Mit „Le Grand Bal“ beginnt zur Silvesternacht die Wiener Ballsaison 2014: eine Zeit aufwendiger Kostüme, süßer Schlemmereien und Walzer – natürlich linksgedreht. Auf den großen Traditionsbällen gilt heute wie damals ein strikter Dresscode: Die Damen im langen Abendkleid oder in Festtracht, die Herren in Smoking oder Frack – und bitte mit Smokingschleife. Während Orden, Ehrenzeichen und goldene Taschenuhr bei den Herren gerne gesehen werden, gilt das Tragen von Armbanduhr oder Krawatte als gesellschaftlicher Fauxpas.
Auch wenn viele Traditionen des Hofzeremoniells des 18. Jahrhunderts noch heute lebendig sind, entwickelte sich die Wiener Ballkultur doch stetig weiter und verbindet mittlerweile gekonnt Tradition mit Moderne: So gehören die farbenfrohen Bälle der Gay Community inzwischen genauso dazu wie der berühmte Wiener Opernball und neben dem Wiener Walzer sind längst auch Disco- und Jazzmusik in die Ballsäle eingekehrt. Auf über 450 Veranstaltungen zeigt sich die altösterreichische Tradition des Wiener Balls heute so mitreißend und facettenreich wie nie. Und eines haben die Bälle alle gemein: Sie enden in der Regel nicht vor fünf Uhr morgens und dann zumeist mit dem Genuss einer deftigen Gulaschsuppe in einem der umliegenden Kaffeehäuser, die extra zur Ballsaison schon um diese Zeit öffnen.
Der wohl bekannteste der traditionellen Bälle, der Wiener Opernball am 27. Februar, bildet vor der einzigartigen Kulisse der Wiener Staatsoper einen Treffpunkt für Gäste und Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft. Gebannt verfolgen jedes Jahr nicht nur österreichische Zuschauer einen der Höhepunkte der Wiener Ballsaison vor dem Fernseher. Für die Organisation der Balleröffnung und den Feinschliff beim Walzertanzen sind die über 30 in Wien ansässigen Tanzschulen verantwortlich. Einen „süßen Auftakt“ in die Ballsaison bildet der Zuckerbäckerball am 16. Januar in der Wiener Hofburg. Veranstaltet von den großen Konditoreien und Bäckereien der Stadt, erwartet die Gäste ein abwechslungsreiches Programm aus musikalischen Beiträgen und Verlosungen von tausenden Torten und anderen Leckereien.
Auf dem Blumenball am 17. Januar zieren unzählige Blumenarrangements, kreiert von den Wiener StadtgärtnerInnen, die Festsäle des Rathauses und beim Ärzteball am 25. Januar treffen sich nationale und internationale Größen aus Medizin und Forschung. Besonders bei den WienerInnen sehr geschätzt ist der Kaffeesiederball am 21. Februar, der als einziger Ball in allen Sälen der Hofburg stattfindet. Mit rund 6.000 Gästen, eleganten Debütantinnen und einem Auftritt des Wiener Staatsopernballetts gilt er fast schon als kleiner Opernball. Ein Highlight der Ballsaison, veranstaltet von Künstlern für Künstler, ist zudem der Ball der Wiener Philharmoniker am 23. Januar. Gefeiert wird in einem der schönsten Konzertsäle der Welt, dem „Goldenen Saal“ des Musikvereins.
Dass der Wiener Ball schon lange mehr ist als Ausdruck klassischer, höfischer Tradition, zeigen die Bälle der homosexuellen Community. Egal ob schwul, lesbisch, bisexuell oder transgender: Beim Regenbogenball, einer Benefizveranstaltung am 22. Februar im Parkhotel Schönbrunn, wird zu Walzer, Fox und Samba das Tanzbein geschwungen – in diesem Jahr unter dem Motto „Love is in the Air“. Ein glamouröser Höhepunkt für die Gay-Community ist der Rosenball am 27. Februar: Als schrille und farbenfrohe Alternative zum klassischen Opernball, der am selben Abend stattfindet, gilt dort vor allem eins: Auffallen! Mit prachtvoller Abendkleidung oder in ausgefallener Kostümierung wird hier zu House- und Discomusik bis in die Morgenstunden gefeiert. Gastgeberin Miss Cindy hat den Rosenball zu einer Institution in der Donau-Metropole und einem gesellschaftspolitischen Statement zugleich gemacht. Jedes Jahr mischen sich prominente Opernballgäste zu später Stunde unter das Partyvolk.
Der Reinerlös der Wiener Bälle kommt meistens einer gemeinnützigen Organisation zugute, doch einige Veranstaltungen haben sich den karitativen Gedanken sogar zum Motto gesetzt: Der 1993 ins Leben gerufene Life Ball, der jährlich international bekannte Persönlichkeiten wie Bill Clinton, Janet Jackson oder Elton John nach Wien zieht, ist nicht nur Österreichs größtes Modeevent, sondern unterstützt zugleich mehrere Aids-Hilfsorganisationen. Mit dem Erlös des jährlichen Flüchtlingsballs im Rathaus der östterreichischen Hauptstadt werden Flüchtlinge im ortsansässigen Integrationshaus unterstützt. Weitere Informationen hier.
Mortimer
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