Caldera de Taburiente – vulkanisch monumental

Taburiente
Die Aussicht entlang des Wanderpfades im Nationalpark Caldera de Taburiente ist grandios. – Foto: Cornelia Lohs

Im Herzen der Kanareninsel La Palma liegt ein einzigartiges Stück Land: Die Caldera de Taburiente. Das Naturwunder entstand vor mehreren hunderttausend Jahren nach einem Vulkanausbruch, ist einer der weltweit größten Erosionskrater, Wanderparadies und Eldorado für Sternengucker.

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Eine Naturschönheit auf La Palma: Der Nationalpark Caldera de Taburiente. – Foto: Cornelia Lohs

Der schmale, gewundene Pfad entlang des Kraterrands verläuft in ständigem Auf und Ab, über Stein und Geröll, vorbei an steil abfallenden Felswänden, tiefen Schluchten und bizarren, von Lavaströmen und Erosion geschaffenen Gesteinsformationen.

Bizarre Felsformationen

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Manche Felsen erinnern an Teile einer Burgruine. – Foto: Cornelia Lohs

Mit jedem Höhenmeter wird das Panorama überwältigender und der Schritt langsamer, denn man kann sich kaum sattsehen an der atemberaubenden Naturkulisse ringsum: Felsen in allen Formen und Schattierungen, mit Kanarischen Kiefern bewachsene Hänge und die alpine Blüte, die in voller Pracht steht – Zwergginster, Palma-Veilchen und der bis zu 2,5 Meter hohe Rosa Natternkopf mit seinen unzähligen Blüten. Der Himmel leuchtet in tiefem Dunkelblau, die Luft ist kristallklar, im Westen glitzert der Atlantik. Eine Graja, die auf La Palma beheimatete rotschnabelige Alpenkrähe, zieht ihre Kreise über der Caldera, zwei Eidechsen sonnen sich auf einem Felsen.

Der Rosa Natternkopf ist ein beeindruckender pflanzlicher Leuchtturm. – Foto: Cornelia Lohs

Immer wieder gibt es an einigen Stellen Gelegenheit, einen Blick in den Talkessel in schwindelerregender Tiefe zu werfen – ein aufgerissener Schlund gigantischen Ausmaßes. Jetzt bloß keinen Schritt zu nah an die Abbruchkante, ein Ausrutscher wäre fatal. Eine weitaus ungefährlichere Sicht in den Abgrund und auf die steilen Wände des Barranco de las Angustias, der Schlucht der Ängste, bietet wenig später der mit einem Geländer gesicherte Aussichtspunkt Mirador de los Andenes. Der Überlieferung nach war die Schlucht während der spanischen Eroberung letzter Zufluchtsort der Guanchen, der Ureinwohner La Palmas. Hierher flohen sie im Winter 1493 vor den Spaniern – viele starben an Hunger und Kälte, andere fielen in die Sklaverei.

2.426 Meter hohe Vulkanreste

Ein Schritt in die falsche Richtung wäre fatal. – Foto: Cornelia Lohs

Nach dem kurzen Stopp am Mirador de los Andenes geht es weiter bergauf. Die Hitze drückt erbarmungslos, die Sonne blendet, kein Schatten weit und breit. Die Caldera de Taburiente, seit 1954 Nationalpark, misst neun Kilometer im Durchmesser und hat einen Umfang von rund 28 Kilometern. Nördliche Grenze bildet der Höhenzug Cumbre de los Andenes, der im Süden zunächst in die Cumbre Nueva, dann in die Cumbre Vieja übergeht. Mächtigster Gipfel und heutiges Ziel ist der alles überragende Roque de los Muchachos, eine Ansammlung alter Vulkanschlote und mit 2.426 Metern der höchste Berg der Insel.

Noch sind es mehrere Kilometer bis zur Sternwarte. – Foto: Cornelia Lohs

An den Hängen des Gipfels erscheinen seltsame schneeweiße und metallisch glänzende Kuppeln. Bergauf erscheinen sie näher, bergab weiter weg, mitunter verschwinden sie völlig aus dem Blickfeld. Eine Sinnestäuschung? Mehr als zwei Marschstunden später tauchen die Gebilde in voller Größe auf.

Dem Himmel so nah

Observatorium auf dem Gipfel. – Foto: Cornelia Lohs

Es sind Sternwarten des „Observatorio del Roque de los Muchachos“ (ORM), einem der umfangreichsten astrophysikalischen Observatorien der Welt. Prunkstück ist die 45 Meter hohe Kuppel, die das 400 Tonnen schwere Gran Telescopio Canarias (Grantecan) beherbergt, das die Sehstärke von vier Millionen menschlichen Pupillen hat. Seit seiner Inbetriebnahme 2009 ist das größte Spiegelteleskop der Nordhalbkugel und das zweitgrößte der Welt in bis dahin unerreichte Tiefen des Weltraums vorgedrungen, so zum Beispiel 2016 in eine 500 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie.

Die Kuppel des Grantecan.

Entdeckt wurden in den letzten Jahren mehr als 80 supermassive schwarze Löcher im frühen Universum, dunkle Materien, Geistergalaxien und Exoplaneten. Das 130 Millionen Euro schwere Riesenauge ist so präzise, dass es sogar einen Teller Obst auf dem Mond erkennen könnte. In den Anlagen des 1985 eingeweihten Observatoriums auf dem Roque erforschen Wissenschaftler aus 19 Ländern das Universum. Einer, der auch mal dort forschte, ist Queen-Gitarrist und Astrophysiker Brian May, der im Observatorium 2007 seine 1971 aufs Eis gelegte Doktorarbeit abschloss. Ein Hingucker ist das MAGIC-Teleskop, eine Konstruktion aus tausend 50 Zentimeter großen Aluminiumspiegeln, die im Freien steht und die Gamma-Strahlung aus dem All erforscht. MAGIC steht für „Major Atmospheric Gamma Ray Imaging Cherenkov“.

Gipfel über den Wolken

Major Atmospheric Gamma Ray Imaging Cherenkov, kurz MAGIC, ist ein Blickfang. – Foto: Cornelia Lohs

Der Gipfel des Roque de los Muchachos ist nur einen Katzensprung von den Sternwarten entfernt. Der 360-Grad-Panoramablick auf die felsige, von sattem Grün überzogene Insel ist spektakulär. Zu Füßen liegen die Weiten der Caldera de Taburiente entlang der Gipfelkette. Über dem Talkessel hängen Wolkenfetzen, in der Ferne kommen die Nachbarinseln Teneriffa, La Gomera und El Hierro in Sicht.

Die Weiten der Caldera. – Foto: Cornelia Lohs

Dass man auf dem Gipfel über den Wolken steht, ist den aus Nord-Ost wehenden Passatwinden zu verdanken, die dafür sorgen, dass die Wolkenschicht über der Insel in 700 bis 1500 Metern Höhe geformt wird. Die Passatwolken tragen dazu bei, dass auf dem Eiland keine störenden Strahlen in höhere Schichten gelangen. Dank des Überflugverbots, der Abwesenheit lichterfunkelnder Städte, Leuchtreklamen und nennenswerter Industrie, sind die Luft so rein und die Nächte so klar und dunkel wie nirgendwo sonst in Europa. Damit das auch so bleibt, wurde zum Schutz vor Lichtverschmutzung 1988 auf La Palma das weltweit erste Lichtschutzgesetz erlassen und die Insel 2012 von der UNESCO zum ersten „Starlight Reserve“ der Erde zertifiziert.

Sterne zum Greifen nah

Das von Skandinavien finanzierte Nordic Optical Telescope. – Foto: Cornelia Lohs

Den dunklen und klaren Nächten sei Dank, funkeln die Sterne über der Kanareninsel besonders hell und sorgen nach Einbruch der Dunkelheit für ein atemberaubendes kosmisches Spektakel. Ganz besonders auf dem Roque de los Muchachos, wo man dem Firmament mit seinen zahlreichen unterschiedlichen Sternenkonstellationen gleich über 2.400 Meter näher ist. Jährliches Highlight ist die Zeit zwischen dem 17. Juli und 24. August, wenn Sternschnuppen über den Nachthimmel ziehen und ein Leuchtregen mit bis zu 100 Lichtfunken pro Stunde niedergeht. Gelegenheit, zahllose Wünsche gen Himmel zu schicken! Die Ernennung La Palmas zum Starlight Reserve war der Auftakt zum Astrotourismus. Auf der gesamten Insel entstanden astronomische Aussichtspunkte und Hotspots zur Sternenbeobachtung sowie Starlight-Unterkünfte, die ihren Gästen Teleskope und Nachtgläser zur Verfügung stellen. Einblicke in die Welt der Astronomie und die Arbeit der Astrophysiker bietet das Ende 2021 am Roque des los Muchachos eröffnete Besucherzentrum, das sich dank seiner Basalt-Verkleidung wie ein Felsen in die einzigartige Landschaft einfügt.

Wissenswertes rund um die Caldera de Taburiente

Die Flora auf La Palma ist den klimatischen Bedingungen angepasst.

Allgemeine Informationen: www.visitlapalma.es/de

Anreise: Direktflug mit Condor ab Frankfurt, Düsseldorf, München und Leipzig nach Santa Cruz de la Palma.

Startpunkt der beschriebenen Wanderung: Pico de la Cruz in der Caldera de Taburiente. Der Nationalpark liegt in der Inselmitte und streckt sich von dort hinauf in den Norden.

Voraussetzung für die Wanderung: Trittsicherheit und gute, möglichst knöchelhohe Wanderschuhe.

Trittsicherheit und vernünftiges Schuhwerk sind bei Touren in der Caldera de Taburiente unerlässlich.

Wanderrouten und geführte Wanderungen auf Deutsch: www.islabonitatours.com

Observatorium und Sternegucken: www.starsislandlapalma.es/de

Unterkunft: Himmlisch gut schläft man in der ruhigen Hacienda de Abajo in Tazacorte an der Westküste. Das außergewöhnliche Hotel inmitten üppiger Vegetation und duftender Gärten, einst eine Zuckerrohr-Hacienda, ist voller Kunstgegenstände und Möbel aus Europa und Asien aus vergangenen Epochen. Eigenes Restaurant mit hervorragender Küche. Außenpool vorhanden, zum Strand sind es wenige Minuten zu Fuß. Doppelzimmer sind ab 135 Euro pro Nacht erhältlich.


Die Recherchereise wurde vom Tourismus-Nachrichtenportal Tourinews organisiert und vom Reiseveranstalter FTI Group unterstützt.