Kitsch und Kult entlang der Route 66 in Illinois

Die Route 66 ist Legende und Trauumstraße zugleich. (Foto Adam Alexander)

Die Route 66 ist für viele ein Traumreiseziel. Auf der Straße, die 1926 gebaut wurde, um den mittleren Westen der USA mit der Westküste zu verbinden, ist der Weg das Ziel. Gerade in Illinois sind noch viele Teile der Original Route 66 erhalten und befahrbar. Entlang der Strecke liegen zahlreiche Attraktionen, Sehenswürdigkeiten, Tankstellen, Leuchtreklamen und Diners, die den nostalgischen Geist der Mother Road verkörpern – häufig mit einem leicht skurrilen oder kitschigen Touch. Aber Kitsch hin oder her – Kultcharakter haben sie auf jeden Fall.

Der symbolische Startpunkt der Route 66 liegt am Buckingham Fountain in Chicago, von dort führt sie rund 484 Kilometer durch Illinois (wenn man alle Seitenstraßen und alternativen Routen einrechnet sogar rund 700 Kilometer).

Zwischehn Kitsch und Nostalgiefieber

Beliebte Anlaufstelle und Fotostopp an der Route 66: die historische Tankstelle in Odell. (Foto Adam Alexander)

Einer der beliebtesten Stopps entlang der Route 66 ist die Ambler-Becker Texaco Gas Station mit dem typischen weiß-roten Texaco Schild. Im Inneren der ehemaligen Tankstelle, die heute zwar kein Benzin mehr verkauft, aber über eine Ladestation für Hybrid- und Elektroautos verfügt, kann man sich bei ehrenamtlichen Helfern interessante Tipps für die Weiterreise holen. Rund 16 Kilometer weiter südlich, in Odell, sorgt die historische Standard Oil Gas Station mit allerlei original Autowerkzeugen und anderen Memorabilien aus der Blütezeit der Straße für nostalgischen Charme.

Gigantisch große Muffler Men

Traumhaft schön gibt sich die Route 66 nicht nur bei Sonnenuntergang. (Foto Illinois Office of Tourism)

Die Statue des berühmtem Holzfällers Paul Bunyon vor dem Palms Grill Cafe in Atlanta ist einer der „Muffler Men“, die entlang der Route 66 zu bewundern sind (Bunyon ist hier allerdings mit einem Hot Dog anstatt der sonst so charakteristischen Axt dargestellt). Die Muffler Men sind überlebensgroße Fieberglasstatuen, die vorwiegend in den 1960er Jahren als Werbeträger genutzt wurden und heute als typische Route 66 Attraktion gelten – mit Kitsch- und Kultcharakter gleichermaßen. Zu den bekanntesten der Muffler Men zählt der Gemini Giant vor dem Launching Pad Drive In in Wilmington, der nach dem Gemini Space Programm benannt wurde.

Hüpfende Volkswagen

Gemini Giant vor dem Launching Pad Drive In in Wilmington. (Foto Illinois Office of Tourism)

Eine der kuriosesten Sehenswürdigkeiten entlang der Route 66 in Illinois ist sicherlich Henry’s Rabbit Ranch in Staunton. Hier gibt es verschiedene Arten von „Rabbits“ – solche die hüpfen und solche mit vier Rädern (alte VW „Rabbits“, also VW Golf Modelle) – aber davon überzeugen sich Besucher am besten selbst.

Der Teil der Route 66, der durch Illinois führt, endet an der Chain of Rocks Bridge am Mississippi River, die heute nur noch für Fußgänger und Fahrräder zugänglich ist. Autofahrer müssen hier die Original Route verlassen und auf der New Chain of Rocks Bridge weiter nach Missouri fahren.

Die perfektte Dreitagestour auf der Route 66

Ein Stopp bei Cozy Dog ist fast schon obligatorisch. (Foto Chris Jacobs)

Es gibt so viel zu sehen auf der Route 66 – da fällt die Entscheidung der Reiseroute schwer. Eine dreitägige Tour entlang der Route 66 in Illinois könnte beispielsweise so aussehen:

Ein gelungener Start für die Fahrt auf der legendären Mother Road ist ein gutes Frühstück am Lou Mitchell’s Restaurant and Bakery mitten in Chicago – dort, wo die Route 66 beginnt. Nach einem leckeren Apfel-Käse-Omelett oder – etwas deftiger – einem „Salmon Benedikt“ mit Lachs und Ei, führt die Tour in südwestliche Richtung nach Joliet. Im dortigen Joliet Area Historical Museum und Route 66 Welcome Center kann man sich Planungshilfen und weiteres Material für die Reise besorgen.

Gigantische Wandmalereien in Pontiac

Der Startpunkt der wohl berühmtesten Straße der USA liegt in Chicago. (Foto Illinois Office of Tourism)

Auf jeden Fall einplanen sollte man bei einem Besuch in Joliet auch einen Abstecher zu Rich & Creamy Ice Cream, auf deren Dach die tanzenden Blues Brothers stehen – ein weiteres (durchaus kitschiges) Fotohighlight mit Kultcharakter.

Zapfsäulen, Werbeschilder für Motels, Fotos, Karten und mehr kann man in der Route 66 Association Hall of Fame and Museum in Pontiac bewundern, die in einer alten Feuerwache untergebracht ist. Nach einem Mittagssnack in der Old Log Cabin geht es weiter zum Pontiac-Oakland Museum and Resource Center, das die Herzen jedes Oldtimer-Fans erfreuen wird. Nicht verpassen sollte man bei einem Besuch in Pontiac auch die Murals on Main Street, die einen Einblick in Kultur, Geschichte und Politik der Stadt geben.

Würstchen am Stil

Um die berühmte Straße ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden. (Foto Jason Lindsey )

Der zweite Tag beinhaltet einen Besuch bei der Ambler-Becker Texaco Gas Station in Dwight und bei der Standard Gas Oil Station in Odell – die beiden ehemaligen Tankstellen sind angefüllt mit zahlreichen Erinnerungsstücken aus der Zeit der historischen Route 66.

Für ein Mittagessen lohnt sich ein Stopp im Cozy Dog Drive In in Springfield, wo man die legendären Corn Dogs probieren kann – Würstchen am Stiel in einem Mantel aus frittiertem Maismehlteig.  Ebenfalls sehenswert sind die beiden “Springfield Boys”, die Abraham Lincoln Rail Splitter Statue, die einen jungen Abe Lincoln zeigt und ein weiterer Muffler Man, der Lauterbach Tire Man mit seiner Flagge.

Weltgrößte Ketchup-Flasche

Fahrzteuglegende auf der Old chain of rocks Bridge. (Foto Illinois Office of Tourism)

Tag drei führt unter anderem in das Ariston Cafe in Litchfield, das berühmt ist für die frittierten Artischockenherzen. Und während man auf das Essen wartet, lohnt es sich, einen Blick in das Gästebuch zu werfen, in dem sich Besucher aus aller Welt verewigt haben.

In Livingstone sollte man einen Stopp in der Pink Elephant Antique Mall einplanen. In dem ehemaligen historischen Schulhaus kann man jede Menge Vintage Kleidung und Möbel erstehen. Lecker wird es in der Weezy’s Route 66 Bar and Grill in Hamel, wo man die besten Schweinekoteletts bekommt. Und in Collinsville sollte man sich die weltgrößte Ketchup Flasche anschauen, in der sich eigentlich ein Wasserturm verbirgt – ein erstklassiges Beispiel für typischen „American Roadside Kitsch“.

Das klassische Amerika auf 484 Kilometern

In der Hall of Fame finden sich zahlreiche chromblitzende Oldtimer. (Foto Illinois Office of Tourism)

Ein ganz neuer Ansatz, die Route 66 zu bereisen, ist der „Art-is-an“ Routenvorschlag, der das „Illinois Made“ Programm aufgreift und Reisende entlang der Route 66 zu verschiedenen lokalen Unternehmen in Illinois führt – die perfekte Kombination aus Nostalgie und jungem, frischen Unternehmergeist. Zu den „Makern“ entlang der Strecke gehören unter anderem Obed & Isaac’s Micro Brewery and Eatery in Peoria, Dell Rhea’s Chicken Basket in Willowbrook, Funks Grove Pure Maple Sirup in Shirley oder Doc’s Soda Fountain in Girard.

Egal, ob man die nostalgischen Strecke wählt oder die „moderne“ Variante auf den Spuren der Illinois Maker, die Route 66 ist der perfekte Weg das klassische Amerika zu erleben und zu entdecken. Weitere Informationen unter www.enjoyillinois.de.

Fragglos eine der schönsten Routen in den USA bildet nach wie vor die Route 66. (Foto Jason Lindsey )