Gemma Kripperl schaun: Kripperlroas in Ebensee

Kripperlroas
Auf der Kripperlroas zu den Ebenseer Landschaftskrippen lassen sich wahre Kunstwerke entdecken. – Foto: Enric Boixadós

Noch bis 2. Februar 2024, dem Mariä Lichtmess oder auch dem „kleinen Weihnachten“, wie es im Volksmund genannt wird, findet im österreichischem Ebensee am Traunsee die Kripperlroas statt. Jedes Jahr ab 25. Dezember können Weihnachtskrippen im Museum Ebensee, in der Pfarrkirche und auch in Privathäusern besichtigt werden. Teilweise sind die Exponate bis zu 200 Jahre alt.

Seit jeher galt das Salzkammergut als Krippenlandschaft. So entwickelte sich im 19. Jahrhundert insbesondere in dem kleinen Ort ein neuer Krippentypus, die Ebenseer Landschaftskrippe. Zu dieser Zeit verstanden es talentierte Ortsbewohner – meist Holzknechte oder Salinenarbeiter – Krippenfiguren zu schnitzen. Diese Naturtalente nannten sich „Schnegerer“. Die oft zimmerfüllenden Krippen, die meist mehrere hundert Figuren umfassten und in denen die Ebenseer Krippenbauer ihre Heimat darstellten und mit lieb gewonnen Gestalten aus den Hirtenliedern bevölkerten, sind die typischen Ebenseer Krippen. Mit der Kripperlroas kann man eine Reise von Krippe zu Krippe unternehmen und die Weihnachtszeit in sich ausklingen lassen.

Wunsch erfüllt mit 50 plus

Auch das Jahr als Europas Kulturhauptstadt wird auf der Kripperlroas thematisiert. – Foto: Enric Boixadós

Franz Stüger freut sich über jeden Gast, der kommt, und seine Krippenlandschaft sehen will. Die Vorbereitungszeit für den Aufbau beginnt meist schon im September. „Wurzeln und Moos hole ich vom Berg“, sagt der Ebenseer. Er deutet auf Felsblöcke mit Versteinerungen inmitten einer wundervollen Fantasielandschaft und auf die unzähligen Figuren davor und dahinter. Die Krippenszene ist eingebettet in sattes Moosgrün.

„Gute drei Wochen brauche ich zum Aufbau. „Immer am Abend nach der Arbeit und an den Wochenenden bin ich stundenlang mit dem Gestalten beschäftigt. Ich achte darauf, dass die Szenerie jedes Jahr anders aussieht“, betont der gelernte Zimmermann. „Als Zwölfjähriger fuhr ich mal mit dem Zug zur Krippenschau in Bad Ischl. Diese eine Krippe mit riesigem Ausmaß – das wars! So etwas wollte ich auch haben. Jetzt bin ich 50  plus und habe mir meinen Wunsch von einst erfüllt!“

In den Fußstapfen des Vaters

Überaus faszinierend ist die Glöckler Kappe. – Foto: Enric Boixadós

Ganz in der Nähe und direkt am Fluss Traun liegt das Haus von Rosa Spiesberger. Ihr Sohn hat die Tradition des Krippenbauens vom verstorbenen Vater übernommen. „Das Panorama hat meine Tochter gemalt“, sagt die Witwe und deutet auf den Horizont. „Mein Sohn übernimmt den ganzen Aufbau, ich schaue nur nach, wie weit er schon ist“, schmunzelt sie.

Ebensee gehört, wie das gesamte Salzkammergut, 2024 zur europäischen Kulturhauptstadt. Der Salzort am Südufer des Traunsees hat sich neben dem „Kripperl schaun“ noch viel Ursprüngliches erhalten. Seine Lage zwischen dem Höllengebirge, dem Sonnstein, dem Erlakogel und dem Toten Gebirge ist ausgesprochen reizvoll. Die „Lamba“ nennen die Einheimischen den Platz seit jeher. Das fremdländisch klingende Wort kommt von der „Langbath“, also von jenem Seitenbach der Traun, der hier einen Schuttkegel aufgeschüttet hat.

Lange, bewegte Geschichte

Im Museum sind besondere Krippenlandschaften zu sehen. – Foto: Enric Boixadós

Funde belegen, dass in diesem Gebiet schon die Jäger der Steinzeit, die Bronzezeit-Menschen und später auch die Römer unterwegs waren. Die heutige Siedlung entstand erst nach der Gründung des Benediktinerklosters Traunkirchen um das Jahr 1020. 1447 erschien der Name „Langwat“ zum ersten Mal in einer Urkunde. Weil der Ort bis 1861 von Norden her nur per Boot erreichbar war, hat sich hier uraltes Brauchtum bis heute erhalten können.

Geschätzt wird, dass während des Zweiten Weltkrieges und in den Jahren danach viel mehr als hundert Krippen aus dem Salinenort weggekommen sind, sei es als Zwangsverkauf, um überleben zu können oder aus Gründen des „Modernseinwollens“. Auch das Verbot in der Nazi-Zeit, Krippenfiguren zu schnitzen, wegen angeblicher Verschwendung von Volkseigentum, nämlich dem Holz spielte diesbezüglich eine große Rolle. Viele Wohnungen, Häuser, Schulen und manchmal auch Kirchen wurden „gereinigt“. In den letzten Jahrzehnten jedoch erlebte die Krippe eine richtiggehende Renaissance. Zahlreiche Exponate werden aus den Kellern und von den Dachböden geholt und nach sehr langer Zeit wieder aufgestellt. Zu diesem neuen Stellenwert der Krippen haben zweifellos die Ausstellungen im Museum einen großen Beitrag geleistet.

Namen für Figuren und Figurengruppen

Kripperlroas
Viel Liebe zum Detail zeichnet die Krippenlandschaften aus. – Foto: Enric Boixadós

Da die Menschen sehr eng mit ihren Krippen zusammenlebten, sowohl räumlich als auch gedanklich, erhielten viele der aus Lindenholz geschnitzten Figuren und Figurengruppen Namen. Damit wurden sie in die Familie integriert. In der Ebenseer Landschaftskrippe ist die Zeit aufgehoben, denn es wird immer eine sommerliche Welt dargestellt. Das hat eine gewisse Bedeutung: Selbst die Natur kehrt sich um und „spielt verrückt“, weil eben Jesus Christus geboren ist, der Heiland der Welt, so die Aussage.

Die Krippe hat ein Hintergrundgemälde, die sogenannte „Hald“. An ihrem oberen Rand ist ein Efeukranz angebracht, in dem Singvögel aus Papier hineingesteckt sind. Die Ebenseer haben eine jahrhundertelange enge Verbindung zu den einheimischen Vögeln. Darüber hinaus symbolisieren diese Vögel die menschlichen Seelen, die, wenn sie fest an das Jesuskind glauben, in den Himmel hineinfliegen können.

Glöcklerlauf in der letzten Rauhnacht

Kripperlroas
Bis zum 2. Februar können die beeindruckenden Krippen und Krippengruppen bei der Kripperlroas noch bestaunt werden. – Foto: Enric Boixadós

Günter Neuhuber bezeichnet sich selbst als die „gute Seele des Museums“. „Die letzte Rauhnacht endet immer um Mitternacht am 5. Januar. Dann werden die Geister vertrieben.“ Der Vorabend zu den Heiligen Drei Königen gehört in Ebensee den Glöcklern. Der völlig abgedunkelte Ort wird erfüllt von den Klängen unzähliger Glocken, und an die 400 Glöckler laufen mit ihren schönen, von innen mit Kerzen erleuchteten Kappen, durch die Gassen und Straßen.

„Dieser seit der Mitte des 19. Jahrhunderts überlieferte Brauch hat folgenden Hintergrund: Die Saline wurde damals von Holz auf Kohlebefeuerung umgestellt“, erzählt Neuhuber. „Dadurch verloren rund 600 Holzknechte ihren Job. Als sie zu betteln anfingen, sagte man ihnen, sie müssten etwas bieten. So entstanden die unterschiedlichsten Kappen, erleuchtet durch Kerzen, die noch heute beim Glöcklerlauf durch den Ort getragen werden.“

Informationen zur Krippenausstellung: www.museumebensee.at. Zu sehen sind die Krippen bis zum 2. Februar 2024 täglich von13 bis 17 Uhr.

Sich entspannt betten

Die Suiten im Hotel Zum goldenen Hirschen wissen in punkto Platzangebot und Ausstattung zu begeistern. – Foto: Christoph Heinzel

Das Hotel Zum goldenen Hirschen gibt es seit dem Jahr 1624. Erst vor kurzem wurde es renoviert und in ein feines Boutiquehotel verwandelt. Nicht nur kunstaffine Reisende fühlen sich hier wohl, die gesamte Region Salzkammergut ist 2024 Kulturhauptstadt Europas. Und damit wird auch das 400-jährige Bestehen des Hotels gefeiert. Mitten in Gmunden gelegen hat das Hotel 21 individuelle Zimmer, einen großzügigen Spa-Bereich mit Fitnessraum, Sauna, Ruhebetten und Dachterrasse. Im Hotel selbst und in den Suiten gibt es die passende Kombi aus Vintage, Gmunder Keramik, Moderne und Antiquitäten.