Die Algarve kulinarisch entdecken

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An Fisch in verschiedenen Variationen kommen Genussmenschen an der Algarve nicht vorbei.

So abwechslungsreich wie die Landschaft ist auch die Küche der Algarve. Naturgemäß führt die Nähe zum Meer dazu, dass fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte großen Raum auf der Speisekarte einnehmen. Die Gaumenfreuden der Algarve werden aber nicht allein vom Meer geprägt. Je weiter ihr euch ins Hinterland, den so genannten Barrocal, oder ins Gebirge, die Serra, bewegt, desto fleischiger und wilder werden die Mahlzeiten. Hier kommen neben Lamm oder Schwein auch Fasane, Hasen, Rebhühner oder Wildschweine auf den Tisch. Auch sonst ist dieser Teil Portugals von der Natur reich gesegnet. Abseits der Küste finden sich unzählige Oliven-, Johannisbrot-, Mandel-, Feigen- und Orangenbäume. Daneben gedeihen viele Obst- und Gemüsesorten unter der Sonne der Algarve. All dies bereichert natürlich auch die unglaublich facettenreiche Küche der Region. Daher lassen wir uns an dieser Stelle die Köstlichkeiten der Algarve einmal förmlich auf der Zunge zergehen. Schließlich gehen Reisen immer auch ein stückweit durch den Magen.

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Das Santa Luzia hat sich den Ruf als Tintenfisch-Kapitale der Algarve erarbeitet.

Seit Urzeiten ist der Atlantik die Speiseammer für weite Teile der Algarve. Fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte haben ganze Generationen ernährt – und dies sowohl auf dem Teller als auch als Einnahmequelle. Nicht von ungefähr stammen viele der populärsten Rezepte bis heute von den Fischern. Um den natürlichen Geschmack zu bewahren, schwören viele auf die Zubereitung des fangfrischen Fisches oder der Krustentiere über dem Holzkohlegrill.

Ungekrönter König unter den Speisefischen ist dabei die kleine, aber überaus schmackhafte Sardine. Obwohl unter Geschmackspuristen Einigkeit darüber herrscht, dass die Sardine im Sommer, wenn der Fisch weitgehend ausgewachsen ist, am besten schmeckt, ist sie längst zu einem Ganzjahresschmaus geworden. In Portimão steigt jährlich im August mit „Festival da Sardinha“ ein fünftägiges Fest zu Ehren der Sardine. Dabei wird der Fisch in zahlreichen Zubereitungsvarianten präsentiert. Abgerundet wird das Ganze mit Folklore, jeder Menge Musik und der Wahl des „Sardinenkönigs“. Unabhängig davon finden sich in Portimão zahlreiche exzellente Fischrestaurants, bei denen die Sardine, aber auch andere Fischleckerbissen serviert werden.

Auch Austern dürfen auf vielen Speisekarten an der Algarve nicht fehlen.

Dazu gehört etwa das beliebte Bacalhoada. Das Bacalhoada ist eines von vielen Restaurants an der Algarve, bei dem die Gäste eindrucksvoll mit den Füßen abstimmen. Fast immer ist das auch bei den Einheimischen populäre Lokal voll besetzt. Generell gilt für die Algarve – und für viele andere Destinationen rund um den Erdball: Wenn ihr euch nicht entscheiden könnt, wo ihr einkehren möchte, schaut einfach mal, wo die meisten Einheimischen speisen. Denn dies ist oft ein Indikator dafür, dass hier Preis und Qualität stimmen.

Wer die Algarve lukullisch genießen möchte, sollte ohnehin das Hauptaugenmerk auf die lokale Küche werfen. Zwar verfügt die Region auch über preisgekrönte Sterneköche und Gourmet-Restaurants. Doch der eigentliche Geschmack der Algarve entfaltet sich eher in der typischen, eher einfachen und bodenständigen Küche.

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Der „Fang des Tages“ variiert naturgemäß.

Ein bisschen eine Wundertüte, aber fast immer ein guter Tipp ist der „peixe do dia“, der Fang des Tages. Nachdem die Fischer an den Häfen der Region angelandet sind, bringen sie ihre mehr oder weniger große Ausbeute an Land. Ein Gros davon wandert direkt in die umliegenden Fischlokale, wo Brasse, Seezunge, Schwertfisch & Co. über dem bereits erwähnten Holzkohlegrill zubereitet werden. Meist nur gewürzt mit etwas Salz und ein paar Spritzern Zitronensaft.

So fern man Fisch mag, sollte man sich auf keinen Fall den Bacalhau entgehen lassen. Der getrocknete Kabeljau steht der Sardine in seiner Beliebtheit kaum nach. Eine leckere Einstiegsvariante sind die „pastéis de bacalhau“, kleine Kabeljauküchlein. Durchaus eine Versuchung wert sind die „carapaus alimados“. Dahinter verbirgt sich eine in Salz eingelegte und anschließend gekochte Makrele.

Thunfisch findet nicht nur im Salat Verwendung.

Insbesondere in und um Tavira dominiert der Thunfisch (atum) in zahlreichen Varianten die Speisekarten. Gerne wird der „Tuna“ als gegrilltes Steak serviert. Doch es gibt auch zahlreiche andere Zubereitungs- und Servierarten, die nicht zu verachten sind. Dazu gehört beispielsweise die „estupeta“, bei der rohe Thunfischscheiben geschnitten zusammen mit einem Salat gereicht werden. Eine gute Anlaufstelle, um die Thunfisch-Varianten kennen zu lernen, ist das Restaurant Aquasul in Tavira.

Südwestlich der 15.000-Seelen-Gemeinde hat sich das Dörfchen Santa Luzia den Ruf als Tintenfisch-Kapitale der Algarve erarbeitet. Der „chocos“ wird gerne in Knoblauch und der eigenen Tinte gebraten. Wesentlich raffinierter sind die „lulas recheadas“. Dabei wird der Tintenfisch mit Knoblauchwurst, gerne auch mal mit Schinken, sowie Reis gefüllt und in einer Zwiebel-Tomaten -Sauce geschmort. Ein besonderer Genuss ist daneben der „arroz de palvo“, ein Tintenfischeintopf mit Reis. Hinzu kommen panierte, gegrillte oder in Wein gedünstete Tintenfisch-Varianten.

Hoch im Kurs steht an der Algarve die Cataplana.

Meeresfrüchte spielen natürlich ebenfalls eine große Rolle an der Algarve. Egal ob Austern (ostras), Herzmuscheln (berbigões) oder Venussmuscheln (a mêijoas) – aus ihnen lassen sich in Pfanne oder Ofen Köstlichkeiten wie Muschelreis (arroz de l ingueirão) oder ein Bohneneintopf mit Muscheln (feijoada de búzios) zaubern. Überaus empfehlenswert ist daneben eine „Caldereida“, ein Eintopf bestehend aus verschieden Fischsorten, Meeresfrüchten, Kartoffeln, mediterranem Gemüse und Kräutern.

Egal, ob Fischliebhaber oder nicht, um ein Gericht kommt an der Algarve eigentlich niemand drumherum: die Cataplana. Dahinter verbirgt sich eigentlich ein Kupfertopf, der zum schonenden Garen oder Dünsten von Fisch, Meeresfrüchten oder Fleisch im eigenen Saft zusammen mit Kartoffeln und Gemüse verwendet wird. Längst ist Cataplana aber auch zum Synonym für die darin zubereiteten Speisen geworden. Sehr beliebt ist die „cataplana de amêijoas“ mit Venusmuscheln.

Spanferkel zählt ebenfalls zu den Klassikern an der Algarve.

Doch die Küche der Algarve hat weit mehr zu bieten als nur Fisch und Meeresfrüchte. Insbesondere im Hinterland und der Gebirgsregion fehlen Lamm, Schwein, Wild und Geflügel auf fast keiner Speisekarte. Gerne werden aber auch Fleisch und Meeresfrüchte kombiniert. Etwa bei den Schweinelendchen mit Venusmuscheln, dem „porco com amêijoas à Alentejana”.

Ein Klassiker ist das „bife à Portuguesa“, ein Rindersteak mit Schinken und manchmal auch mit Spiegelei. Dazu werden zumeist Bratkartoffeln gereicht. Nicht minder weit verbreitet ist „cabrito à Portuguesa“, ein Zicklein, das ebenfalls in verschiedenen Varianten dargereicht wird. Vielerorts kommt gerne auch ein Spanferkel (Leitão) auf den Grill.

Bohnen mit Fleisch erfeuen sich großer Beliebtheit.

Wer es gerne etwas schärfer und würziger mag, sollte sich unbedingt ein „frango piri-piri“ munden lassen – ein Hähnchen in einer scharfen Chilisauce, die einem schon mal die Tränen in die Augen treiben kann. Wenig würzig, aber durchaus lecker ist das „frango na púcara“, ein Hähnchen in Weinsauce. Eine weitere Spezialität der Algarve ist die „sopa de lebre“, eine Suppe, die in Rotweinmarinade eingelegtes Hasenfleisch enthält. Sättigend, schmackhaft und preiswert sind einfache Gerichte wie Kohl-, Kichererbsen- oder Maiseintöpfe (cozidos), eine Grünkohlsuppe (caldo verde), Wurst im Blätterteig (folhados de salsicha) oder dicke Bohnen mit Wurst (favas à Algarvia).

Auch ausgewiesene Naschkatzen können an der Algarve ihren Gaumen durchaus erfreuen. Allerdings werden hier viele Süßspeisen ihrem Namen mehr als gerecht. Honig und/oder Zucker finden großzügige Verwendung. Hauptbestandteil vieler Desserts sind oftmals Feigen, Mandel und Orangen. Ob ein „pudim de laranja“, ein Orangenpudding, ob ein „morgado de figo“, ein Küchlein mit Feigen, oder die „pastéis de nata”, ein Puddingteilchen – sie alle runden eine Mahlzeit perfekt ab. Ebenso wie ein Portion Milchreis (arroz doce) oder ein Stück Mandelkuchen (toucinho do céu).

Kaffee und Puddingteilchen runden so manche Mahlzeit an der Algarve ab.

Als Ergänzung für den Kaffee danach eignet sich ein Gläschen „medronho“, ein Schnaps aus den Früchten des Erdbeerbaumes. Zum Essen selber darf ein Gläschen des einheimischen Weines eigentlich nicht fehlen. Häufig im Ausschank ist der „vinho verde“, ein junger „grüner“ Wein, der sowohl als Rot- und Weißwein als auch als Rosé erhältlich ist. Nicht zu vergessen ist daneben der Portwein (vinho do Porto).