Alles Dushi auf der Karibikinsel Curaçao

Curaçao
Überaus farbenfrohe Hausfassaden prägen das Bild von Curaçao. – Foto: Honza Klein

Ein wenig obskur ist es schon in der Inselhauptstadt Willemstad Leuchtschriften mit dem Gruß „White Christmas“ und gleich daneben ein paar leuchtende Schneemänner zu sehen. Es ist Weihnachtszeit. Auch in der Karibik. Auch auf der zu den Niederlanden gehörenden Insel Curaçao.

Curaçao
Unter Curaçaos Palmen bleibt der Wunsch nach weißen Weihnachten chronisch unerfüllt. – Foto: Honza Klein

Dass Weihnachtszeit ist, bemerkt man an den überreichlich vorhandenen Leuchtfiguren und Schriftzügen. Bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius zwischen Heiligabend und Neujahr ist dies auch notwendig als Gedächtnisstütze. Dass man in Holland ist, macht die Architektur deutlich. Kleine Ziehbrücken und die typischen holländischen Handelshäuser am Hafen. Bunt angemalt und schon war man bei der UNESCO der Meinung, dass dies Weltkulturerbe sein muss.

Faszinierende Farbpracht

Mit Licht und bunten Farben zaubert Curaçao ein wenig Weihnachtsstimmung herbei. – Foto: Honza Klein

Vielleicht ein Tipp für so manche deutsche Kleinstadt. Einfach mal die Farbtöpfe aktivieren! Dabei war das Ganze wohl nur eine Absatz-Förderungs-Maßnahme der örtlichen Farbenfabrik. Es geht die Geschichte um Albert Kikkert hätte gemeint, dass die weißen Häuser die Sonne zu sehr reflektierten und das wiederum seine Migräne fördere. So ordnete er Kraft seines Amtes an, er war immerhin von 1816 bis 1819 Gouverneur von Aruba, Bonaire und Curaçao, die Häuser sollten bunt werden.

Curaçao
Es fällt nicht schwer, sich in die Karibikinsel zu verlieben. – Foto: Honza Klein

Die Bürger taten, was ihr Gouverneur wollte, kauften reichlich bei der einzigen Farbenfabrik der Insel und wie gesagt goutierte die UNESCO, dass viele Jahre später. Nach dem Tod von Kikkert stellte sich indes heraus, dass dieser ein nicht ganz unbedeutender Miteigentümer der ansässigen Farbenfabrik war. Nun ja – hübsch anzusehen ist es allemal und es wurde Tradition.

Einzigartiger Brückenschlag

Curaçao
Karibikflair an allen Ecken und Enden der Insel. – Foto: Honza Klein

Gleich davor befindet sich die ungewöhnlich Queen Emma Bridge. Wohl weltweit einzigartig. Sie verbindet die beiden Stadtteile Punda und Otrabanda versperrt jedoch den Eingang zu dem Natur-Hafen-Becken, welches wohl ein Grund für den Aufschwung der Insel war. Erst nutzten es die Spanier, Engländer, später die Holländer als Umschlagort für Sklaven. Heute nun ist Öl das Geschäft.

Der holländische Einfluss ist bei vielen Brückenbauwerken unverkennbar. – Foto: Honza Klein

Wenn also ein Schiff hindurch will, wird die Bücke einfach zu Seite bugsiert. Mitsamt Menschen darauf. Offensichtlich noch ohne irgendwelche EU-Normen. Keine Absperrungen, keine Wärter, die dafür sorgen, dass man nicht doch von der Kante fällt. Besonders voll ist es jedoch sowieso nicht auf der Queen Emma Bridge. Außer wenn wieder mal die Kreuzfahrer kommen. Bis zu vier Schiffe liegen dann vor oder direkt hinter der Brücke und die Touristen erobern die Altstadt und oder machen Ausflüge zu den Stränden.

Strandschönheiten

An von Palmen beschatteten Strandabschnitten mangelt es nicht. – Foto: Honza Klein

Besonders beliebt sind dabei die Kleine und einen Steinwurf weiter die Grote Knip. Zwei schöne Buchten mit glasklarem Wasser, Strand, eingefasst von Klippen, von der Mutige den Sprung wagen. Fast ganz im Westen gelegen ist hier sonst fast nur Wildnis. Die Orte sind winzig, aber es gibt ein paar Herbergen und einige Restaurants an den Klippen mit schönem Ausblick und den traditionellen Gerichten der Insel. Das sind vor allem deftige Suppen und Eintöpfe und vor allem Fleisch von Ziegen, Hühnern aber auch Leguanen. Natürlich auch allerlei Fisch.

Zu den eher ungewöhnlichen Inselbewohnern zählen Strauße. – Foto: Honza Klein

Auch ein eigentlich afrikanisches Tier hat es auf die Speisekarte geschafft. Im Süden der Insel gibt es Strauße. Aus der einst nur als reine Zucht für den Verzehr geplanten Anlage ist inzwischen ein Ausflugsort geworden. Von dort kann man auch Touren in die Wildnis machen. Etwa zur Sint Joris Baai, die bei Kitesurfern sehr beliebt ist.

Schwimmen mit Delfinen

Die farbenfrohen Häuser sorgen fast unweigerlich für gute Laune. – Foto: Honza Klein

Touristischer Hotspot ist indes wohl der Strandabschnitt zwischen Willemstad und dem Curaçao- Sea-Aquarium. Letzteres bietet übrigens auch die Möglichkeit, mit Delfinen zu schwimmen. Gleich daneben liegt eine der vielleicht schönsten Anlagen der Insel: Lions Dive & Beach Resort.

Curaçao
Die eine oder andere Hausfassade ist künstlerisch gestaltet. – Foto: Honza Klein

Nach Curaçao zieht es nicht einmal eine halbe Million Touristen pro Jahr. Weniger als 10.000 sind Deutsche, die Mehrzahl kommt aus den Niederlanden. Schließlich ist es ein autonomes Land innerhalb des Königreiches. Diese geringe Zahl der Gäste macht jedoch wohl auch den Reiz aus. Kein Massentourismus und man hat immer noch den Eindruck des ursprünglichen Lebens. So etwa am schwimmenden Markt in Willemstad, wo die Händler aus dem 60 Kilometer entfernten Venezuela vom Boot aus vor allem Obst verkaufen. Oder auch in der benachbarten alten Markthalle Plasa Bieu, wo nun Mittag in riesigen Töpfen gekocht wird.

Überschaubare Distanzen

Das Lions Dive & Beach Resort ist eine Institution auf Curaçao. – Foto: Honza Klein

Das erwähnte Lions Dive & Beach Resort liegt direkt am Seaquarium Beach. Besonders schön, weil im Meer ein Steinwall für ruhige See sorgt. Nicht umsonst laden auch hier die Kreuzfahrtunternehmen ihre Gäste für einen Strandtag ab. Von den Zimmern hat man einen romantischen Blick aufs Meer und noch romantischer wird es mit einem Drink bei Sonnenuntergang in der direkt am Strand gelegenen Chill Bar. Dazu gibt es etliche weitere Restaurants, die zum Hotel gehören.

Natürlich zeigt sich das Karibische Meer von seiner schönsten Seite. – Foto: Honza Klein

Gleich daneben zieht sich die Strandpromenade mit Restaurants, den üblichen Touriläden (dort kann man auch den üblichen Likör kaufen) und Bars entlang. Dort ist vor allem am Wochenende Partytime. Jedoch immer noch entspannter als in vergleichbaren Orten. Etwa Mallorca oder bulgarische Strände. Zudem hat man nie das Gefühl, sich unsicher fühlen zu müssen. Dies gilt übrigens auch beim Autofahren. Wenig Verkehr und sehr geruhsam. Ist man doch auch in einer Stunde an so ziemlich jedem Ort der Insel. Egal von wo aus.

Gescheiterte Winzer

Beim Streifzug über die Insel gibt es immer etwas zu entdecken. – Foto: Honza Klein

Eine Kuriosität findet sich gleich neben dem Flughafen, gegenüber der Hato-Höhlen. Oder besser gesagt fand sich. Denn einzig das Hinweisschild und das leere Landhaus zeugen noch von der Idee des holländischen Paares Ilse und Roelof Visscher. Sie betreiben schon in der Heimat ein Weingut und wollten das 2014 auch in der Karibik starten. Doch schon die Ernte 2016 war die letzte. „Zu viele Schwierigkeiten“, ist auf der Webseite zu lesen. So ist der Wein aus Curaçao nun eine echte Rarität und bei örtlichen Weinhändlern noch zu bekommen.

Einige Brücken bilden besondere Blickfänge. – Foto: Honza Klein

Nun ja, aber mit Curaçao verbindet man ja auch eher den gleichnamigen Likör, der nur entstand, weil der von den Spaniern im 16. Jahrhundert geplante Orangenanbau wegen des Klimas nicht funktionierte. Die Orangen verwilderten und man herausfand, dass man immerhin aus den Schalen etwas machen kann, weil diese mit ihren ätherischen Ölen einen besonderen Geschmack hatten.

Alles Dushi

Manche tierische Begegnung ist auf Curaçao garantiert. – Foto: Honza Klein

An den Bars an den Stränden ist es heutzutage aber vor allem Bier und Rummixgetränke, die über den Tresen wandern. Serviert von Kellnern, die auf ihren T-Shirts zu stehen haben „I am superdushi“. „Dushi“ bedeutet in der Landesprache Papiamentu so viel wie „nett“, „lieb“, „süß“ oder auch „Schatz“.

Selbst die kuriose Weihnachtswelt ist „dushi“. – Foto: Honza Klein

Wohl das Wort auf der Insel. Alles ist „Dushi“. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Die Menschen, die Drinks, das Wetter, das Essen, die Insel sowieso. Lieb, lecker, sexy, nett, schön – all das ist Dushi. Curaçao eben.