Der große Name weckt Erwartungen. Und die Optik des prachtvollen Eingangs- und Restaurantbereichs gemahnt an die Bäderkultur und -architektur in den klassischen Kurorten in Böhmen und Polen. Dennoch wird das Grand Hotel & Centre Thermal in Yverdon-les-Bains im Schweizer Kanton Waadt diesem Anspruch trotz seiner vier Sterne nur bedingt gerecht. Das mag daran liegen, dass die stilvolle Optik des Hotels durch einen eher nüchternen, viergeschossigen Anbau, in dem sich die insgesamt 116 Zimmer befinden, gestört wird.
Die Zimmer sind großzügig und geräumig geschnitten, verfügen allesamt über einen eigenen Balkon. Die Ausstattung der hellen Räume ist modern, aber durchaus nüchtern. Kein Bild verziert die Wände. Einzige Farbtupfer sind neben dem roten Teppich eine rote Wand hinter dem Bett sowie rot-beige Verdunklungsvorhänge. Beige Sessel mit Beistelltisch, ein langgezogener Schreibtisch mit integrierter Minibar sowie ein üppig bemessener Kleiderschrank ergänzen das Interior.
Das Bad ist ganz in Weiß gehalten und verfügt über eine Wanne mit wenig zeitgemäßem Duschvorhang. Überhaupt ist die Ausstattung des penibel sauberen Bades nicht sonderlich hochwertig. So ist beispielsweise das Waschbecken aus Plastik. Zu den Annehmlichkeiten gehören die bereitgelegten Bademäntel und -schlappen.
Hauptpfund, mit dem das Grand Hotel wuchern kann sind die angeschlossenen Thermen mit ihrem schwefelhaltigen Thermalwasser. Das 29 Grad Celsius warme Wasser lindert nachweislich Gelenk-, Atemwegs- und Magenbeschwerden und fördert das allgemeine Wohlbefinden. Verschiedene Pools mit Massagedüsen, kleine Wasserfälle und Jacuzzis sorgen im Innen- und Außenbereich für wohlige Entspannung.
Auch hier muss angemerkt werden, dass die Badelandschaft durchaus hier und da ein Facelifting vertragen könnte. Abgerundet wird das Angebot durch verschiedene Anwendungen und Therapien sowie einen ebenfalls äußerst großzügig ausgestatteten Fitnessbereich und den hoteleigenen Pool.
Nach dem Bade- und Wellness-Vergnügen ist ein Besuch des hoteleigenen Restaurants durchaus empfehlenswert. Das „La Rotonde“ knüpft optisch an die eingangs erwähnte Bäderkultur und -architektur an. Der große Speisesaal, der auch als Frühstücksraum genutzt wird, erinnert ob seiner Größe, der hohen, mit Stuck verzierten Decken und Fenster sowie der riesigen Lüster an einen Ballsaal.
Die kleine, aber feine Speisekarte hält je fünf Vor- und Hauptspeisen sowie Dessert bereit. Neben fangfrischem Seelachs und Zander werden Rinder-Entrecote mit Pfifferlingen, Polenta und Auberginen-Kavier oder eine kandierte Lammschulter mit Gartengemüse und Agria-Gnocchi als Hauptspeise kredenzt. Als vegetarische Variante kommt mit der Fregola Sarda ein Art Risotto auf den Tisch. Nach dem Dinner lässt sich im Barbereich der Rotunde noch gemütlich ein Absacker genießen.
Das Grand Hotel selber liegt rund 15 Gehminuten vom Stadtzentrum und des Neuenburgersees, dem Lac de Neuchâtel, entfernt in einem kleinen, bewaldeten Park am Fuße des Jura und lädt zu Ausflügen ins nahe gelegene Vallée de Joux oder nach Romainmôtier-Envy mit seinen verträumten Gassen, Blumen berankten Häusern und der mehr als 1.000 Jahre alten Abteikirche ein.
Informationen: Hotel Grand Hôtel et Centre Thermal d’Yverdon-les-Bains, Avenue des Bains 22, 1400 Yverdon-les-Bains, Schweiz, Tel. 0041-(0)24-4246464, www.bainsyverdon.ch/de.
Preise: Ab 157 Schweizer Franken (etwa 146 Euro) pro Nacht
Bewertung des Mortimer Reisemagazins
In jeder Kategorie werden maximal fünf Sterne vergeben:
- Lage ∗∗∗
- Ausstattung ∗∗∗
- Sauberkeit ∗∗∗∗
- Essen & Trinken ∗∗∗∗
- Service ∗∗∗
Fazit: Das Grand Hotel in Yverdon-les-Bains ist ein ordentliches Mittelklassehaus mit guten Bademöglichkeiten, aber mit vier Sternen überbewertet.
Karsten-Thilo Raab
berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten für eine Vielzahl von Zeitungen und Magazinen über Reiseziele weltweit. Zudem hat er sich einen Namen als Autor von mehr als 120 Reise-, Wander- und Radführern sowie Bildbänden gemacht.