Kreuz und quer durch Europa: Ein Exil-Kind erzählt

Kind aller LänderWer das Buch „Ostende – 1936, Sommer der Freundschaft„, das wir hier kürzlich vorgestellt haben, gemocht hat, der wird dieses Buch lieben! In Kind aller Länder berichtet die zehnjährige Kulli von ihrem aufregenden Leben als Küntlertochter in der Emigration. Der Vater ist leichtfertig, spielsüchtig und verschwenderisch und steckt immer in Geldnöten.

Entsprechend lautet gleich der erste Satz: „In den Hotels bin ich auch nicht gern gesehen, aber das ist nicht die Schuld von meiner Ungezogenheit, sondern die Schuld von meinem Vater, von dem jeder sagt: Dieser Mann hätte nie heiraten dürfen.“ Manchmal lässt er sie gar als Pfand in der Lobby zurück, wenn er Geld besorgen muss.

Leben in der Emigration

Kullis Mutter hingegen kümmert sich hingebungsvoll um ihre Tochter und amüsiert sich anderweitig. Wer genau hinliest, der erkennt unschwer Joseph Roth und Irmgard Keun als Vater und Mutter. Die beiden wurden im Sommer 1936 ein Paar.

Kulli berichtet kindlich und doch abgeklärt. Sie erzählt humorvoll und wirkt bisweilen herrlich naiv. Im Mittelpunkt steht ihr rast- und heimatloses aber stets sehr abenteuerliches Leben. Ein Leben, das sie quer durch Europa und schließlich bis nach Amerika führt. Ein wunderbar geschriebener Roman, der seinen Leser in längst vergangene Zeiten zurückbeamt. Gleichzeitig weiß Irmgard Keun bestens zu unterhalten und den Leser zum Lachen zu bringen.

Erhältlich ist Kind aller Länder (ISBN 978-3462048971) von Irmgard Keun für 17,99 Euro im Buchhandel oder direkt bei Kiepenheuer & Witsch.