
Frei nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“ hat die walisische Regierung das Jahr 2023 unter das Thema „Year of Trails – Jahr der Wege“ gestellt. Und was würde sich dafür besser anbieten, als das Land im Westen Großbritanniens zu Fuß auf alten und wiederentdeckten Pilgerrouten neu zu erkunden? Insgesamt warten in ganz Wales mehr als 2.500 Kilometer Pilgerwege auf Wanderfreudige. Die Routen reichen von leichten Tagesetappen über mehrtägige Touren, wie auf dem Anglesey Pilgrimage von Caernarfon nach Holyhead (128 Kilometer), bis hin zum Welsh Cistercian Way, einer Pilgerroute auf den Spuren der Zisterzienser, die als Rundweg auf über 1.080 Kilometern durch das gesamte Land führt.
Die Pilgerwege führen vorbei an prähistorischen Steinkreisen, jahrhundertealten Steinkreuzen, Kirchen und Kathedralen, heiligen Quellen, Brunnen oder durch alte Wälder und zu Wallfahrtsorten – der berühmteste: St. Davids Cathedral und Bishop’s Palace in Pembrokeshire, benannt nach dem Heiligen David, dem Schutzpatron von Wales. Er war im frühen 6. Jahrhundert einer der Pioniere der Christianisierung. 1120 hatte ihn Papst Calixtus II. heiliggesprochen und zwei Pilgerreisen nach St. David’s einer Wallfahrt nach Rom gleichgesetzt.
Das walisische Lourdes

Weniger bekannt sind Orte wie Holywell, das walisische Lourdes. Die Heilkräfte der Quelle St. Winefride’s Well nutzten schon die Römer, später pilgerte König Heinrich V. im Jahr 1416 hierher und Margaret Beaufort, Mutter König Heinrichs VII., stiftete 1490 die Pilgerkapelle. Oder der St. Illtyd’s Way, der im Süden entlang der eindrucksvollen Glamorgan Heritage Coast verläuft (123 km). Er startet im idyllischen Küstendorf Llantwit Major, in dem der Heilige Illtyd im 6. Jh. eine Missionsschule gründete, die als frühestes Bildungszentrum Großbritanniens gilt.
Ein neuer, wiederentdeckter Weg ist der Penrhys Pilgrimage Way. Er führt von der walisischen Hauptstadt Cardiff ins 34 Kilometer entfernte Penrhys im Rhodda Valley. Dieser alte Pilgerweg ist seit 2022 wieder begehbar, dank der Initiative einer lokalen Wohltätigkeitsorganisation, die sich des Projektes annahm, den historischen Pilgerpfad wiederherzustellen. Mit Hilfe von Historikern kartierten Freiwillige die Route, befestigten Wege, beseitigten Hindernisse und stellten Wegweiser auf. Unterteilt in sechs Abschnitte, haben Wanderer an verschiedenen Stellen auch Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln.
Cardiff als Startpunkt

Die Route startet an der Westpforte der Llandaff Cathedral in Cardiff und führt durch wechselnde Landschaften zu einer der wichtigsten Pilgerstätten für Gläubige im Wales des 15. Jahrhunderts: Der Statue der Jungfrau Maria mit Kind, „Our Lady of Penrhys“, die auf einem Hügel mit Blick über die Täler von Südwales wacht. 1538 wurde die ursprüngliche Statue auf Befehl von Thomas Cromwell während der Reformation in London verbrannt, das heutige Standbild stammt aus dem Jahr 1953.
Ein besonderes Highlight ist Bardsey Island: Schon vor Jahrhunderten folgten Pilger von Caernarfon aus der Küste der Halbinsel Llŷn bis ins Fischerdorf Aberdaron, um nach Ynys Enlli überzusetzen. Drei Wallfahrten nach Bardsey zählten so viel wie zwei nach St. David’s oder eine nach Rom. Jahrhundertelang war das kleine Eiland Zufluchtsort verfolgter Mönche und Grabstätte von Bischöfen und Gläubigen, weshalb Bardsey den Beinamen „Insel der 20.000 Heiligen“ trägt. Heute können Reisende auf der Insel in hübschen Cottages nächtigen, den Trubel des Alltags hinter sich lassen und sich auf das Wesentliche konzentrieren – eines der Ziele der Pilgerbewegung und ganz nach der Maxime von St. David und Wales: „Do the little things“ – denn auf die kleinen Dinge im Leben kommt es an. Weitere Informationen unter www.visitwales.com/de.
Buch- und Geschenktipp für Outdoor- und Abenteuerfans: How to shit in the woods
Shit happens – im echten Leben und auch in freier Wildbahn daher die Frage How to shit in the woods? Und früher oder später wird jeder Outdoorer erkennen, dass es weit komplizierter sein kann als vermutet, sein kleines oder großes Geschäft an der frischen Luft zu erledigen. Dieser Ratgeber nähert sich dem Thema mit viel Humor und ohne Berührungsängste. Kurze Ausflüge zur Toilettenkultur in verschiedenen Ländern leiten unterhaltsam zum eigentlichen Thema des Buches über: praxistauglichen Tipps zur Verrichtung des Geschäfts in freier Wildbahn. Erhöht wird der Nutzwert des handlichen und trotz allen Humors ernst gemeinten Ratgebers durch zahlreiche Produkttipps für praktische Hilfsmittel – vom Klappspaten bis zur faltbaren Papptoilette. Auch der perfekte Geschenktipp …
Pressestimmen
„Das handliche Buch hält neben allerlei Historischem und Kuriosem vor allem Unmengen an Tipps rund ums Defäkieren und Urinieren außerhalb des geschützten Rahmens der heimischen Toilette bereit – eine echte Leseempfehlung für alle, die tiefer ins Thema einsteigen wollen“, urteilte die Saarbrücker Zeitung„Der ultimative Klo-Ratgeber für Natur-Liebhaber“, befand die Hamburger Morgenpost. „How to shit in the woods (…) erklärt auf 96 Seiten viel Einleuchtendes zur Theorie des Sich-Erleichterns“, schrieb Die ZEIT; „eine gleichermaßen nützliche wie vergnügliche Lektüre“ lautete das Fazit der Wanderlust und „allerhand Tipps für das dringende Bedürfnis in der Wildnis“, wertete die Bild-Zeitung.
Karsten-Thilo Raab berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen gemacht als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführer sowie Bildbänden.
Erhältlich ist How to shit in the woods (ISBN: 978-3-86686-824-3, 7. Auflage) von Karsten-Thilo Raab und Ulrike Peters für 9,90 Euro im Buchhandel oder online bei allen gängigen Versandbuchhändlern wie www.conrad-stein-verlag.de

Mortimer
Seit dem Jahr 2011 berichtet das Mortimer Reisemagazin tagtäglich in Wort, Bild und teilweise mit Videos aus der Welt des Reisens. Mehr als 8.000 Beiträge über Destinationen aus allen Teilen der Erde stehen für Interessierte mittlerweile kostenfei bereit.