
Zu den landetypischen Speisen in Island gehört Svið, ein Schafskopf, der zunächst geräuchert und dann gekocht wird. Neben den zarten Bäckchen gelten vor allem die Schafsaugen als besondere Delikatesse. Hier heißt es also nicht (unbedingt), das Auge ist mit, sondern das Auge wird mit gegessen – was zugegebenermaßen doch einiges an Überwindung erfordert. Gleiches gilt für Hrútspungar, in Molke eingelegte und gesäuerte Widderhoden.
Kaum weniger gewöhnungsbedürftig ist Hákarl. Dahinter verbirgt sich fermentiertes Fleisch des Grönlandhais. Ein gummiartiger Snack, der für den verwöhnten mitteleuropäischen Gaumen so riecht, wie er schmeckt: einfach grauenhaft. Und der Grund ist einfach: Aus Ermangelung einer Niere lagert der Hai – wie alle Plattenkiemer – Harnstoff in seinem Fleisch ein. Ist der Fisch an Land gezogen, wird er daher in durchlässigen Holzkisten gelagert, um den beißenden und stechenden Ammoniakgeruch entweichen zu lassen.

Nicht von ungefähr wird in Island zum weißen Fleisch des Hákarl in der Regel ein Gläschen Brennvín gereicht. Ein starker Kartoffel-Schnaps mit Kümmel-Aroma und einem Alkoholgehalt zwischen 37 und 40 Prozent. Ein „Verteiler“ ohne den die Hai-Delikatesse wohl komplett ungenießbar wäre.
Und doch schwören die Isländer auf den ungewöhnlichen Leckerbissen, der verdauungsfördernd sein soll. Bei manchem, der Hákarl zum ersten Mal kostet, sogar so sehr, dass der Weg durch den Magen- und Darmtrakt eingespart wird und alles wieder dort rauskommt, wo es rein gekommen ist.

Auch sonst findet sich auf Speisekarten in Island so manches, dass der Mitteleuropäer nicht kennt – und oft auch nicht probieren möchte. Der Bogen spannt sich vom Walfleisch bis hin zum Papageitaucher.
Großer Beliebtheit erfreut sich das Laufabrauð, eine Art Fladenbrot, das in heißem Fett gebacken wird. Als überaus schmackhaft erweist sich auch das Geysir-Brot, das im Cowshed-Café des Vogjafjos über geothermaler Hitze gebacken wird.

Fast schon ein Muss ist ein Abstecher zur Baejarins beztu pylsur. Der unscheinbare Schnellimbiss in Reykjavík gilt als die beste Hot-Dog-Schmiede des Landes. James Hetfield, Frontmann der Heavy Metal Band Metallica, hat hier medienwirksam gespeist.
Und auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat sich hier ein Würstchen im Brötchen schmecken lassen und damit einen bis heute ungebrochenen Run auf die Imbissbude unweit des Hafens ausgelöst.
Wobei das amerikanische Staatsoberhaupt sogar noch einen eigenen Trend startete. Denn er orderte das traditionell aus einer Mischung aus Schweine-, Rind- und Lammfleisch hergestellte Würstchen nicht wie üblich mit gerösteten Zwiebeln, Ketchup, Senf und Remoulade, sondern schlicht mit Senf. Noch heute lässt sich die Variante hier als „Clinton“ ordern.
Buchtipp
Ulrike Katrin Peters und Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Isländer! (ISBN 978-3-86686-808-3). Erhältlich ist der Titel für 7,90 Euro im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag.

Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.