Barrio Viejo – Tucsons farbenfrohe Seite

Barrio Viejo
Knallige Farben prägen die Häuserfassaden im Barrio Viejo in Tucson im US-Bundesstaat Arizona. – Foto: Visit Tucson

Barrio Viejo nennt sich das Viertel in der Innenstadt von Tucson in Arizona, das hauptsächlich aus den typischen farbenfrohen Adobe Häusern besteht. Es wurde Mitte des 19. Jahrhunderts größtenteils von Mexikanern erbaut und bewohnt und galt als armes Arbeiterviertel. Im 20. Jahrhundert wurde es ziemlich vernachlässigt und ihm drohte der Zerfall. 1969 fiel die Hälfte des Barrio Viejo, Spanisch für „Altes Viertel“, dem Bulldozer zum Opfer, als das Tucson Convention Center gebaut wurde, was von vielen heute sehr bedauert wird. Nun soll das Viertel diesen Sommer zum „National Historic Landmark“, also zum nationalen historischen Wahrzeichen erhoben werden. Dass es zu dieser Nominierung kommen konnte und dass der Rest des Viertels heute noch steht und sogar das größte Barrio Viejo der USA ist, verdankt es einem kleinen Schrein für einen Sünder.

Geburt einer Legende

Barrio Viejo
Sogar ein eigenes Wandbild ist dem Wesen und der Geschichte des Barrio Viejo gewidmet. – Foto: Visit Tucson

Der junge Farmhelfer Juan Oliveras soll in den 1870er Jahren inflagranti mit seiner Schwiegermutter erwischt worden sein. Der gehörnte Ehemann soll den Sünder daraufhin mit einer Axt erschlagen haben. Seine Geliebte, da sie ihn nicht auf dem kirchlichen Friedhof beerdigen lassen konnte, begrub ihn an Ort und Stelle. Mit der Zeit entstand in Oliveras’ Erinnerung ein Schrein. Die Legende von „El Tiradito“ (der kleine Schiffbrüchige) war geboren.

Der Schrein

Der Schrein von „El Tiradito“ ist zu einer Pilgerstätte geworden. – Foto: Visit Tucson

Nach einem Umzug befindet sich der Schrein seit fast 100 Jahren an seinem jetzigen Standort im Barrio Viejo. Den Anwohnern ist es zu verdanken, dass er seit 1971 auf der Liste der historischen Plätze der USA geführt wird, im U.S. National Register of Historic Places, was als Konsequenz den weiteren Abriss des historischen Viertels verhinderte Die Grotte hat sich zu einem Wunschschrein entwickelt, wo Besucher kleine Opfergaben, Kerzen, Fotos und Zettel mit Wünschen und Hoffnungen hinterlassen, von denen viele mittlerweile in die Ritzen der bröckelnden Lehmwand gerollt sind. Der Legende nach wird der Wunsch erfüllt, wenn eine Kerze bis zum nächsten Tag brennt. Zu finden ist der Schrein in der 418, South Main Avenue, unweit der St. Augustine Cathedral in der Innenstadt von Tucson.

Ein Viertel erwacht zu neuem Leben

Das historische Viertel ist ein buntes Kaleidoskop voller Hingucker. – Foto: Visit Tucson

Nicht erst seit der jüngsten Nominierung als historisches Wahrzeichen erlebt das Viertel einen neuen Aufschwung. Mit den bunten Fassaden der im traditionellen Stil erbauten Adobe Häuser, den mexikanischen Restaurants und angesagten Cafés ist es eine perfekte Mischung aus alt und neu. Eine wichtige Rolle spielt auch die Restaurierung des ockerfarbenen, im Stil einer Sonoran-Mission erbauten Teatro Carmen: seit seiner Eröffnung im Jahr 1915 als eines der ersten spanischsprachigen Theaters in den USA hat es viele Funktionen erfüllt, darunter beherbergte es bis 1986 einen Social Club. Jetzt wird das Gebäude aufwändig von dem Direktor des Film Fest Tucson, Herb Stratford, restauriert und soll als Theater und Konzerthalle 2024/25 wiedereröffnet werden. Stratford hat bereits erfolgreich das Fox Tucson Theater restauriert. Wer einen geführten Spaziergang durch das Barrio Viejo machen und mehr über das Viertel erfahren möchte, kann sich hier eine Tour buchen.

Wissenswertes zu Tucson

Farben und Kakteen prägen das Bild des Stadtviertels. – Foto: Visit Tucson

Tucson liegt im Südwesten Arizonas und ist die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates. Auch historisch hat die Stadt viel zu bieten: sie entwickelte sich zunächst vom spanischen Presidio zu einem mexikanischen Dorf, wurde 1854 Mexiko abgekauft und entwickelte sich durch den Bau der Southern Pacific Rail zu einer wichtigen Stadt in den USA. Bekannt ist Tucson auch für seine lebhafte Kulturszene, die eine Vielzahl von Museen, Theateraufführungen und Musikveranstaltungen umfasst. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören unter anderem der Saguaro Nationalpark, die Biosphere 2, das Pima Air & Space Museum, die Old Tucson Studios und das Arizona Sonora Desert Museum. Tucson hat eine große kulinarische Vielfalt zu bieten und wurde 2015 als erste Stadt der USA von der UNESCO als „Stadt der Gastronomie“ ausgezeichnet. Weitere Informationen unter www.visittucson.org.