Iglesia Maradoniana – die argentinische Fußballreligion der Maradona-Jünger

Genoss als Spieler und Trainer derart Kultstatus, dass nach ihm sogra eine Relegion benannt wurde: Der Argentinier Diego Armando Maradona. (Foto: Neogeolegend)
Genoss als Spieler und Trainer derart Kultstatus, dass nach ihm sogra eine Relegion benannt wurde: Der Argentinier Diego Armando Maradona. (Foto: Neogeolegend)

Fußballer, zumindest die aus dem Profibereich, werden von ihren Fans nicht selten vergöttert. Die Tempel, in denen den Fußballgöttern gehuldigt wird, nennen sich Stadion. Gleichwohl sind die meisten hoch dotierten Kicker einigermaßen geerdet, halten sich zumindest nicht offiziell für Gottheiten. Der frühere argentinische Nationalspieler Diego Armando Maradona hingegen war schon zu aktiven Zeiten aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Am 22. Juni 1986 bei der Weltmeisterschaft in Mexiko hatte Maradona im Viertelfinale gegen England sein wohl berühmtestes Tor nicht mit dem Kopf, sondern mit der, wie er selber sagte, „Hand Gottes“ erzielt und somit den Weg zum späteren Titelgewinn der Argentinier bereitet.

In Anlehnung an den südamerikanischen Volkshelden gründeten am 30. Oktober 1998 die beiden Fußballfans Hernán Amez und Héctor Campomarin in Rosario die Maradona-Kirche, die Iglesia Maradoniana. Beiname der Religion, der 40.000 Gläubige angehören sollen, ist „La Mano de D10S“ („die Hand Gottes“). Ihre „Gläubigen“ bezeichnen Maradona als Gott, als „D10S“. Wobei das spanische Wort Dios für Gott und die 10 für die Rückennummer, die Maradona jahrelang trug, stehen. Und wie es sich für eine eigenständige Religion gebührt, hat die Iglesia Maradoniana eine ureigene Zeitrechnung. Diese beginnt nicht mit der Geburt von Jesus Christus, sondern mit dem Tag im Jahre 1960, als Diego Armando Maradona das Licht der Welt erblickte. Daher ist 2013 nach dem Iglesia Maradoniana Kalender das Jahr 53 DD. Wobei DD nicht den Brustumfang des inzwischen überaus beleibten Kickers beschreibt, sondern für „Después de Diego“ steht, was „nach Diego“ bedeutet.

Höchster Feiertag der Iglesia Maradoniana ist der 30. Oktober, der Geburtstag von Diego Armando Maradona. Daneben gibt es das „maradonianische Osterfest“ am 22. Juni im Gedenken an das legendäre Spiel der argentinischen Nationalmannschaft gegen die Engländer bei der WM in Mexiko. Als Heilige Schrift gilt die Autobiografie Maradonas, als Reliquien gelten seine Trikots. Und auch ein eigenes Gebet, das „Diego unser“ fehlt nicht.

Thekenbrust-CoverWörtlich heißt es dort: „Diego unser, der Du bist auf dem Fußballplatz, geheiligt sei deine linke Hand, die uns deinen Zauber bringt. An deine Tore sollen im Himmel erinnert werden, wie auf Erden. Gib uns jeden Tag etwas Zauber, vergib den Engländern, so wie wir der neapolitanischen Mafia vergeben haben. Lass dich nicht im Abseits erwischen und erlöse uns von Havelange und Pelé.“

Geschlossen wird das Gebet übrigens nicht mit einem „Amen“, sondern mit einem „Diego“. Ein Kult, von dem andere Fußballgötter wohl noch nicht einmal zu träumen wagen. Vielleicht sollte sie beim Spiel einfach öfter mal die Hand anlegen. An den Ball wohl gemerkt, nicht an den Körper.

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