Attraktive Steuerparadiese – Urlaub machen, wo das Geld ist

Männer mit dunkler Sonnenbrille, hoch geschlagenem Kragen am Trenchcoat und schwarzem Koffer in der Hand sucht man in vielen Steuerparadiesen vergeblich. Was nicht bedeutet, dass hier keine Geldgeschäfte vorbei am Fiskus gemacht werden. Denn nach wie vor erfreuen sich mehr als 30 Länder weltweit großer Beliebtheit als Umschlagplatz großer Finanzsummen. Das Gros dieser zumeist kleinen Staaten liegt in der Karibik, in Süd- und Mittelamerika sowie im Indischen Ozean. Aber auch in Europa finden sich noch immer einige Länder, die sehr zum Gefallen der Geldbesitzer ein Art Schweigegelübde über Kontodaten und -bestände praktizieren. Unabhängig von illegalen Transaktionen zeichnen sich diese Länder aber oft dadurch aus, dass hier aufgrund der geringen oder gar nicht erhobenen Steuern besonders günstig eingekauft werden kann. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass viele dieser Staaten überaus attraktive Reiseziele sind.

So etwa die Bermudas, in deren berüchtigten Dreieck nicht nur Schiffe auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind, sondern auch manch erkleckliches Sümmchen an Schwarzgeld. Denn rund um die Kapitale Hamilton profitieren Kunden von Banken, Versicherungen und Rückversicherern von den niedrigen Steuersätzen. Nicht von ungefähr haben Unternehmen wie Getränkehersteller Bacardi ihren Sitz auf der sonnenverwöhnten Inselgruppe im Atlantik. Palmen, traumhafte Strände, Weltkulturerbe wie in St. George oder die 200 Jahre alten Royal Naval Dockyards sind die Pfunde, mit denen das britische Überseegebiet ansonsten wuchern kann.

Für eine ähnlich laxe Steuerpolitik sind auch viele andere Karibikstaaten wie die Bahamas, Barbados, die Kaimaninseln, die Britischen Jungferninseln oder Anguilla und das mittelamerikanische Belize bekannt. Letzteres gilt mit den beeindruckenden Mayaruinen von Altun Ha, Xunantunich und Caracol sowie dem Weltnaturerbe Great Blue Hole als ein Traumziel für Taucher und Schnorchler. Das „große blaue Loch“ misst einen Durchmesser von mehr als 310 Metern, ist gut 125 Meter tief und zudem der Zugang zu einem spektakulären Höhlensystem mit riesigen Stalaktiten am Belize Barrier Reef. Böse Zungen behaupten, dass Loch sei groß genug, um gigantische Mengen an Schwarzgeld verschwinden zu lassen. In der Tat ist das ehemalige Britisch-Honduras ein Tummelplatz für Offshoregesellschaften, mit der Hilfe ausländische Investoren Steuern nicht nur minimieren, sondern völlig vermeiden können.

Ein großer Geldumschlagplatz in der Karibik sind auch die Bahamas. Und dies hat nichts mit dem aus den Bond-Abenteuern bekannten Kasino in der Inselhauptstadt Nassau zu tun. Mehr als 400 Banken und Investmentgesellschaften bieten hier ihre Dienste an, während die Urlauber das Karibikflair genießen. Steuerfahndern ein besonderer Dorn im Auge sind daneben die Cayman Islands, die als Offshore-Finanzplatz mit ihren 500 Geldinstituten und zahllosen Briefkastenfirmen komplette Steuerfreiheit garantieren. Von hier aus werden weltweit die meisten Hedgefonds abgewickelt. Nicht von ungefähr gilt die Hauptstadt Georgetown als der fünftgrößte Finanzplatz weltweit.

Aber auf den Caymans ist nicht nur jede Menge Geld im Fluss. Rund um die Inselgruppe finden sich im warmen Karibikwasser die Lieblingstauchgründe von Meeresforscher Jacques Cousteau. Dem steht auch die kleine Karibikinsel Anguilla östlich von Puerto Rico kaum nach. Während das Island selber von Wind und Sturm gepeitscht ist, spüren Anleger in der steuerfreie Zone eine gewisse Ruhe im Umgang mit ihrem Ersparten inmitten von Traumstränden und luxuriösen Ressorts. Davor bemühen sich die Insulaner im Gegenzug möglichst viel an den Touristen zu verdienen. Schließlich sind diese neben dem Finanzgeschäft die wichtigste Einnahmequelle der Insel.

Den Vergleich mit den Karibikstaaten müssen Mauritius und die Seychellen kaum scheuen. Dies liegt nicht nur an dem grandiosen Wetter, den weißen Stränden und dem wohlig warmen Wasser oder den prächtigen Tauchrevieren mit dem bunten Unterwasserkaleidoskop. Allein in Mauritius sind gut 9.000 Offshore-Firmen registriert, die mit großer Diskretion ihre Finanzdienste anbieten.  Ähnlich sieht es auf den Seychellen aus, wo Offshore-Firmen von Buchhaltungspflichten und Steuern befreit sind. Da lässt es sich gleichermaßen im Geld und im pudelwarmen Indischen Ozean baden.

Das vermeintlich größte Steuerparadies liegt fast am anderen Ende der Welt. Vielleicht ist die Entfernung von gut 18.000 Kilometern der Grund, warum viele in Vanuatu im Südpazifik ihr Geld in Sicherheit wähnen. Die gerade einmal 210.000 Einwohner der insgesamt 83 Inseln des Kleinstaates erfreuen sich an den gemäß einer Erhebung der International Finance Corporation (IFC) niedrigsten Steuern weltweit. Mit der Folge, dass Offshore-Banking hier boomt. Wer um den halben Erdball fliegt, findet aber mehr als nur traumhafte Konditionen für seine Penunsen in Vanuatu. Tauchen, Schnorcheln, Baden und Entspannen bestimmen hier den touristischen Alltag.

Wen es weniger in der Ferne zieht, der findet auch in Europa noch so genannte Steueroasen. Das Fürstentum Monaco ist eine solche. Nicht von ungefähr ist der Stadtstaat ein Treffpunkt der Schönen und Reichen, wobei gerade Letztere hier gerne einmal ein bisschen Geld deponieren, weil sie hier am Mittelmeer weder Einkommensteuer noch Erbschaftssteuer zahlen müssen. So oder so gehört der Besuch des Spielkasinos zum Pflichtprogramm in Monaco. Ebenso das Flanieren an der Hafenpromenade und der Besuch des ozeanografische Museums.

Bei Sparfüchsen steht daneben Andorra hoch im Kurs. Im Zwergstaat werden weder Einkommen noch Erbschaften oder Kapital besteuert, was sicherlich ein Grund dafür ist, dass der eine oder andere seine Fahrt von Frankreich nach Spanien für ein paar Stunden länger unterbricht. Wobei das Hauptinteresse dabei nicht den bis 2.946 Metern hohen Gipfeln der Pyrenäen gilt, sondern den eigenen Geldbergen. Weniger Betuchte erfreuen sich unterdessen an Alkohol, Parfüm und Zigaretten, die zollfrei zum Verkauf angeboten werden. Aber natürlich hat das Wintersportparadies mit seinen weitgehend ursprünglichen Tälern noch mehr zu bieten. Bekannteste Sehenswürdigkeiten sind die Margineda-Brücke, das Heiligtum von Meritxell in Canillo sowie die Kirche in Santa Coloma in der Hauptstadt Andorra la Vella.

Inseln der Steuerglückseligkeit sind auch Guernsey und Jersey mit Einkommenssteuersätzen von gerade einmal 20 Prozent sowie die Isle of Man. Letztere ist nicht nur als Austragungsort des wohl berühmtesten Motorradrennens der Welt, der Tourist Trophy (TT), ein Begriff. Auf der Insel in der Irischen See sind Kapital und Erbschaften steuerfrei und die Abgaben auf das Einkommen liegen bei maximal 20 Prozent. Haar in der Suppe ist, dass die Insel mit Deutschland ein Transparenzabkommen getroffen hat, so dass die meisten Deutschen entweder zum TT hierher kommen oder ganz entspannt Attraktionen wie das Laxey Wheel, Castle Rushen in der früheren Hauptstadt Castletown oder Peel Castle genießen. Ganz entspannt lässt sich auf der Isle of Man zudem wandern, auch wenn – oder gerade weil –  heute kaum noch Schwarzgeld aus deutschen Gefilden hierher wandert.