Hoch im Norden: Unterwegs am Ellenbogen

Eine der wenigen Landmarken am Ellenbogen: das Leuchtfeuer List-Ost. (Foto Holger Widera)
Eine der wenigen Landmarken am Ellenbogen: das Leuchtfeuer List-Ost. (Foto Holger Widera)

Wer das Mauthäuschen am Ellenbogen passiert, betritt ein wildes Stück Sylt. Mit großen Dünenfeldern, ein bisschen Heide mittendrin, freilaufenden Schafen, naturbelassenen Stränden und Meer an fast allen Ecken. Der Ellenbogen, der wegen seiner Form so heißt, sieht aus wie ein angewinkelter Arm, ist das nördlichste Stück Deutschlands und befindet sich in Privatbesitz. Vor mehr als einem halben Jahrtausend haben die Vorfahren der heutigen Besitzer den Ellenbogen als Lehen vom dänischen König erhalten. Viel anders sah es im 15. Jahrhundert wohl auch nicht aus: nahezu unbesiedelt, verwunschen und urwüchsig, weit und wild.

Der Ellenbogen ist eine langgestreckte Halbinsel und Naturschutzgebiet – deswegen gilt: auf den Wegen bleiben und Hunde an die Leine! Vom Mauthäuschen, an dem nur Autofahrer zur Kasse gebeten werden, führt die Straße weiter in die Einsamkeit. Nur wenige Kilometer ist die Straße lang, doch an Schönheit und Einzigartigkeit kaum zu überbieten. Schafe passieren die schmale Straße und trotten langsam Richtung Königshafen. Wenn der Wind gut steht, zieht es auch Kitesurfer in diese Bucht. Hier finden sie ideale Bedingungen, müssen sich aber sehr genau an ihr abgegrenztes Revier halten, um die brütenden Vögel nicht zu stören, die sich hinten auf der Schutzinsel Uthörn sonnen.

Tierische Begegnungen sind auf den einsamen Wegen durch die Halbinsel nicht ausgeschlossen. (Foto Michael Reidinger)
Tierische Begegnungen sind auf den einsamen Wegen durch die Halbinsel nicht ausgeschlossen. (Foto Michael Reidinger)

Zwei Leuchtfeuer halten auf dem Ellenbogen Wacht über eine nordische Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Das Gras wogt und scheint über die Dünenzüge zu fließen und Wolken segeln über den hohen Himmel. Das Leuchtfeuer von List Ost strahlt in der Sonne und weist den Weg auch für die Wanderer; in der Nähe ist ein Durchgang zum Meer. Unten rauscht die Brandung und wer sich durchpusten lassen möchte, ist hier genau richtig – viel Wind, viel Weite, wohltuende Einsamkeit.

Der Weg am Strand führt um die Ostspitze herum. Unterwegs informieren Tafeln über den Ursprung der Landschaft. Der Ellenbogen entstand bei einer großen Sturmflut, der ersten „Großen Mandränke“, im 14. Jahrhundert, als die Nordsee das Land gründlich veränderte. Noch heute ist das Meer hier besonders gefährlich und Baden ist aus gutem Grund verboten.

An der schmalsten Stelle des Ellenbogens – nur gute 300 Meter breit – kann man die Halbinsel queren und wieder an die offene See marschieren. Die nebelnasse Luft schmeckt salzig nach der See. Und mitten im Nirgendwo taucht plötzlich ein kleines Schild am Dünenrand auf: 55 Grad Nord 3 Minuten und ein paar Sekunden, die nördlichste Landstelle Deutschlands. Ganz oben angekommen – und das nicht nur in geografischer Hinsicht.

Weitere Informationen zu Unterkünften auf dem Ellenbogen auf www.uethoern.de, zu Führungen durch „Lists wilde Westseite“ auf www.naturgewalten-sylt.de und rund um den Urlaub auf Deutschlands nördlichster Insel auf www.sylt.de.

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