luft um die Nase wehen lassen.