Eingleisiges Markttreiben in Mae Klong

Zentimeter für Zentimeter schiebt sich der Zug durch die Marktgasse von Mae Klong. – Foto Susanne Timmann

„Tuuut, tuuuuut, macht mal Platz für mich!“, scheint der Lokomotivführer, mit seinem energisch klingenden Signalton den vielen Menschen im Markt im thailändischen Mae Klong entgegen schreien zu wollen. Doch das irritiert die geschäftigen Besucher des bunten Marktes, die eifrig ihren täglichen inkäufen direkt über den Eisenbahnschienen nachgehen, überhaupt gar nicht. Soweit der Blick reicht, reiht sich ein mit einfachen Stoffbahnen gebasteltes Sonnensegel an das nächste. Nur so können die erntefrischen und wärmeempfindlichen Waren vor den zunehmend heißen Sonnenstrahlen geschützt werden. Trotz Hitzeschutz beschleunigen Marktbesucher mit empfindlichen Nasen ihre Schritte an den Ständen mit getrocknetem Fisch oder anderen Meeresbewohnern, die auch von den lächelnden Händlern feilgeboten werden. Sicherlich haben sich diese längst an den penetranten Geruch gewöhnt.

Ein weiteres, nun deutlich bedrohlicheres Tuten schallt durch die schmale Marktgasse. Von einer Sekunde auf die andere scheinen plötzlich alle aufgewacht zu sein. In einem rasanten Tempo werden die bunten Sonnensegel in Richtung der Häuserwände hochgeklappt. Die Kisten mit frischem, saftigem Gemüse werden zentimetergenau von den Schienen weggeschoben. Bottiche mit noch lebenden, kleinen, fast schwarzen Fischen verschwinden ebenfalls aus dem Gleisbett. Und das ist auch gut so.

Im gemächlichen Tempo rattert der Zug

In der Mittagshitze warten auf die Händler auf die kurze Unterbrechung. – Foto: Susanne Timmann

Wie ein friedliches, gelbrotes Monster erscheint langsam das mächtige Schienenross. Auf den Gesichtern der Touristen, die sich das Spektakel zum ersten Mal live ansehen, zeichnet sich etwas Ratlosigkeit ab. Mit so wenig Platz zum Stehen hat keiner gerechnet. Der Zug sucht sich seinen engen Weg durch das Markt-Getümmel und der eine oder andere zieht automatisch sein Bäuchlein ein, wenn die Eisenbahn laut schnaufend ihren Standort erreicht. Amüsiert blicken die Fahrgäste im Zug auf die Betrachter außerhalb. Quasi Auge in Auge, eng beieinander.

Der Zug bahnt sich vorsichtig seinen Weg durch den Markt. – Foto: Susanne Timmann

Bis zu viermal pro Tag wiederholt sich das wilde Spektakel im kleinen und beschaulichen Städtchen Mae Klong rund 80 Kilometer südwestlich der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Unter Touristen ist der auch als “Railway Market” bekannte Markt in Thailand eine der beliebtesten und auch verrücktesten Sehenswürdigkeiten.

Jahrhunderte alter Marktplatz „Rom Hup“

Jeder Zentimeter auf den Schienen wird genutzt. – Foto: Susanne Timmann

Es stellt sich automatisch die Frage, wer war zuerst da? Die einheimischen Händler, mit ihrem vielfältigen Angebot oder die Eisenbahn, die durch die enge Straße brummt? Schon lange, vor über 100 Jahren, fand an dieser Stelle in Mae Klong täglich der Rom Hup Markt statt. Dann sollte die Eisenbahnstrecke gebaut werden. So mussten sich die Händler entscheiden: wollen sie gehen und sich einen neuen Platz für ihren traditionellen Markt suchen, oder wollen sie an ihrem vertrauten Platz bleiben? Die Entscheidung viel glücklicherweise auf das Bleiben. Die thailändische Eisenbahngesellschaft arrangierte sich mit den Händlern und so hat die fast schon liebevolle Symbiose die Jahrzehnte überdauert.

Frische Fische runden das vielfältige Angebot ab. – Foto: Susanne Timmann

Fast noch schneller als der Abbau des Marktes wird der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt. Kaum entschwindet das letzte Wagenrad des eisernen, freundlichen Monsters, werden die Schienen wieder als Regal, Tischchen und Ablage benutzt. Und alles sieht aus, als wäre nichts gewesen. Die Fischverkäuferin Mayari putzt weiter die Fische und grinst freundlich ihre Stammkunden an, die bei ihr fast täglich die frischen Fische, oder auch die einheimischen Kräuter wie Zitronengras, Koriander und Galant zum Kochen einkaufen.

Noch immer zauberhafte Fotomotive

Die schwimmenden Märkte wie Damnoen Saduak sind viel fotografiert. – Foto: Susanne Timmann

Welch spritziges Vergnügen! Was wäre ein Thailand-Besuch ohne eine manchmal feucht fröhliche Fahrt mit einem Longtail-Boot? Ein ganz besonders spannendes und explizit lohnendes Ziel ist der circa 100 Kilometer von Bangkok entfernte Damnoen Saduak Markt, der berühmteste Schwimmende Markt im alten Königreich Siam. Schon allein die Anfahrt durch die Khlongs, die viel genutzten künstlichen Wasserstraßen, eröffnet wunderbare Einblicke in das dörfliche Leben der Einheimischen. Vorbei an einfachen, aber doch sehr gepflegten Holzhäuser führt die Wasserstraße mal geradeaus, dann um die nächste Ecke, in der sich wieder exotische Blickfänge erhaschen lassen.

Schon die Anfahrt zum Schwimmendem Markt ist ein Abenteuer. – Foto: Susanne Timmann

Das Longtail-Boot-Getümmel nimmt zu und nach der letzten Kurve erreicht das knatternde Gefährt den Schwimmenden Markt. Frühaufsteher sind hier klar im Vorteil. Schon ab sechs Uhr morgens richten die meist Thai-Frauen ihre winzigen, schaukelnden Holzboote mit tagesfrischem Gemüse, Obst und wohlriechenden Kräuter aller Art her. Die appetitlichen Waren werden liebevoll aufgetürmt und oft bleibt nur wenig Platz zum Sitzen. Noch spektakulärer sind die schwimmenden Garküchen, auf den die unterschiedlichsten Gerichte wie Pad Thai, Mango Sticky Rice und noch vieles mehr frisch auf einem kleinen Gaskocher mit Wok-Pfanne gebrutzelt werden. Wer kann bei diesen verführerischen Gerüchen schon widerstehen und kauft sich für ein paar Baht, die Währung Thailands, die eine oder andere Leckerei?

Einkaufserlebnis der exotischen Art

Schmackhafte Leckereien sind überall zu finden. – Foto: Susanne Timmann

Steigt die Sonne höher und suchen sich die Sonnenstrahlen ihren Weg auf den Fluss, wird es tropisch heiß. Die Händlerinnen in ihren traditionellen bunten Kleidern sind aber gut gewappnet. Die riesigen Sonnenhüte, die zur obligatorischen Kleidung gehören, sitzen nicht eng und unangenehm direkt auf dem Kopf. Dank eines leichten Gerüsts aus meist Bambus schweben diese geradezu über den Häuptern. Selbstverständlich können die berühmten Hüte auch als Andenken käuflich erworben werden.

Alles wird frisch zubereitet. – Foto: Susanne Timmann

Für ein paar weitere Baht kann der Markt per Holzboot paddelnd vom Wasser aus erkundet werden. Optimal ist es hier, wenn einem ein Guide zum Aushandeln des Preises zur Verfügung steht. Dann kostet der Spaß 300 Baht, was in etwa acht Euro entspricht. Vorbei geht die Tour an bunten Ständen direkt am Wasserufer. Wer etwas Schönes entdeckt hat, für das sich ein Verhandeln lohnt, gibt dem Bootsführer einfach ein kurzes Handzeichen und die Fahrt wird spontan unterbrochen. Schöner kann das Einkaufen in Thailand wohl kaum sein.

Wissenswertes in Kurzform

Angekommen am Flughafen in Bangkok eröffnen sich Ausflugsziele ohne Ende. – Foto: Susanne Timmann

Anreise: Flüge von Deutschland nach Bangkok bietet unter anderen Thai Airways. Wer mag, bucht auch den Weitertransport vorab über 12Go Asia. Hier werden verschiedenste Transportmöglichkeiten für jeden Geldbeutel angeboten.

Aktuell 2022: Aufgrund der weltweiten Situation ist es insgesamt in Thailand touristisch noch sehr angenehm ruhig.

Ausflüge: Touren zu beiden Märkten, den Eisenbahnmarkt in Mae Klong und den Schwimmenden Markt Damnoen Saduak, werden überall von Bangkok aus angeboten. Auch rund um die berühmte Khao San Road. Hier lohnt es sich, die Angebote zu vergleichen und genau nachzufragen, was im Paket inkludiert ist.