„Auf unseren Türmen stehet was, Watet durch die Sümpfe, Es hat ein weißes Röcklein an, Trägt auch rote Strümpfe …“. So könnten die Einwohner von Alcalá de Henares in der Nähe von Madrid das deutsche Volkslied umdichten, denn der Weißstorch ist das Wahrzeichen des Geburtsorts von Cervantes. Dort ist die größte Storchenkolonie der Autonomen Region Madrid beheimatet.
Die ersten Storchmännchen kehren aus nördlichen Gefilden meist vor Dezember nach Alcalá zurück, um nach dem besten Horst vor Ort Ausschau zu halten. Sobald die Weibchen eingetroffen sind, beginnt die Balzzeit. Dann ist in der Stadt ein lautstarkes Klappern zu hören, das sich für spanische Ohren wie das Zerdrücken von Knoblauch anhört. Die Eiablage erfolgt in den Monaten März und April. Die Brutzeit dauert 33 Tage. Bereits im Juni kann man Jungstörche bei ihren ersten Flugversuchen beobachten. In den darauffolgenden heißen Sommerabenden sind bei Sonnenuntergang mehr als dreihundert Störche zu sehen, die einen Platz zum Schlafen auf einem der unzähligen Kirchtürme von Alcala suchen
Da sich die Störche zwischen Februar und Juli fortpflanzen und ihre Eier ablegen, eignet sich diese Zeit besonders gut für Besuche von Alcalá de Henares. Da sich die Störche auf den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt niederlassen, ermöglicht ein Stadtrundgang im Frühjahr, die historischen Baudenkmäler mit der faszinierenden Bebachtung der Störche vereinbaren, die Brutpflege betreiben.
Die historische Universität von Alcalá de Henares, eine der ältesten Universitäten Europas, und der historische Stadtkern zeichnen Alcalá aus. 1998 wurde sowohl die Altstadt als auch die alte Universität in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Der Name der Stadt leitet sich aus dem Arabischen ab (al-kala = „die Festung, Burg“) sowie vom dem Fluss Henares, der durch die Stadt fließt.
Die Route der Störche beginnt an der Plaza Martires neben dem Brunnen. Von hier aus lässt sich das Nest der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, und die Kirche Santa Maria sehen, die gleich acht Nester ihr eigen nennen kann.
Weiter geht es auf der calle Libreros in Richtung Plaza de San Diego, wo sich die Fassade der Universidad Cisneriana, dem architektonischen Juwel von Alcalá, befindet. Von dort aus ist der Turm der Kapelle von San Ildefonso, dem Wahrzeichen der Stadt, mit seinen drei Nester zu sehen.
Auf der Plaza de Cervantes im Stadtzentrum, kann man eine ganze Reihe von Nestern entdecken. Dicht an dicht gedrängt sitzen sie auf dem Colegio Santo Tomás, der Oidor Kapelle, dem Turm Torre de Santa Maria, auf dem Rathaus und dem Colegio de Málaga. Gleich fünf Nester schmücken das Convento de las Agustinas.
Am Ende des Platzes in der Calle Santa Ursula kann man zwei künstliche Nester auf dem erst vor kurzem renovierten Kloster Convento del Carmen bewundern.
Linkerhand vom Konvent Caracciolos erblickt man das Gerbäude von Santa Clara, von wo aus die meisten Jungvögel das Fliegen erlernt haben. Rechts davon liegt die Iglesia Magistral mit dem höchsten Kirchturm der Stadt, der für alle Störche von Alcala ein besonders attraktiver Nistplatz ist. Dort haben die Störche nicht weniger als zehn Nester erbaut.
Lautstrak klappern die Störche in drei Nester auf der Kirche Felipe Neri; wie auch in vierzehn Nester in den Ruinen des Erzbischofspalastes. Die Route der Störche endet am Konvent Madre de Dios, wo sich die Weißstörche in sechs Nestern niedergelassen haben. Weitere Informationen unter www.ayto-alcaladehenares.es.
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Mortimer
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