Giant’s Causeway – der Damm des Riesen

Gilt als das 8. Weltwunder: der Giant's Causeway an der Antrim Coats in Nordirland. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Gilt als das 8. Weltwunder: der Giant’s Causeway an der Antrim Coats in Nordirland. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Die Iren selber bezeichnen das ständig von Wellen umspülte Relikt aus prähistorischer Zeit als das 8. Weltwunder. Überall zwischen den sich zum Teil meterhoch auftürmenden Steinsäulen scheint hier im Nordosten der Grünen Insel die Urgewalt der Erde spürbar. Ohne Frage, der Giant’s Causeway, der Damm des Riesen, ist eine faszinierende Laune der Natur, die mit ihren hexagonalen Basaltsäulen zur meistbesuchten Sehenswürdigkeit Nordirlands avanciert.

Das einzige irische Naturdenkmal entstand vor rund 60 Millionen Jahren durch eine vulkanische Eruption der Erdkruste, deren Spuren sich von der Küste Antrims bis zu den vor Schottland gelegenen Inneren Hebriden nachweisen lassen. Dabei wurde entlang einer Bruchstelle westlich von Schottland und nordöstlich von Irland eine große Menge flüssiger Lava an die Oberfläche geschleudert. Die auskühlende Lava erstarrte zu den bemerkenswerten und bizarren Gesteinsformationen, wie sie am Giant’s Causeway, aber auch auf der Hebrideninsel Staffa zu finden sind.

Der Giant's Causeway ist eine faszinierende Laune der Natur. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Der Giant’s Causeway ist eine faszinierende Laune der Natur. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Die meisten der rund 37.000 Basaltsäulen sind sechseckig und im Schnitt 30 Zentimeter breit. Einige haben vier, fünf, sieben oder acht Seiten. Viele dieser Säulen tragen in Anlehnung an ihre Form und ihr Aussehen Namen wie „Lady’s Fan“ (Damenfächer), „Horse Shoe“ (Hufeisen), „Wishing Chair“ (Wunschstuhl) oder „Giant’s Organ“, die Orgel des Riesen. Als schönste Formation gilt das „Amphitheater“ mit Säulen bis zu fast 25 Metern Höhe und Klötzen, die wie Riesensitze wirken.

Um den Giant’s Causeway, der unlängst von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde, ranken sich zahlreiche Legenden. Die populärste Überlieferung ist die Geschichte des Riesen Finn McCool, der auch unter dem Namen Fionn MacCumhaill bekannt war. Die mythische Figur aus der irischen Sage, seines Zeichens Kommandant in der Armee des Königs von Tara, soll demnach den Damm eigenhändig errichtet haben, um zu seiner Geliebten zu gelangen, die auf der etwa 20 Kilometer entfernten schottischen Insel Staffa lebte.

Ein besonderes Stück Stein am Giant's Causeway: der Giant's Boot. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Ein besonderes Stück Stein am Giant’s Causeway: der Giant’s Boot. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Eine andere, weniger romantische Variante dieser Legende berichtet von einem Streit zwischen Finn McCool und dem schottischen Riesen Benandonner. Kurzerhand legte der mutige Kämpfer aus Ulster einen Damm an und marschierte mit seinen Siebenmeilenstiefeln über die irische See nach Staffa. Als er dort angekommen war und die Größe des Widersachers sah, verließ ihn jedoch schnell der Mut. Er gab Fersengeld und machte sich auf den schnellsten Weg zurück nach Irland.

Der schottische Riese wiederum nahm die Verfolgung auf und folgte ihm über den Damm. Finns überaus kluge Frau erkannte die Gefahr, steckte ihren Mann in Babykleider, verpasste ihm einen überdimensionalen Schnuller und legte ihn in ein gigantisches Kinderbett direkt an der Küste. Als der Koloss aus Schottland das vermeintliche Riesenbaby sah und sich gleichzeitig vorstellte, wie groß und stark der Vater sein müsste, flüchtete Benandonner zurück nach Schottland und ward nie wieder gesehen.

Octagonal, mächtig und bis zu zweieinhalb Meter hoch sind die Basaltsäulen am Giant's Causeway. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Octagonal, mächtig und bis zu zweieinhalb Meter hoch sind die Basaltsäulen am Giant’s Causeway. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Als eine der wenigen Spuren zeugt neben dem Damm der „Giant’s Boot“, der mächtige (Stein-) Stiefel des Riesen, in der benachbarten Port Noffer Bucht von den sagenumwobenen Geschehnissen. Aber unabhängig davon, ob die Geschichten ein reines Hirngespinst sind, kann ein jeder beim Anblick des Fionn MacCumhaill den alten Mythos vom Damm des Riesen nachvollziehen, zumal Schottland selbst bei mäßigem Wetter in Sichtweite und allenfalls einen Steinwurf, oder besser gesagt einen riesigen Schritt, entfernt liegt…

Weitere Informationen unter www.nationaltrust.org.uk/giants-causeway und unter www.giantscausewayofficialguide.com.

Rund 37.000 Basaltsäulen prägen den wohl spketakulärsten Abschnitt der Antrim Coast. (Foto Karsten-Thilo Raab)
Rund 37.000 Basaltsäulen prägen den wohl spketakulärsten Abschnitt der Antrim Coast. (Foto Karsten-Thilo Raab)

Buchtipps: Ulrike Katrin Peters & Karsten-Thilo Raab: Nordirland Reisehandbuch (ISBN 978-3-939408-00-0). Erhältlich ist der 128 Seiten starke Reiseführer für 12,90 Euro im Buchhandel oder direkt und portofrei beim Westflügel Verlag.

Ulrike Katrin Peters, Karsten-Thilo Raab: Oh, diese Iren, (ISBN 978-3-86686-804-5). Erhältlich ist die augenzwinkernde Hommage an die Iren für 5,90 Euro im Buchhandel oder direkt beim Conrad Stein Verlag.


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