Goldrausch in Victoria – von Glücksrittern und Riesennuggets

Sovereign_Hill_Ballarat, Foto Mike Lehmann

Stolze fünf Kilogramm wog der Goldklumpen, den ein Hobby-Goldsucher Anfang Januar im australischen Victoria aus der Erde grub. Es ist bereits der zweite spektakuläre Fund innerhalb weniger Wochen, den Glücksritter aus aller Welt in den kleinen Bundestaat blicken lassen. Nur wenige Fahrstunden von der Metropole Melbourne entfernt, erreichte der australische Goldrausch im 19. Jahrhundert hier seinen Höhepunkt. Noch heute zeugen verlassene intakte Minen, restaurierte Dörfer und Museen von der aufregenden Zeit.

Walhalla_Chronicle_StevageWalhalla, in einem abgeschiedenen Tal der Regenwälder von Gippsland gelegen, galt zum Ende des 19. Jahrhunderts als eines der Zentren des Goldrauschs. Bis zu 2.500 Menschen lebten hier von den Errungenschaften der Bergarbeiter, die immer tiefere Stollen in die Berge trieben. Doch das Glück war nicht von Dauer – nur kurz nach der Erschließung des Tals mit einer eigenen Eisenbahnroute kam der Goldfluss zum Erliegen und Walhalla wurde zur Geisterstadt. Heute, mehr als hundert Jahre später, glänzt das Städtchen mit liebevoll restaurierten Geschäften, Cafés und dem ehrwürdigen Walhalla Star Hotel. Auch die Eisenbahn fährt wieder – dank der nur zwölf Einwohner von Walhalla, die in privater Eigeninitiative ein Stück des Ruhmes zurück brachten. Neben der historischen Bahn, die vorbei an Schluchten und Wasserfällen durch den dichten Regenwald rattert, haben sie auch eine alte Mine für Touristen wieder instand gesetzt. Geführte Touren bringen die Besucher tief unter die Erde. Höhepunkt für die meisten ist jedoch der alte Friedhof, der sich aus Platzmangel im engen Tal an einen steilen Hang am Dorfrand presst. Kuriose Spukgeschichten ranken sich um die verwitterten Gräber. Diese gibt Michael Leaney vom Walhalla Star Hotel bei einer Kletterpartie durch das unwegsame Gelände zum Besten.

WalhallaVicCorner, Foto WikipediaNur eine Stunde Fahrtzeit von Melbourne entfernt erstrecken sich zwischen den Ortschaften Bendigo und Ballarat die Goldfields. Hier nahm im Jahr 1851 Australiens Goldgeschäft den Anfang. Die Städte wurden über Nacht Ziel für Glückritter aus aller Welt. Heute noch zeugen die prunkvollen, viktorianischen Gebäudefassaden entlang breiter Boulevards vom Reichtum der Gründerzeit. Im größten Freilichtmuseum Australiens Sovereign Hill macht der Besucher eine Zeitreise in die Mitte des 19. Jahrhundert: Kostümierte Dorfbewohner als Bäcker, Schmiede und Goldschürfer bevölkern die staubigen Straßen einer aufwendig rekonstruierten Goldgräberstätte. Abenteuerlicher geht es bei der Underground Adventure Tour zu: Ausgestattet mit Helm, Overall und Taschenlampe führt diese für zweieinhalb Stunden in der Deborah Gold Mine unter die Erde. Informationen zur Tour unter www.central-deborah.com.

Karsten-Thilo Raab

berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.